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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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und …«
    Â»Unsinn! Giovanni Graziano ist der Papst. Auf sein Wohl!«
    Â»Hör auf zu saufen, verflucht noch mal! Du lallst ja schon!«
    Gregorio griff nach Teofilos Becher, doch mit einem Schritt, den nur
ein Betrunkener zustande bringen konnte, gelang es seinem Bruder, den Wein in
Sicherheit zu bringen, ohne einen Tropfen zu verschütten.
    Â»Hör du auf, mich rumzukommandieren!« Mit
blödem Grinsen hob er seinen Becher in die Höhe. »Prost!«, sagte er und stürzte
den Wein hinunter.
    Gregorio musste sich beherrschen, um ihn nicht zu ohrfeigen. Auch
Teofilo hatte, genauso wie Papst Gregor und Papst Silvester, eine Aufforderung
des Königs bekommen, in Sutri zu erscheinen, und alles sprach dafür, dieser
Aufforderung zu folgen. Wenn Teofilo in Sutri erschien, konnte er vor der
ganzen Christenheit seinen Rücktritt widerrufen und seinen Anspruch auf die
Cathedra erneuern. Doch genau aus diesem Grund weigerte er sich.
    Plötzlich wieder so nüchtern, als hätte er den ganzen Tag keinen
Tropfen getrunken, knallte er seinen Becher auf den Tisch und wischte sich mit
dem Ärmel über den Mund.
    Â»Nein! Und wenn du mich auf Knien bittest, ich werde nicht nach
Sutri reisen!«
    Â»Aber warum nicht, zum Henker?«
    Â»Wie oft soll ich dir das noch erklären? Wenn Heinrich mich im Amt
bestätigt, verfällt mein Anspruch auf den Peterspfennig.«
    Â»Ja und? Von dem Geld haben wir ja doch nichts.«
    Â»Wir nicht, aber Chiara! Außerdem«, fügte Teofilo hinzu, als sein
Bruder etwas einwenden wollte, »wer garantiert uns, dass die Aufforderung keine
Falle ist? Petrus da Silva hat das Lager gewechselt, er wird alles tun, um
meine Ansprüche außer Kraft zu setzen. Vielleicht hat er Heinrich überredet,
mich in Sutri zu verhaften, damit er sich den Peterspfennig unter den Nagel
reißen kann, und dann hätte Chiara keine Möglichkeit mehr, das Geld für ihr
Armenhaus …«
    Während er sprach, wurde draußen Geschrei laut. Gregorio trat ans
Fenster. Soldaten der Tuskulaner, an ihrer Spitze sein Bruder Ottaviano, kamen
zur Burg geritten, verfolgt von wütenden Bauern, die mit Mistgabeln und
Steinschleudern die Fliehenden vor sich hertrieben. Nur mit knapper Not
entgingen Ottaviano und seine Männer den Angriffen, bevor sie sich in den
Burghof retten konnten und das Tor sich hinter ihnen schloss.
    Â»Was ist passiert?«, wollte Gregorio wissen, als sein Bruder in den
Raum gestürzt kam.
    Bleich wie eine Wand erstattete Ottaviano Bericht. »In den Dörfern
herrscht Aufruhr, in der ganzen Grafschaft. Die Leute sind nicht bereit,
Benedikt anzuerkennen. Sie behaupten, er hätte sie ins Unglück gestürzt. Keiner
will sich seiner Herrschaft noch mal unterwerfen.«
    Teofilo hob höhnisch seinen Becher. »Es lebe Papst Benedikt!«
    Draußen prasselten Steine gegen die Burgmauern.
    Â»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Ottaviano.
    Gregorio zermarterte sich das Gehirn. Sollten sie die Aufständischen
niederprügeln? Wenn sie sich Dorf für Dorf vornahmen, würden sie schon für Ruhe
sorgen … Oder würden sie damit das Bauernpack noch wütender machen? Wenn erst
einmal Blut floss, konnte jeder Versuch, die Abgaben einzutreiben, zum Krieg
ausarten … In seiner Not nahm Gregorio Zuflucht zu seinen Fingernägeln. Verflucht,
warum war sein Vater so früh krepiert? Sein Vater hätte gewusst, was jetzt zu
tun wäre.
    Er wollte gerade Befehl geben, die Schießscharten zu besetzen, da
erinnerte er sich an eine Bemerkung, die Petrus da Silva einmal gemacht hatte.
»Wir brauchen einen Sündenbock«, hatte der Kanzler gesagt, »jemand, den wir zur
Rechenschaft ziehen können. Dann werden die Gemüter sich schon wieder beruhigen …«
    Sollte das die Lösung sein? Gregorio betrachtete die blutende Kuppe
seines Daumens und dachte noch einmal nach.
    Â»Ich glaube«, sagte er schließlich, »ich weiß, was wir tun.«
    Â»Na, Gott sei Dank!«, sagte Ottaviano. »Und – was ist dein Plan?«
    Mit einem Seitenblick auf Teofilo winkte Gregorio Ottaviano zu sich,
um ihm die Idee zu erläutern. Die Sache war so einfach, dass er sich wunderte,
warum er nicht schon früher darauf gekommen war.
    Â»Was flüstert ihr da?«, fragte Teofilo mit einem Rülpser.
    Â»Wir fragen uns gerade, in welcher Gasse Chiaras Armenhaus liegt«,
sagte Gregorio,

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