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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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schätze, alle werden kommen, weil sie herausfinden wollen, was das alles zu bedeuten hat. Auch die Kirche wird da sein.«
    Wati stimmte ihm zu. »Ich denke, jeder wird da sein.«
    »Ein Zusammentreffen«, sagte Dane. »Ist lange her.«
    Es ließ sich nicht vermeiden, dass von Zeit zu Zeit, selten, zwei Apokalypsen kollidierten, aber das hätten die Leute im Vorfeld wissen müssen. In solchen Situationen sollten die Wächter der Beständigkeit - erklärte Retter, bezahlte Polizisten und die Feinde eines jeden, der ein Ende erklärte - nicht nur den Enden ein Ende machen, sondern sich auch zwischen die rivalisierenden Priester stellen, die darum wetteiferten, einen konkurrierenden gewöhnlichen Ruin zu verscheuchen, der sich ihrem eigenen hehren Ende in den Weg zu stellen drohte.
    Dane und Billy behandelten Zäune wie irgendetwas, nur nicht wie Hindernisse, sie nutzten Mauern als Treppenstufen und Dächer als geneigten Boden. Billy fragte sich, wie sein Engel der Erinnerung, sollte er ihrem Weg folgen, sich wohl auf diesem Terrain fortbewegen würde.
    Sie mieden die hell erleuchteten Straßenschluchten, in denen sich Polizisten aufhielten. Als sie dem Ort näher kamen, von dem die Gerüchte besagten, dass hier das Ereignis der Ereignisse stattfinden würde, erhaschte Billy aus den Augenwinkeln dann und wann einen Blick auf andere Vertreter der okkulten Bürgerschaft Londons - die, was, Nichteinwohner? Unter den Experten hatte sich die Nachricht von diesem Ort in Form von Geflüster, von Textbotschaften und Flugblättern verbreitet, als wäre das Ende der Welt eine Art illegale Party.
    Eine freie Fläche zwischen den Betonpfeilern von Hochstraßen. Die Welt sollte in einer abscheulich industriellen Gegend enden. Auf einer Abfallhalde. Umgeben von Werkstätten, die Grabinschriften für Fahrzeuge in Rost niederschrieben; von Lagerhäusern, deren Personal bei Tag aus müden Teenagern bestand; von Supermärkten und Mietlagern mit lustigen Schriftzügen in bunten Farben inmitten von ausgebleichtem Plunder. Dies war eine Arena unkultivierten Landes, beherrscht von in der Luft hängenden Straßen.
    »Wir müssen außer Sicht bleiben«, flüsterte Dane. »Finden wir heraus, was los ist und wer es ist«, murmelte Wati, der in ihren Taschen ein- und ausging.
    Seher fanden sich auf den Dächern ein. Billy entdeckte sie, ihre Silhouetten, wie sie dort saßen, den Rücken an einen Schornstein gelehnt. Er bemerkte die vernebelte Luft, dort, wo einige sich unsichtbar gemacht hatten. Dane und Billy klammerten sich an die Notleitern auf der Unterseite der Überführungen. Sie baumelten an den Sprossen, während Autos und Lastwagen das Ödland mit ihren Scheinwerfern aus dem Dunkel rissen. »Mach dich bereit«, sagte Dane, »von hier zu verschwinden.«
    »Collingswood, ich zwinge Sie vielleicht nicht zu Alpha-Lima-Foxtrot, aber wenn ich Sie frage, ob Sie mich empfangen, und Sie tun es, dann erwarte ich verdammt noch einmal eine Antwort. Ich kann Sie atmen hören.«
    Collingswood wedelte mit der Hand vor dem unglückseligen jungen Polizeibeamten, der neben ihr im Wagen saß, eine Geste, die etwa besagte und so weiter und so weiter. »Also schön, Baron.« Tatsächlich sagte sie Bah Roanie. Sie schaltete auf Ohrhörer. Keine Handfunkgeräte heute. Sie und die wenigen Officers, die in dieser Nacht zum FSRC abkommandiert worden waren, trugen Zivil. Collingswood hockte zusammengesackt in einem verbeulten Wagen in der Nähe des Versammlungsortes. »Ja, kommt an, direkt bis zur Metropolenparty. Einmal zurückspulen. Wie sieht es auf Ihrer Seite aus?«
    »Wir sehen hier ein paar Mitwirkende, mit deren Erscheinen zu rechnen war«, sagte Barons knisternde Stimme. »Aber bisher keine Spur von unseren Abhandengekommenen. Sie haben noch nichts von Vardy gehört, oder?« Collingswood schüttelte sich, als wäre der klägliche Klang seiner Stimme ein Moskito in ihrem Gehörgang.
    »Nee. Er hat gesagt, er wolle mit einem Professor sprechen. Ich habe ihm gesagt, er wäre selbst einer, aber das hat offenbar nicht funktioniert.« Sie sah sich in der jämmerlichen Gegend um. Ihr Kopf brummte wie ein schlechter Funkempfänger, während sie sehr flott und mit annähernder Gewissheit erfasste, ob die wenigen nächtlichen Passanten, die vorbeitrotteten, unschuldig waren oder schuldig des Wissens über das, was da vor sich ging. Schaulustige auf der eiligen Suche nach einem Versteck. Wie Vogelbeobachter, nur dass ihre Vögel apokalyptisch waren. Ihr Begleiter

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