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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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verdienen.«
    »Ach, wie schön! Dein Geschwätz rührt mich zu Tränen!«
    »Ich habe es auch nicht nötig, mich mit fremden Federn zu schmücken und mich als Held feiern zu lassen, obwohl einem anderen der Ruhm zukommt, ein Mädchen vor dem Tode bewahrt zu haben. Wir verstehen uns, Spink.«
    Spink sah sich von Carter in die Enge getrieben. Er mußte fürchten, daß Howard ihn vor Alicia bis auf die Knochen blamierte. Deshalb sah er keinen anderen Ausweg, als sich mit einem Satz auf seinen Gegner zu stürzen, der immer noch sein Fahrrad hielt. Howard reagierte instinktiv, gab seinem Velociped einen Schubs, daß es ein paar Schritte davonfuhr, bevor es umstürzte, und streckte Spink beide Fäuste entgegen. Die trafen Spink ins Gesicht, und Carter war sicher, daß sie ihm gehörigen Schmerz verursacht hatten, aber Spink gab, um sich vor dem Mädchen nicht zu blamieren, keinen Laut von sich. Nun holte Howard aus, um Spink mit dem rechten Handrücken ins Gesicht zu schlagen, aber noch bevor er zum Zuge kam, warf Alicia sich erneut dazwischen, wobei sie einen gellenden Schrei ausstieß, als sei sie es, der der Angriff galt.
    Sogleich ließen die Kampfhähne voneinander ab, vor allem auch deshalb, weil Alicias Schrei den Butler Albert und die Dienerschaft alarmierte. Die kamen von allen Seiten gelaufen, um der jungen Lady beizustehen. Schließlich bedurfte es längerer Erklärungen, bis Alicia dem zu Hilfe geeilten Personal die Umstände des Kampfes zwischen Spink und Carter klargemacht hatte und diese sich wieder zurückzogen.
    »Ihr Dummköpfe solltet eure Feindseligkeit nicht mit den Fäusten austragen, sondern im sportlichen Wettkampf!« meinte Alicia. Inzwischen hatten sich die Gemüter etwas beruhigt, ohne daß der Haß abnahm, und Alicia fragte: »Könnt ihr fechten oder reiten?«
    »Reiten!« erwiderte Spink, obwohl er kein besonders guter Reiter war. Aber er hegte die Hoffnung, daß Carter überhaupt nicht reiten konnte, und damit hatte er nicht Unrecht.
    Howard schüttelte den Kopf: »Kann weder fechten noch reiten. Aber mit meinem Velociped bin ich auf jeden Fall schneller als er mit seinem Pferdewagen!«
    »Daß ich nicht lache!« rief Spink hämisch, und er zeigte auf Howards Fahrrad, das abseits achtlos auf dem Boden lag: »Dieses Ding macht keine drei Meilen in der Stunde. Mit meinem Einspänner schaffe ich zehn Meilen mit Leichtigkeit!«
    Alicia, die für jeden Spaß zu haben war, wenn er nur Abwechslung in das Einerlei von Didlington Hall brachte, klatschte in die Hände und rief begeistert: »Warum probiert ihr es nicht aus? Ich will sehen, wer von euch beiden der Schnellere ist.«
    Während Robert Spink ohne zu zögern zustimmte, fand Carter Alicias Vorschlag albern. Im übrigen war er sich nun seiner Sache gar nicht mehr so sicher. Er hatte keine Zweifel, daß Spink mit der Peitsche auf sein Pferd einschlagen würde, und damit schneller war als er. Aber wollte er sein Gesicht nicht verlieren, dann mußte er in den ungleichen Wettkampf einwilligen.
    »Warum nicht«, meinte er schließlich, »aber ich stelle die Bedingungen!«
    »Ah, der junge Herr hat die Hosen voll!« feixte Spink und blinzelte Alicia zu.
    Carter überging die abfällige Bemerkung und sagte, ohne seinen Gegner eines Blickes zu würdigen: »Bis zu der Lärche an der Weggabelung ist es eine halbe Meile. Wir starten hier, umrunden den Baum, und wer als erster zurückkehrt und diese Linie überfährt, ist Sieger.« Dabei zog Howard mit dem Absatz eine Linie quer über die Einfahrt zum Herrenhaus.
    »Abgemacht!« Spink wischte sich mit dem Ärmel seines Leinenhemdes den Schweiß von der Stirn. Zum Schutz vor der tiefstehenden Sonne hielt er die Hand über die Augen und musterte die wuchtige Lärche in einiger Entfernung. Dann begab er sich zu seinem zweirädrigen Wagen, tätschelte mit der Hand die Hinterbacken seines Pferdes, kontrollierte das Zaumzeug und führte den Gaul zu der Linie, die Carter über den Kiesboden gezogen hatte.
    Inzwischen hatte Howard sein Fahrrad aufgehoben und alle Einzelteile wie Räder, Bremsen und Pedale auf einwandfreie Funktion überprüft, und dabei war er zu dem Ergebnis gekommen, daß er bedenkenlos den Wettkampf aufnehmen konnte. Er fand sogar Zeit, Miss Jones einen kurzen Gedanken zu widmen und sich die Frage zu stellen, wie sie das Vorhaben beurteilen würde, ob sie es ablehnen oder gutheißen würde, und augenblicklich erwachte in ihm das Bedürfnis, im Falle einer Niederlage von ihr getröstet zu

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