Der Klang Deiner Gedanken
Gottesdienst geleitete Baxter Allie zum Ausgang und ließ sich nur wenigen Leuten flüchtig vorstellen. Obwohl sein Missfallen auf dem raschen Marsch nach Hause deutlich spürbar in der Luft hing, breitete sich in Allie Frieden aus. Gott wollte sie in der Kirche in Groveside. Das war ihr Platz und nichts, was Baxter sagen würde, könnte ihr diese Freude nehmen.
„Ich habe sieben Angestellte von Miller’s Kugellager gezählt“, sagte er, als sie das Grundstück der Millers erreichten.
„Ach ja?“ Sie steckte die Hände in die Taschen ihres beigen Mantels. Was er damit sagen wollte, wusste sie, aber sie wollte, dass er seinen Snobismus zum Ausdruck brachte.
„Es schickt sich nicht, dass die Geschäftsleitung mit den normalen Arbeitern Gottesdienst feiert.“
„Warum nicht?“, antwortete sie und konnte einen amüsierten Ton in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
Baxters Mundwinkel gingen nach unten. „Es geziemt sich einfach nicht. Das ist nicht gut für die Autorität. Es erweckt den Anschein, als stünden wir und die auf einer Stufe.“
„Das tun wir doch auch.“
„Mach dich nicht lächerlich.“
„Tue ich nicht.“ Sie schubste mit der Schuhspitze ein trockenes Blatt beiseite. „Jesus Christus, der König aller Könige, hat sich mit den Armen abgegeben. Warum nicht auch ich? Außerdem geht es beim Gottesdienst um Gott, nicht um die gesellschaftliche Stellung.“
„Sei doch nicht so naiv. Es geht immer um die gesellschaftliche Stellung.“
Allie blieb stehen und sah ihn an. „Vor allem bei der Wahl deiner Ehefrau.“
„Nun, in der Tat. Und um unseretwillen solltest du dich auch an deinen Platz in der Gesellschaft halten.“ Er wies schwungvoll in Richtung Groveside. „Diese Leute. Mein ganzes Leben habe ich versucht, von ihnen wegzukommen. Und du, du hast alles – Geld, Herkunft, Ansehen – und wirfst es einfach so weg und ziehst deinen Familiennamen in den Schmutz.“
Ihr Nacken versteifte sich. „Ich sehe nicht, wo ich meinen Familiennamen in den Schmutz gezogen hätte.“
„Das Gerede der Leute, Allie.“ Baxters Blick wanderte am Zaun der Millers entlang. „Die ganze Stadt zerreißt sich auf Kosten deiner Eltern und mir das Maul. Deine Mutter sagt den Leuten, du würdest Wohltätigkeitsarbeit leisten, aber das glaubt niemand. Sie wissen, dass diese armselige Kirche dich ausnutzt. Du bist für sie nur ein dickes Bankkonto.“
Allie lachte empört auf. „Wieso sollte dich das stören? Mehr bin ich für dich doch auch nicht.“
Baxter riss die Augen auf. „Das ... das stimmt nicht.“
„Du hast recht. Ich bin so viel mehr für dich. Ich bin dein Erbe, dein sozialer Aufstieg, dein Ansehen und die Möglichkeit, meinen Vater zufriedenzustellen.“
„Das ist doch Unsinn.“ Baxter wandte sich ab und lief weiter die Magnolia Avenue entlang. Seine Stimme wurde leise, aber nicht leise genug, um das Beben darin zu unterdrücken. „Du hast das Thema gewechselt. Es geht hier um deine Kirche. Die Leute dort lassen dich für ihre Ziele rackern, als wärst du der billigste Arbeiter. Dabei stehst du über solchen einfachen Tätigkeiten. Du solltest wie deine Mutter hinter den Kulissen arbeiten und Geld für gute Zwecke sammeln.“
„Aber das ist nicht das, was ich will. Ich will den Menschen dienen.“ Allie passte ihren Schritt seinem an.
Er warf ihr einen stechenden Blick zu. „Ich habe das toleriert, weil ich wusste, dass es nur vorübergehend ist, aber jetzt reicht es mir.“
„Vorübergehend?“
„Wenn wir verheiratet sind, wirst du keine Zeit mehr für das Rote Kreuz haben und du wirst auch nicht mehr in diese Kirche gehen.“
„Doch, das werde ich.“ Aber stimmte das? Konnten sie wirklich in getrennte Kirchen gehen? Was würde mit ihren Kindern passieren? Ob sie auch nach Groveside durften? Von St. Timothy’s wollte sie sie um jeden Preis fernhalten.
In Baxters Blick lag eine Härte, die sie unter anderen Umständen attraktiv gefunden hätte. „Ich verbiete es dir. Und zwar ab sofort. Du wirst beim Roten Kreuz kündigen und nie wieder einen Fuß in diese Kirche setzen.“
Er erwartete tatsächlich, dass sie ihre Arbeit als Freiwillige aufgab und in die St. Timothy’s zurückkehrte? Zurück in ihr tristes, sinnloses Leben? Gottes Vorstellungen in den Wind schrieb? Genau das wollte er – dass sie Gottes Willen missachtete. Sie starrte in die blauen Augen unter dem dunkelblauen Hut. Mr und Mrs J. Baxter Hicks würden sich an einem Duett versuchen, aber in zwei
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