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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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den Mythos des Indianischen Totems aneignete, es sei denn, man war völlig desinteressiert. Und der Superintendent wusste darüber mehr als die meisten anderen.
    Man hatte Joanna Portman an einen Leichenpfahl genagelt. Die Dogfish-Schnitzerei an dem Balken war eine Subspezies des pazifischen Hais.
    DeClercq war ein zu erfahrener Polizist, um irgendein mögliches Motiv zu übersehen, ganz gleich wie abseitig es auch sein mochte. Über die Jahre hatte er zu seinem Leidwesen lernen müssen, dass die verblüffendsten Erkenntnisse bei jeder Ermittlung manchmal aus einem kleinen, fast unbedeutenden Detail entstanden, das aus dem Unterbewusstsein wie ein Stück Treibholz von einem versunkenen Wrack auf dem Meeresboden emporsteigt. Jeder Polizist wird einem bestätigen, dass die Psychologie des Mordes eine wahrhaft bizarre Wüste ist. Hatte David Berkowitz nicht vom sprechenden Hund seines Nachbarn den Befehl zum Morden bekommen?
    Soweit DeClercq wusste, hatte es nie einen indianischen Kult gegeben, der dem des Zebra-Kults ähnelte. Aber die Basis dafür gab es. In letzter Zeit hatte sich eine erwachende Indianerbewegung auf British Columbia konzentriert.
    War es denn nicht erwiesene Tatsache, dachte DeClercq jetzt, dass die meisten Führungspersönlichkeiten der Farbigen während der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten bewusst nach den Wurzeln der Vergangenheit ihrer Leute gesucht hatten? Hatten nicht manche wie die Black Panther und die Black Muslims nach den gewalttätigsten Traditionen gesucht? Und hatte die Frauenbefreiungsbewegung nicht ebenso reagiert? Hatte nicht die sogenannte Frauenfeuerwehr in dieser Stadt Pornoläden angezündet? Und wie sah es mit den Indianern aus? Suchten sie nicht auch die Wurzeln ihrer Vergangenheit? Und würden am Ende nicht manche nach den gewalttätigeren Traditionen suchen? War dies nicht überall die immer gleiche Psychologie der Frustrierten?
    DeClercq sah wieder auf die Korkwand, betrachtete das Foto der an den Begräbnispfahl genagelten Joanna Portman.
    Also gut, dachte er. Lass deinen Gedanken eine Weile freien Lauf.
    Du hast einen Leichenpfahl. Welche Bedeutung hat der?
    Viele Stämme im Nordwesten hatten die Gewohnheit, nahe bei den Begräbnisstätten der Toten einen Leichenpfahl zu errichten.
    Gib mir eine weitere Tradition.
    Bei den Kwakiutl gab es die Regel, dass Leute, die mit den Toten nicht verwandt waren, den Trauernden die Haare schneiden mussten.
    Ist das der Grund, weshalb der Kopf fehlt? Ein symbolischer Haarschnitt?
    Nein, das passt nicht zum Ritual. Sie ist tot, sie ist keine Trauernde.
    Dann gib mir ein Ritual, das passt.
    Das kann ich nicht. Ich glaube, wir sind da vom Weg abgekommen. Diese Verbindung mit dem Totempfahl ist reiner Zufall. Es gibt kein Indianerritual mit einem abgeschnittenen Kopf …
    Es sei denn, ...
    Es sei denn, der Mörder ist nicht hinter dem Kopf als solchem her. Dann passt es zu Hamatsa und dem Kannibalenkult.
    DeClercq sah erneut das Bild an.
    Ein paar Sekunden später griff er nach dem Telefon.
    09:36 Uhr
    Beim zehnten Klingeln wurde der Hörer abgenommen.
    »Allo.«
    »Guten Morgen. Habe ich dich geweckt?«
    »Non, je suis tout juste de la douche. Attends un moment.«
    DeClercq wartete. Vor seinem inneren Auge sah er ein Bild seiner Frau, nackt, ihr kastanienbraunes Haar, ihren schlanken Körper, von dem das Wasser auf den Boden tropfte. Im Hintergrund konnte er klassische Musik hören. Ein Concerto für Flöte und Harfe. Genevieve spielte am Morgen immer Mozart.
    »Okay« , sagte sie und nahm den Hörer wieder. » Je suis décente.«
    »Der Grund, weshalb ich dich angerufen habe, Genny, ich hab da eine ziemlich verrückte Theorie und hätte gern deine Meinung dazu.«
    »Schieß los. Ich hör zu.«
    Als er fertig war, herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen. Dann sagte seine Frau nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens langsam: »Hat es früher schon einmal einen indianischen Todeskult gegeben?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Deine Theorie basiert also auf dem Zebra-Kult?«
    »Ja, und auf einigen anderen Fällen.«
    »Schildere mir die Zebra-Theorie noch einmal.«
    »Okay, im April 1975 wurden in San Francisco bei der Verhandlung gegen vier Black Muslims Beweise vorgelegt, dass sie einer Gruppe angehörten, die sich die ›Death Angels‹ nannte. Ziel dieses Kults war es, durch willkürliche Morde an Weißen einen neuen Rassenkrieg auszulösen. Nach Aussage des Hauptzeugen der Anklage waren im Gefängnis von San

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