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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Regierung.
     
    Uther                                                            Uther Pendragon
     
    Nun gehörte ja der Wald dem
König, und er hatte jedes Recht, seine Hunde zur Jagd herzuschicken. Auch unterhielt
er eine ganze Anzahl hungriger Mäuler – man denke an seinen Hof und sein Heer
–, so daß es nur natürlich war, wenn er so viele Keiler, Böcke, Rehe usw. wie
möglich eingepökelt haben wollte.
    Es war also sein gutes Recht. Was indessen die
Tatsache nicht aus der Welt schaffte, daß Sir Ector den Wald als seinen Wald betrachtete und sich über das Eindringen der königlichen Meute ärgerte.
Als ob seine eigenen Hatzhunde das nicht ebenso gut könnten! Der König hätte
nur ein paar Keiler zu bestellen brauchen, und es wäre ihm ein Vergnügen
gewesen, sie zu liefern. Er befürchtete, seine Dickungen könnten durch ein
Rudel wilder königlicher Köter auf den Kopf gestellt werden – bei diesen
Städtern muß man ja auf alles gefaßt sein –, und der Rüdemann des Königs,
dieser Twyti, würde ob Ectors bescheidener Jagdführung die Nase rümpfen, die
Treiber verwirren und vielleicht gar versuchen, sich in seine Hundehaltung
einzumischen. Sir Ector war also keineswegs hellauf begeistert. Darüber hinaus
ergab sich ein weiteres Problem. Wo, zum Teufel, sollten die königlichen Hunde
untergebracht werden? Erwartete man etwa von ihm, Sir Ector, daß er seine
eigenen Hunde auf die Straße schickte, auf daß des Königs Hunde es sich in
seinen Zwingern bequem machen konnten? »Herr der Herrlichkeit!« wiederholte
der unglückliche Hofherr. Es war fast so schlimm wie das Zahlen des Zehnten.
    Sir Ector steckte den verwünschten Brief in die
Tasche und stapfte davon. Die Leibeigenen, die beim Pflügen waren, bemerkten
fröhlich: »Unser alter Herr is’ ma’ wieder unter Dampf, wie’s aussehn tut.«
    Das Ganze war eine verruchte Tyrannei und nichts anderes.
Es geschah jedes Jahr von neuem, aber das änderte nichts daran. Das
Zwinger-Problem löste er stets auf die gleiche Weise, und doch machte es ihm
Sorgen. Er würde seine Nachbarn einladen müssen, um den kritischen Blicken des
königlichen Rüdemanns etwas bieten zu können, und dies hieß, daß er Boten durch
den Wald schicken mußte – zu Sir Grummore usw. Dann würde er für Unterhaltung
sorgen müssen. Der König hatte frühzeitig geschrieben, so daß er wohl
beabsichtigte, diesen Kern gleich zu Beginn der Jagdsaison herzuschicken. Die
Jagd ging erst am 25. Dezember auf. Wahrscheinlich würde dieser Bursche auf
einem verdammten Boxing-Day-Treffen bestehen – eine riesige Festivität am
zweiten Weihnachtstag, die nichts einbrachte. Hunderte Mann Fußvolks würden
brüllen und den Keiler treiben und die Saat niedertrampeln und die sportliche
Seite der Sache verderben. Wie, zum Teufel, sollte er im November wissen, wo
am zweiten Weihnachtstag die kapitalsten Keiler steckten? Und wenn die ganze
Treiberbande schrie und schlug und stampfte, wußte man ja selbst nicht einmal,
wo man war. Und noch etwas: Ein Hund, der im kommenden Sommer zur Hirschjagd
verwendet werden sollte, wurde stets um Weihnachten auf den Keiler angesetzt.
Es war der eigentliche Beginn seiner »Auswildung« und Erziehung – die über
Hasen und was-weiß-noch-alles zur bestimmten Beute führte – , und dies
bedeutete, daß Twyti einen Haufen junger Hunde mitbringen würde, die allen nur
auf die Nerven fielen. »Verdammt noch eins!« sagte Sir Ector und trat mit Macht
auf einen Lehmkloß.
    Einen Augenblick lang stand er so, unwirsch und verdrießlich,
und sah zu, wie seine beiden Jungen versuchten, die letzten fallenden Blätter
zu fangen. Sie waren nicht mit dieser Absicht hergekommen und glaubten im
Grunde nicht daran, nicht einmal in jener längst vergangenen Zeit, daß jedes erwischte
Blatt im kommenden Jahr einen glücklichen Monat bedeute. Doch war es faszinierend,
wie der Westwind das letzte goldne Laub abriß, und die beiden Jungen konnten
nicht widerstehen, hinter den Blättern herzulaufen; sie schrien und lachten,
und es wurde ihnen schwindlig, wenn sie in die Höhe blickten; sie schössen
hierhin und dorthin, um der flatternden Geschöpfe habhaft zu werden, die
tatsächlich lebendig wirkten, da sie sich so gewandt jedem Zugriff entzogen.
So stürmten sie wie zwei junge Faune jauchzend durch die Ruinen des Jahres.
Warts Schulter war ausgeheilt.
    Sir Ector überlegte. Der einzige, der in der Lage
war, dem

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