Der König auf Camelot
Gemeinde nicht
schnurstracks gen Himmel fuhr. Der Papst höchstselbst, dem genau wie allen anderen daran gelegen war, daß
die Angelegenheit glanzvoll über die Bühne ging, hatte allen, die ihm nur
einfallen wollten, huldvoll aus der Ferne Ablaß gewährt.
Nach der Eheschließung kam das Hochzeitsfest. König
Pellinore und seine Königin – die während der ganzen kirchlichen
Feierlichkeiten Hand in Hand dagestanden hatten, hinter sich St. Toirdealbhach
und Mutter Morlan, geblendet und verwirrt vom Kerzenschein, vom Weihrauch und
von den Besprengungen – wurden auf den Ehrenplatz geleitet und von Arthur persönlich
gebeugten Knies bedient. Man kann sich vorstellen, wie das auf Mutter Morlan
wirkte. Es gab Pfauenpastete, Aal in Gelee, Devonshire-Cream, Curry-Fisch,
eisgekühlten Obstsalat und zweitausend andere Gerichte. Es wurden Reden
gehalten, Lieder gesungen, Toasts ausgebracht und Humpen geleert. Aus North
Humberland kam ein Eilkurier und überbrachte dem Bräutigam eine Botschaft. Sie
lautete: beste wünsche von merlin stop
geschenk liegt unterm thron stop alles gute für aglovale percivale lamorak
dornar.
Als sich die freudige Erregung ob dieser Depesche gelegt
hatte und das Hochzeitsgeschenk gefunden worden war, wurden unverzüglich für
die jüngeren Teilnehmer des Festes einige Gesellschaftsspiele arrangiert. Hierbei
zeichnete sich ein kleiner Page aus dem Hofstaat des Königs besonders aus. Es
war der Sohn von König Ban von Benwick, Arthurs Verbündetem in der Schlacht zu
Bedegraine: ein Knabe namens Lanzelot. Es wurde ein Apfelspringen veranstaltet,
Beilke, Topfschlagen und ein Puppenspiel, das Mac und die Schäfer hieß
und alle zum Lachen brachte. St. Toirdealbhach benahm sich daneben, als er im
Verlauf einer Auseinandersetzung über die Bulle Laudabiliter einen der
feisteren Bischöfe mit seiner Shille-lagh-Keule niederschlug. Nach einem
gefühlvollen Vortrag von Auld Lang Syne zerstreute sich schließlich die
Festgesellschaft zu später Stunde. König Pellinore wurde entsetzlich übel; die
frischgebackene Königin Pellinore brachte ihn zu Bett und erklärte sein
Unwohlsein mit übergroßer Aufregung.
Von
diesem Schauplatz weit entfernt – in North Humberland – sprang Merlin aus dem
Bett. Er war bei Morgengrauen und in der Abenddämmerung draußen gewesen, um
die Wildgänse zu beobachten, und hatte sich sehr müde zur Ruhe begeben. Im
Schlaf jedoch war’s ihm plötzlich eingefallen – das Allereinfachste! Was er in
der Verwirrung zu erwähnen vergessen hatte, war der Name von Arthurs Mutter! Da
hatte er nun von Uther Pendragon und Tafelrunden geschwatzt, von Schlachten und
Ginevra und Schwertscheiden und Vergangenem und Künftigem – und das
Allerwichtigste hatte er glattweg vergessen.
Arthurs Mutter war Igraine – dieselbe Igraine, die in
Tintagil erbeutet worden war; jene Igraine, von der die Orkney-Kinder im runden
Turm gesprochen hatten. Arthur war in der Nacht gezeugt worden, da Uther
Pendragon ihre Burg eroberte. Natürlich konnte Uther sie nicht heiraten,
solange sie um den Earl in Trauer ging; also wurde der Sohn zu früh geboren.
Deshalb hatte man Arthur zu Sir Ector gegeben, der ihn aufzog. Keine
Menschenseele hatte gewußt, wo er geblieben war – außer Merlin und Uther. Und
jetzt war Uther tot. Nicht einmal Igraine hatte es gewußt.
Unschlüssig stand Merlin barfuß auf dem kalten Boden. Hätte
er sich doch nur stehenden Fußes in die Lüfte gekreiselt und wäre nach Carlion
geeilt, ehe es zu spät war! Aber nein: der alte Mann war müde und von seiner
Ruck-Sicht verwirrt, und zudem war’s ihm im Kopf ganz trüb und dumm von
Träumen. Morgen früh reicht’s auch noch, sagte er sich – und wußte nicht, wo er
war: in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Mit unsicherer Hand tastete er
sich zum Bett. In seinem schläfrigen Hirn weste bereits das Bild von Nimue. Er
taumelte hinein. Der Bart fuhr unter die Decke, die Nase ins Kissen. Merlin
schlief.
König
Arthur saß in der Haupthalle. Sie war leer. Ein paar seiner bevorzugten Ritter
hatten den Abendtrunk mit ihm genommen, aber jetzt war er allein. Es war ein
anstrengender Tag gewesen, obwohl er die Vollkraft seiner Jugend erreicht
hatte. Erschöpft ließ er den Kopf an die Rückenlehne seines Thronsessels sinken
und überdachte die Ereignisse der Hochzeit. Seitdem er König geworden war, seit
dem Augenblick, als er das Schwert aus dem Stein zog, hatte er zu kämpfen
gehabt, da und dort, allezeit, und die Sorgen
Weitere Kostenlose Bücher