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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Tiefladers. Aber ich merkte es sehr schnell: Der Kühlergrill seines Wagens gab nach, der Kühler platzte, und Dampffontänen schossen heraus. O Mist, dachte ich, aber der Schaden war schon angerichtet. Demnach, so dachte ich, kann ich ebenso gut weiterschieben, bis mein Weg frei ist.
    Von meinem Stiefvater musste ich mir anschließend eine Strafpredigt anhören, die sich gewaschen hatte, aber die älteren Männer im Steinbruch behandelten mich von nun an mit Respekt - und dieser niederträchtige Dummkopf ging mir aus dem Weg. Seither ist mir Kraft stets wichtiger als Geschwindigkeit.
    Aber in South Dakota mussten wir schnell sein. Nur dann bestand die Aussicht, dem steigenden Wasser des Missouri zuvorzukommen. In den nächsten beiden Jahren, als ich im Sommer jedes Mal über dem Problem brütete, kam mir eine Idee: Vielleicht war Kraft hier tatsächlich der Schlüssel zur Geschwindigkeit.
    An einem kühlen Morgen im Juni 1960 kroch ein Lastwagen mit Tiefladeanhänger holpernd zur Sully-Stätte. Er brachte einen Bulldozer und eine Planiermaschine. Ich hatte bei der National Science Foundation Forschungsmittel beantragt, um für die Ausgrabungen schweres Gerät mieten zu können, und sie hatten sich - ganz offensichtlich mit gemischten Gefühlen - bereit erklärt, mir das Experiment zu ermöglichen.
    Ich wollte eine besondere Eigenschaft des hiesigen Bodens nutzen: Die durchwühlte Erde der Arikara-Gräber war dunkler und sah lockerer aus als der dichte, unberührte Löss in ihrem Umfeld. Deshalb waren die Umrisse der Gräber für das geübte Auge leicht zu erkennen. Es klappte zumindest dann, wenn man die oberste Bodenschicht vorsichtig von Hand entfernte. Würde es auch dann gelingen, wenn wir die ersten 30 Zentimeter der Deckschicht mit schwerem Räumgerät abtrugen? Konnten wir dann noch die hölzernen Abdeckungen der Gräber und ihre charakteristischen, kreisförmigen Umrisse ausmachen - oder würden die Schaufeln und Räder der schweren Maschinen alles zu einer Masse aus Erde und Knochentrümmern zermahlen? Wenn ja, wäre das für mich ein unerwünschtes Ergebnis gewesen, denn ich war ja nach South Dakota gekommen, um Knochen zu bewahren und nicht um sie zu zertrümmern.
    Den Anfang machten wir in einem Gebiet, wo wir durch die Ameisen und unsere eigenen Ausgrabungen bereits wussten, dass wir wahrscheinlich Grabstätten finden würden. Der Bulldozerfahrer schlug eine gerade Schneise, die 25 Meter lang, aber nur fünf Zentimeter tief war. Außer Gras und feinkörnigem Löss kam nichts zum Vorschein.
    Mehrere weitere Gräben; immer noch nichts. In der Überzeugung, dass es eine dumme Idee gewesen war, wollte ich die Arbeiten gerade einstellen lassen, da sah ich es: Hinter Planierraupe und Bulldozer, in der magischen Tiefe von 30 Zentimetern, war eindeutig ein Kreis aus dunklerem, lockerem Boden zu erkennen. Ich stieß einen Schrei aus, auf den jeder Arikara-Krieger stolz gewesen wäre.
    In jenem Sommer legten wir mit Hilfe der schweren Geräte über 300 Gräber der Arikara frei - zehn Mal so viele, wie wir im Jahr zuvor von Hand ausgegraben hatten.
    Mittlerweile hatten wir in South Dakota den Sommer über eine richtige kleine Siedlung. Anfangs wohnten wir an der Grabungsstätte in Zelten, aber nach den ersten Jahren mieteten wir ein Haus für die Mitarbeiter und ein zweites für die Familie Bass, zu der außer mir jetzt auch Ann, Charlie und seit neuestem William M. Bass IV gehörte, unser Billy. Die übrige Mannschaft umfasste zehn Studenten und einen Koch, der sich immer mächtig anstrengen musste, um uns alle satt zu bekommen (manchmal scheinbar mit nichts anderem als Erdnussbutter aus staatlichen Überschussbeständen, einem Lebensmittel, das ich noch heute, 40 Jahre später, nicht ausstehen kann).
    Die Häuser waren spärlich möbliert. Alle schliefen auf Militärfeldbetten, Pritschen aus grünem oder beigefarbenem Segeltuch, das über ein wackeliges Holzgestell gespannt war. Von Anfang an bemerkte ich, dass die Feldbetten immer wieder das gleiche Problem bereiteten: Sie gingen kaputt. Nachdem Millionen Soldaten auf Armeefeldbetten schlafen konnten, ohne sie zu ruinieren, sollte eine Hand voll Studenten eigentlich ebenfalls dazu in der Lage sein. Die Ursache war, wie sich bald herausstellte, der Sex: Zwei Körper, die sich in Bewegung befanden, stellten für die Scharniere der Feldbetten eine zu starke Belastung dar. Also erließ ich eine Vorschrift, die erste meiner beiden Hauptregeln für die Mannschaft bei

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