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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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ohne Weiteres auf dem Bootsdeck herum?“
    „Na ja, ich bin eben ein Opfer des Labyrinths im Inneren dieses Schiffchens geworden.“
    „Hast du mal wieder die Orientierung verloren?“, lachte sie vergnügt und griff nach seiner Hand, um ihn wieder einmal hinter sich herzuziehen. Offensichtlich nahm sie ihm seine Erklärung, weshalb er noch an Bord war, ohne Zweifel ab, und er kam dabei in den Genuss, sie erneut berühren zu dürfen. Richard schloss seine Hand fest um die ihre und blieb stehen. „Warte, Norah. Ich fahre ganz offiziell bis Queenstown mit.“
    Sie strahlte ihn an. „Die fehlenden Teile?“, vermutete sie richtig, und er nickte zustimmend.
    „Allerdings weiß ich nicht, ob Weltes Pläne tatsächlich durchführbar sind. Der Aufenthalt in Queenstown wird kaum für die Reparatur ausreichen.“
    „Da wäre ich mir nicht sicher. In Queenstown steigen vor allem irische Auswandererfamilien in die dritte Klasse ein. Sie alle werden einer Kopflausuntersuchung und genauen Musterung unterzogen. Das dauert mit Sicherheit eine ganze Weile.“
    Richard sah sie mit großen Augen ungläubig an und Norah reagierte mit einem einseitigen Achselzucken. „Hier herrscht strikte Klassenteilung, Herr Martin. Diese geht sogar so weit, dass für jede Klasse separates Geschirr an Bord ist“, erzählte sie munter weiter.
    „Das müssen ja Unmengen von Geschirr sein“, staunte Richard und ging einer jungen Dame aus dem Weg, die sich beeilte, einen Platz an der weiß gestrichenen Reling zu finden.
    „Allein fast 30.000 Teller!“ 7
    „Hoffentlich werde ich nicht zum Spüldienst verdonnert“, murmelte Richard daraufhin.
    Ein leichtes Zittern lief durch das ganze Schiff. Der große Augenblick war gekommen: Die Titanic legte, das erste Mal mit Passagieren an Bord, zu ihrer Jungfernfahrt ab.

    Richard drehte sich um und warf einen Blick über einige Frauen- und Kinderköpfe hinweg auf den Kai hinunter. In diesem Moment gab es dort weitere hektische Bewegungen. Einige Männer – Richard vermutete in ihnen Heizer – stürmten über den Platz. Sie riefen und gestikulierten wild, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie noch mit aufs Schiff gelassen werden wollten. Ein Unteroffizier verwehrte ihnen den Zugang und schließlich wurde die letzte Gangway eingeholt. Damit erklärte sich Richard auch, weshalb Dylan so schnell angerannt gekommen war. Vermutlich hatte man ihn und ein paar seiner Kollegen informiert, weil man nicht mehr damit gerechnet hatte, dass diese verspätete Gruppe noch pünktlich zur Abfahrt auftauchen würde. Dylan, der eigens nach Southampton gekommen war, weil er dieses Prozedere zur Genüge kannte, freute sich sicher darüber, die Heuer einzufahren 8 .
    „Ich muss dich jetzt allein lassen, Richard. Ich bin leider nicht zum Vergnügen hier“, machte Norah auf sich aufmerksam.
    Richard wandte sich ihr schnell wieder zu. „Sicher. Mir steht eine Erste-Klasse-Stewardess auch nicht zu“, entgegnete er gutmütig und zog sie, unbeachtet von den Gästen in dem fröhlichen Trubel um sie her, noch einmal an sich.
    „Fall nicht über Bord, Landratte“, flüsterte sie ihm zu und drückte ihre Wange für den Bruchteil eines Augenblicks gegen seine, ehe sie sich aus seiner Umarmung löste.
    „Die Gefahr, dass ich mich verlaufe, ist wesentlich größer“, gab er zurück und hörte sie noch lachen, als sie bereits zwischen den noch immer herbeidrängenden Passagieren verschwand.
    Richard ließ seinen Blick über die Hafenanlage schweifen. Ihn erstaunte das fehlende Interesse am Auslaufen der Titanic, war sie doch in der Presse übermäßig angepriesen und als unsinkbares Wunderschiff hochstilisiert worden. Er hätte ein wesentlich größeres Brimborium erwartet – wenigstens eine Musikkapelle, so wie es bei der Jungfernfahrt der Olympic gewesen war. Und obwohl aufgrund des Kohlestreiks ungewöhnlich viele Schiffe im Hafen lagen, ließen auch sie ihre Hörner zum Abschied nicht ertönen.
    Fasziniert beobachtete er, wie der Liner sich langsam aus dem Hafenbecken hinausbewegte, vorbei an der Oceanic und der New York . Richard blickte auf die wie Zwerge neben der Titanic wirkenden Schiffe hinab. Dabei sah er, wie die Taue, mit denen die New York am Kai festgemacht war, plötzlich rissen, als handle es sich lediglich um dünne Fäden.
    Auf der New York entstand ein großer Tumult unter der Besatzung. Langsam, aber unaufhörlich bewegte sich der kleinere Dampfer auf die Titanic zu. Mehrere Schlepper versuchten, das in

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