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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Fleck. Er würde nie jemanden damit verletzen wollen.“
    Allie stand auf und holte die Gesichtscreme aus ihrer Kosmetiktasche. In ihrem Magen herrschte ein unschönes Durcheinander.
    „Das letzten Sommer hat mich sehr wohl verletzt“, entgegnete Dorothy. „Er hat gesagt, Art würde mit Jeannie Llewellyn gehen, was aber gar nicht stimmte. Er wollte mich eifersüchtig machen, aber ich war nur noch wütend. Art, Walt und ich haben wochenlang nicht mehr miteinander geredet.“
    „Oh je.“ Allie setzte sich an den Schminktisch und schraubte die Cremedose mit der rechten Hand auf, an der der Nagellack bereits getrocknet war. Jetzt wusste sie ganz genau, woher die Spannungen zwischen Walt und Dorothy kamen.
    „Wobei man Walt auch verteidigen muss“, sagte Betty. „Er wollte nur helfen. Manchmal greift er eben zu einer Notlüge. Aber immer um zu helfen oder seine Freunde zu schützen. Na gut, manchmal auch um sein Gesicht zu wahren. Man darf nicht vergessen: Er ist Pastorenkind mit zwei perfekten Brüdern. Er kann es nur schwer ertragen, in einem schlechten Licht zu erscheinen.“
    Allie tauchte die Finger in die weiße, weiche Masse. „Ich weiß nicht. Er hat mir auch sehr unschmeichelhafte Geschichten von sich erzählt.“
    Bettys Augen blitzten auf. „Hat er die Scheune erwähnt?“
    Allie sah im Spiegel, dass sich ihre Augen erschrocken weiteten.
    Betty quietschte vergnügt. „Tatsächlich? Los, erzähl!“
    „Och bitte“, bettelte Dorothy. „Du musst es uns sagen.“
    Allie zögerte. Welche Loyalität wog schwerer? Die zu der alten Freundin oder die zum neuen Freund? „Ich kann nicht. Ich wüsste genau, wie ich mich fühlen würde, wenn Walt meine Geschichte weitererzählen würde.“
    „Welche Geschichte?“ Betty spitzte die Ohren. „Eine, die ich noch nicht kenne?“
    „Um ehrlich zu sein, ja.“
    „Mir kannst du sie erzählen. Ich bin deine beste Freundin.“
    Die Verletzung in Bettys Stimme bereitete Allie innere Qualen, aber wenn sie Baxters gesammelte Küsschen ausplauderte, würde Betty erbarmungslos aus ihr herauspressen, dass sie sich eigentlich gar nicht liebten. Sie massierte die Creme kreisförmig in ihre Wangen ein und lächelte schwach. „Tut mir leid. Die Geschichte einmal zu erzählen, war schon schlimm genug. Ein zweites Mal halte ich das nicht aus.“
    „So.“ Bettys Nasenflügel bebten und sie schob ihr Kinn nach vorn.
    Allie verteilte seufzend die restliche Creme auf ihrer Stirn. Diesen Gesichtsausdruck kannte sie nur zu gut. Betty würde tagelang kein Wort mehr mit ihr reden, es sei denn, sie verriet ihr oder Walts Geheimnis.
    Dorothy legte Betty den Arm um die Schulter. „Jetzt sei nicht eingeschnappt.“
    Betty verschränkte die Arme. „Ich bin nicht eingeschnappt.“
    „Und ob du das bist“, sagte Allie und musste lachen, weil Dorothy im gleichen Moment dasselbe gesagt hatte.
    Betty schob das Kinn noch weiter vor. „Wie soll das überhaupt aussehen, ‚eingeschnappt‘?“
    „Genau so.“ Allie setzte sich neben ihre Freundin und knuffte sie in die Seite. „Eingeschnappt, eingeschnappt.“
    Betty prustete los und knuffte zurück.
    Tock!
    Die drei Mädchen erschraken und sahen zum Fenster. „Was war das?“, fragte Betty.
    Tock!
    Betty krabbelte zum Fenster, hob den schweren Vorhang und spähte hinaus. „Da ist George. Und Art und Walt.“
    Musik drang durchs Fenster. „,I stand at your gate; and the song that I sing is of moonlight.‘“
    „Die Moonlight Serenade “, sagte Allie. „Wie romantisch. Schnell, mach das Fenster auf.“
    „Oh nein.“ Betty sprang zurück zum Bett und ließ sich zwischen ihre Freundinnen fallen. „Ich habe nur einen Bademantel an und Lockenwickler im Haar. So darf George mich nicht sehen.“
    Allie war die Einzige ohne Lockenwickler und ohne romantische Ambitionen, was die Herren im Garten anging. Aber trotzdem zögerte sie beim Gedanken an Walt, sich in ihrem Bademantel zu zeigen.
    Energisch stand sie auf. Es war an der Zeit, dass diese lächerlichen Fantasien ein für alle Mal aufhörten. Sie schob den Vorhang beiseite und drückte vorsichtig das Fenster nach oben, um ihre frische Maniküre nicht zu beschädigen.
    Das Lied verstummte. „Hallo, Allie“, riefen drei männliche Stimmen.
    „Guten Abend, Gentlemen.“ Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf das Fenstersims. Trotz der Verdunkelungsanordnung hatte jemand das Licht auf der Veranda angeschaltet, in dessen Schein George mit einer Ukulele, Art mit einem Kazoo und Walt

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