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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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ihn eingeladen hast.«
    Farish lachte. »Ich hab ihn nicht eingeladen. Dolphus hat mir gesagt, dass er zu diesem Homecoming rüberfahren wollte...«
    »In East Tennessee.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber er ist noch nie hier unten gewesen. Ich dachte, du und der Junge, ihr könntet euch zusammentun, weil du doch gerade erst anfängst, und der Junge hat schon’ne große eigene Gemeinde. Ich schwöre bei Gott, mehr weiß ich darüber nicht.«
    Lange war es still in der Leitung. Etwas an der Art, wie Farish atmete, ließ Eugene sein spöttisches Grinsen spüren, fast so deutlich, als könnte er es sehen.
    »Aber in einem hast du Recht«, wiederholte Farish großmütig. »Man kann wirklich nicht wissen, was dieser Loyal so treibt. Und dafür muss ich mich bei dir entschuldigen. Der alte Dolphus steckt seine Nase wirklich in jeden Kochtopf.«
    »Loyal hat mit alledem nichts zu tun. Das hier ist ’ne Sache, die ihr alleine ausgebrütet habt, du und Danny und Dolphus.«
    »Du hörst dich furchtbar an«, sagte Farish. »Sag mal, hast du wieder diese Kopfschmerzen.«
    »Mir geht’s ziemlich mies.«
    »Hör mal, wenn ich du wäre, würde ich mich hinlegen. Wollt ihr beide heute Abend predigen?«
    »Warum?«, fragte Eugene misstrauisch. Nachdem die Sache mit Dial um ein Haar schief gegangen wäre – reine Glückssache, dass sie die Schlangen auf den Truck geschafft hatten, bevor er aufgetaucht war –, hatte Loyal sich für den ganzen Ärger entschuldigt (»war mir über die Situation nicht im Klaren, wie du hier in der Stadt lebst«) und sich erboten, die Schlangen an einen ungenannten Ort zu verfrachten.
    »Wir kommen hin und hören euch zu«, sagte Farish großzügig. »Ich und Danny.«
    Eugene strich sich mit der Hand über die Augen. »Das will ich nicht.«
    »Wann fährt Loyal wieder nach Hause?«
    »Morgen. Hör mal, ich weiß, dass du was im Schilde führst, Farsh. Ich will nicht, dass du diesen Jungen in Schwierigkeiten bringst.«
    »Wieso machst du dir seinetwegen solche Sorgen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Eugene, und das stimmte wirklich.
    »Na, dann sehen wir euch heute Abend«, sagte Farish und legte auf, bevor Eugene noch ein Wort hervorbrachte.
     
    »Was da oben los ist, Sweetie, da hab ich keinen blassen Schimmer«, sagte Pemberton. »Aber ich kann dir sagen, wer die Bude gemietet hat: Danny und Curtis Ratliffs großer Bruder. Er ist ’n Prediger.«
    Bei diesen Worten drehte Hely sich um und starrte Harriet erstaunt an.
    »Er ist ’n echter Irrer«, sagte Pem. »Und mit seinem Gesicht stimmt was nicht. Er steht draußen am Highway und brüllt und schüttelt seine Bibel, wenn die Autos vorbeifahren.«
    »Ist das der Typ, der ans Auto gekommen ist und an die Scheibe geklopft hat, als Daddy an der Kreuzung gehalten hat?«, fragte Hely. »Der mit dem unheimlichen Gesicht?«
    »Vielleicht ist er auch nicht verrückt. Vielleicht ist es bloß ’ne Nummer«, sagte Pem. »Die meisten von diesen Hinterwald-Predigern, die rumschreien und in Ohnmacht fallen und auf Stühle springen und den Gang rauf- und runterrennen, die
machen bloß Theater. Ist alles ein großer Betrug, dieser Erweckungskram.«
    »Harriet – Harriet, weißt du was?« Hely wand sich unbändig aufgeregt auf dem Sitz. »Ich weiß, wer der Typ ist. Er predigt jeden Samstag in der Stadt. Er hat einen kleinen schwarzen Kasten, an den ein Mikrofon angeschlossen ist, und...« Er wandte sich wieder seinem Bruder zu. »Glaubst du, der fuchtelt mit Schlangen rum? Harriet, erzähl ihm, was du da drüben gesehen hast.«
    Harriet kniff ihn.
    »Hmm? Schlangen? Wenn der mit Schlangen rumfuchtelt«, sagte Pemberton, »dann ist er noch verrückter, als ich dachte.«
    »Vielleicht sind sie ja zahm«, sagte Hely.
    »Idiot. Schlangen kann man nicht zähmen.«

    Es war ein Fehler gewesen, Farish von dem Auto zu erzählen. Eugene bereute, dass er überhaupt ein Wort davon gesagt hatte. Farish hatte eine halbe Stunde später zurückgerufen, als es Eugene gerade gelungen war einzudämmern, und dann noch einmal zehn Minuten später. »Hast du irgendwelche verdächtigen Figuren in Uniform auf der Straße vor deinem Haus gesehen? Im Jogginganzug, im Hausmeisterkittel?«
    »Nein.«
    »Hat dich jemand beschattet?«
    »Hör mal, Farsh, ich versuche ein bisschen zu schlafen.«
    »Ich sag dir, woran du merkst, wenn sie dich beschatten. Du überfährst ’ne rote Ampel oder fährst in der falschen Richtung durch ’ne Einbahnstraße, und dann siehst du, ob sie dir nachfahren.

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