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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Wunder nehmen
kein Ende.«
    »Ich hält’s nicht für eine Aventiure«, sagte Kay.
»Im Grunde ist er doch bloß dem Habicht nachgegangen.«
    »Und hat den Habicht gekriegt, Master Kay«, sagte
Hob tadelnd.
    »Wenn schon«, sagte Kay. »Ich wette, der Alte hat
ihn für ihn gefangen.«
    »Kay«, sagte Merlin, plötzlich furchterregend, »du
warst immer schon ein stolzer und hochmütiger Mensch mit böser Zunge – und vom
Mißgeschick verfolgt. Dein Unglück wird aus deinem eigenen Munde kommen.«
    Diese Worte riefen allgemeines Unbehagen hervor,
und Kay ließ den Kopf sinken, statt aufzubrausen wie sonst.
    Eigentlich war er gar kein unangenehmer Mensch, nur
flink, schlau, stolz, leidenschaftlich und ehrgeizig. Er gehörte zu denen, die
weder Gefolgsmann noch Führer sind, nur mit heißem Herzen streben und dem
Körper zürnen, der es gefangenhält. Merlin bereute seine Schroffheit sofort.
Er ließ ein kleines silbernes Jagdmesser aus der Luft kommen und gab es ihm, um
die Sache aus der Welt zu schaffen. Der Knauf des Griffes bestand aus einem Hermelinschädel,
poliert und glatt wie Elfenbein, und Kay war hell begeistert.
     
     
     
     
    KAPITEL 5
     
     
    Sir Ectors
Burg hieß The Castle of the Forest Sauvage -Schloß Wildwald. Eigentlich
war es eher ein Dorf oder eine Ortschaft, und in Zeiten der Gefahr war die Burg
tatsächlich das Dorf: denn dieser Teil der Geschichte handelt von gefahrvollen
Zeiten. Jedesmal, wenn ein benachbarter Tyrann einen Überfall oder eine
Invasion unternahm, eilten alle Bewohner des Gutes zum Herrenhaus; sie
trieben ihr Vieh vor sich her in die Burghöfe und blieben dort, bis die Gefahr
vorüber war. Die Bauernhäuser aus Fachwerk oder Flechtwerk wurden fast immer
niedergebrannt und mußten hinterher mit großem Gefluche wieder aufgebaut
werden. Aus diesem Grunde lohnte es nicht, eine Dorfkirche zu errichten, da man
sie ständig von neuem hätte bauen müssen. Die Dörfler gingen zum Gottesdienst
in die Burgkapelle. Sonntags trugen sie ihre besten Kleider und zogen in
gesitteter Haltung die Straße hinauf und blickten sich würdevoll um, als gäben
sie nicht gerne preis, wohin sie gingen, und an Wochentagen kamen sie in ihrer
Arbeitskleidung zur Messe und zur Vesper und schritten viel fröhlicher drein.
Damals ging jedermann zur Kirche, und zwar gern.
    Schloß Wildwald steht noch heute; die reizvollen
Ruinen der Burg sind von Efeu überwachsen und bieten sich Wind und Wetter dar.
Eidechsen leben jetzt dort, und die hungrigen Sperlinge wärmen sich winters im
Efeu, und eine Waldohreule sucht den Mauerbewuchs methodisch heim, wobei sie
vor der verängstigten Spatzengesellschaft rüttelt und mit den Flügeln an den
Efeu schlägt, um sie herauszutreiben. Der Außenring ist fast gänzlich eingesunken,
doch die Fundamente der zwölf Türme, die dort Wache hielten, sind noch zu
sehen. Sie waren rund und traten aus der Mauer in den Graben vor, so daß die Bogenschützen
nach jeder Richtung freies Schußfeld hatten und jeden Teil der Mauer
beherrschten. In den Türmen sind Wendeltreppen. Sie bewegen sich um eine
Mittelsäule herum, und diese Säule ist mit Schießscharten versehen. Sogar
dann, wenn der Feind in den Zwischenwall eingedrungen war und sich ins Innere
der Türme vorkämpfte, konnten die Verteidiger sich die Treppenwindungen hinauf
zurückziehen und ihre Pfeile durch die Schlitze auf die Nachdrängenden
abschießen.
    Der steinerne Teil der Zugbrücke mitsamt dem Torzwinger
und den Scharwacht-Türmchen der Vorburg ist gut erhalten. Hier hatte man sinnreiche
Vorkehrungen getroffen. Sollte es dem Feind gelungen sein, über die Holzbrücke
zu kommen (was nicht gut möglich war, da sie hochgezogen wurde), so hatte er
noch ein Fallgatter vor sich, das mit einem gewaltigen Balken beschwert war und
jeden Eindringling zermalmte. Im Boden des Außenwerks befand sich eine große
versteckte Falltür, durch die man automatisch im Graben landete. Am
Hinterausgang der Barbakane war ein zweites Fallgatter, so daß der Feind
zwischen den beiden eingeschlossen und von oben vernichtet werden konnte, denn
die Scharwacht-Türmchen hatten Löcher im Boden, durch die den Eindringlingen
alles mögliche auf den Kopf geworfen wurde. Schließlich befand sich mitten in
der gewölbten Decke der Vorburg, die bemaltes Maßwerk und Bossenwerk hatte,
noch ein hübsches kleines Loch. Es führte zum darüberliegenden Raum, wo ein
großer Kessel für siedendes Öl oder Blei stand.
    So viel zur äußeren

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