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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Fußvolk, und der Durchbruch der Gegner
gelang. Plötzlich standen sich Dutzende von Rittern gegenüber, mit Schwertern
und Streitäxten fielen sie übereinander her. In immer neuen Wellen griffen die
Sabiner an, immer mehr Soldaten drängten über die Brücke, und bald hatte jeder
Tuskulaner zwei oder drei Feinde abzuwehren. Knochen splitterten und krachten,
Blut spritzte auf, und während über der Engelsburg die Sonne am Himmel aufzog,
übertönte das Kriegsgeschrei sogar das Läuten der Glocken, die seit Beginn der
Schlacht von den Kirchtürmen schlugen, auf beiden Seiten des Flusses.
    Â»Verflucht!«
    Eine Lanze traf Gregorios Pferd in die Flanke. Noch während das Tier
in die Knie sank, sprang Gregorio aus dem Sattel und ließ mit beiden Händen
sein Schwert über dem Kopf kreisen, um sich die Gegner vom Leib zu halten.
Teofilo spürte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss, und trieb seinen Hengst
mitten hinein ins Getümmel. Nein, das hatte nichts mit Gott zu tun. Das hier
war ein Kampf von Mann gegen Mann, ein Kampf auf Leben und Tod, in dem der
Stärkere über den Schwächeren siegte.
    Â»Achtung!«
    Teofilo fuhr herum. Wie aus dem Nichts sprengte ein Reiter auf ihn
zu. Freund oder Feind? Bevor er den Mann erkennen konnte, sauste eine Klinge
auf ihn herab. Im selben Augenblick hob er sein Schwert in die Höhe und
parierte den Stoß. Der Hieb fuhr ihm in alle Glieder, sein Pferd scheute und
schlug mit den Hufen, doch er konnte sich im Sattel halten. Stahl traf klirrend
auf Stahl. Zwischen den blitzenden Klingen sah er das Gesicht seines Gegners:
Eine Hundeschnauze, eine Fratze voller Wut und Hass, bleckte ihn an. Teofilo
ließ die Zügel schießen, packte sein Schwert mit beiden Händen und holte aus.
    Â»Zur Hölle mit dir!«
    Die Hundeschnauze konnte nur noch einmal schauen, ein erstaunter,
verwunderter Blick und im nächsten Moment der Versuch, sich wegzuducken. Aber
zu spät! Mit voller Wucht traf ihn Teofilos Schwert und durchschnitt seinen
Hals. Wie ein Ball flog der abgetrennte Kopf durch die Luft und landete in
einer Pfütze, das Gesicht mit offenen Augen und aufgesperrtem Mund gen Himmel
gerichtet.
    Â»Bravo, Bruderherz!«
    Gregorio nickte ihm zu, ohne im Kampf innezuhalten. Sein Kettenhemd
war rot von Blut, er hatte schon ein halbes Dutzend Männer niedergestreckt, und
wieder traf sein Schwert einen Sabiner. Teofilo erwiderte mit der Lanze seinen
Gruß, da bäumte sein Pferd sich erneut unter ihm auf. Noch bevor er sich in die
Bügel stellen konnte, schleuderte ein feindlicher Ritter seine Axt gegen den
ungeschützten Bauch des Tieres, und wiehernd vor Schmerz überschlug sich der
Hengst. Im Fallen sprang Teofilo aus dem Sattel, um nicht unter den Leib des
Tieres zu geraten. Keinen Wimpernschlag zu früh! Mit knapper Not gelang es ihm,
sich vor den wild in der Luft schlagenden Hufen zu retten.
    Â»Alles in Ordnung?«, rief Gregorio.
    Noch am Boden rückte Teofilo seinen Helm zurecht. Wo war sein
Schwert? Zum Glück brauchte er nicht lange zu suchen. Es stak mit der Klinge im
Erdreich, nicht weit von ihm entfernt, in der Nähe seines Pferdes, das sich mit
blutendem Bauch auf dem Rücken wälzte und versuchte, wieder auf die Beine zu
kommen. Doch kaum hatte Teofilo sich aufgerafft, um es aus dem Boden zu ziehen,
trat ihm ein Mann in den Weg, den er seit Kindertagen kannte.
    Domenico.
    Sie waren beide so überrascht, dass sie voreinander erstarrten.
Während der Schlachtenlärm um sie herum zu verstummen schien, schaute Teofilo
seinem Rivalen in die Augen.
    Dieser Mann hatte ihm die Frau seines Lebens genommen …
    Â»Fang auf!«
    Gregorio warf ihm ein Schwert zu. Doch im selben Moment, in dem er
den Griff zu fassen bekam, löste auch Domenico sich aus seiner Erstarrung und
stürzte sich auf ihn. Gleich darauf schlugen die Klingen aufeinander. Obwohl
Domenico so schmächtig war wie ein Knappe, konnte er es mit jedem Ritter in der
Campagna aufnehmen. Was ihm an Körperkraft fehlte, machte er mit seiner
Schwertkunst wett. Mit beiden Händen führte er seine Waffe und trieb Teofilo
vor sich her in Richtung Trastevere. Mit aller Kraft setzte Teofilo sich zur
Wehr, versuchte, Domenicos Angriffen mit unberechenbaren Sprüngen auszuweichen
und die immer schneller auf ihn herabsausenden Hiebe zu parieren, indem er zur
Gegenattacke ansetzte. Doch Schritt für Schritt musste er

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