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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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hätten.
    Nein, eigentlich paßte dieser McAllen nicht so recht in die feine Gesellschaft, und er selbst gab das auch deutlich zu erkennen. Sein Karo-Anzug war ziemlich sportlich und eher seinem Automobil als dem feierlichen Anlaß angemessen. Daß er die Einladung annahm, obwohl sie ihm kaum Freude bereitete, hatte seinen Grund: McAllen, Witwer von Stand, seit seine Frau an der Schwindsucht, böse Zungen behaupteten aus Gram, verblichen war, hatte Mühe, seine heiratsfähigen Töchter Mary und Jane an den Mann zu bringen. Die beiden waren nun einmal keine Schönheiten, und der Kummerspeck hatte an ihren Hinterteilen – diese mit einem niedlicheren Ausdruck zu beschreiben wäre wirklich sehr gewagt gewesen – deutliche Spuren hinterlassen. So bedeutete eine respektable Mitgift für jede den einzigen Anreiz für mögliche Heiratskandidaten, und Vater McAllen ließ kaum eine Gelegenheit aus, auf diesen Umstand hinzuweisen. Schließlich tummelten sich in Adelskreisen nicht wenige Mannspersonen, deren Name von weit größerer Bedeutung war als ihr ererbter Besitz.
    Der einzige inmitten der illustren Gesellschaft, der sich für den Automobilisten interessierte, war »Porchy«, wie ihn seine Freunde nannten – und davon gab es viele. »Porchy«, groß, schlank und sportlich, kurz ein Bild von einem Mann, war nicht nur äußerst attraktiv, er war auch gescheit und weltgewandt, trotz seiner fünfundzwanzig Jahre, und – er war der dritte Mann im Vereinigten Königreich, der ein Automobil sein eigen nannte.
    George Edward Stanhope Molyneux Herbert, so sein richtiger Name, entstammte einem alten Geschlecht, das ihm schon von Kindesbeinen den Titel »Lord Porchester« sicherte, ein Umstand, der ihn alles andere als fröhlich stimmte, denn in Eton, wo jeder britische Lord ein paar Jahre zugebracht haben mußte, hänselten ihn seine Mitschüler, indem sie ihn »Porchy« nannten.
    »Porchy« hatte seine Kindheit auf dem Familiensitz Highclere Castle nahe Newbury verbracht. Dort gab es weite Pferdekoppeln, Teiche und tausend Abenteuer. Noch bevor er zur Schule ging, jagte er mit seinem Pony durch die umliegenden Wälder, und aus den Teichen in der Umgebung zog er armdicke Hechte. Man hätte sich kaum eine glücklichere Kindheit vorstellen können, wäre nicht »Porchys« Mutter bei der Geburt des dritten Kindes gestorben. Da war der Junge neun.
    Nach der Internatszeit in Eton besuchte »Porchy« das Trinity College in Cambridge; aber seine Ferien verbrachte er mit seinem Vater, dem vierten Earl of Carnarvon, regelmäßig an der italienischen Riviera, wo der Lord in Portofino eine prachtvolle Villa besaß und eine Segelyacht. Segeln wurde zur neuen Leidenschaft »Porchys«, und weder heftige Böen noch hoher Wellengang hinderten ihn, mit seiner Mannschaft auszulaufen.
    Er war einundzwanzig und hatte das College gerade hinter sich gebracht, da setzte er sich in den Kopf, mit dem Schiff die Welt zu umrunden. Im ersten Anlauf erreichte er mit seiner Mannschaft Südamerika, dann kehrte er um. Im folgenden Jahr nahm er Kurs ostwärts und kam nach Australien und Japan. Kurz nach »Porchys« Rückkehr starb sein Vater. Jetzt war »Porchy« der fünfte Earl of Carnarvon, ein Mann von großem Reichtum und hohem Einfluß, aber in seinem Herzen das, was er seit seiner Kindheit war, ein Abenteurer, dem Yachten, Pferde und Automobile mehr bedeuteten als die Politik ihrer Majestät oder abgehobene Gespräche über Courbet und Monet und die Schule von Barbizon.
    Nachdem der Lord und McAllen heftig über die Vorteile von Bürsten- und Verdampfungsvergasern gestritten hatten, jene wundersamen Geräte, welche den Kraftstoff lieferten, der den Motor eines Automobils zum Laufen brachte, und nachdem sie sich partout nicht einigen konnten, weil der eine diesen, der andere jenen Typ bevorzugte, trat Lady Margaret an »Porchy« heran, hakte sich bei ihm ein, und an McAllen gewandt sagte sie: »Wenn Sie erlauben, Sir, möchte ich Lord Carnarvon zum Dinner entführen. Die übrigen Gäste interessieren sich weniger für Höllenmaschinen als für das festliche Mahl, das Mrs. Cricklewood zubereitet hat. Ich bin überzeugt, ihre Kochkünste werden auch Sie begeistern. Entgegen landläufiger englischer Kochkunst achtet sie nämlich nicht nur darauf, daß das Essen gut aussieht, sondern auch darauf, daß es gut schmeckt. Kommen Sie, überzeugen Sie sich selbst.«
    Als Lady Margaret und Lord Carnarvon die Halle betraten, die zu dem feierlichen Anlaß in ein

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