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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Raj Ahtens Abstieg gefallen. Doch der Geruch sowohl von Gaborns Vater als auch der des Wolflords hielt sich noch immer. Der metallische Geruch von Blut.
    Aha, mutmaßte Gaborn. Raj Ahten war hierhergekommen, hatte die Staubwolke von Gaborns Aufmarsch, die Massen von Vieh und Soldaten in der Ferne gesehen und war der Täuschung erlegen.
    Das war ein kleiner Trost für Gaborn. Man konnte Raj Ahten täuschen, er war zu schlagen.
    Er ging um den Turm herum und versuchte, einen Blick nach unten in die Wälder zu werfen. Er stellte sich vor, wie der König und Raj Ahten auf dem Turm gekämpft hatten, bis sein Vater am Ende vielleicht hinuntergeworfen worden war.
    Er sah nach unten und fand, was er befürchtet hatte: Am Fuße des Observatoriums, zwischen den Felsen, ragte eine Hand in die Höhe – tote Finger, die eine Handvoll Schnee umklammert hielten.
    Gaborn rannte die Wendeltreppe hinunter, fand seinen Vater, zerrte an dem Leichnam und schüttelte ihn, um ihn vom Schnee zu befreien.
    Was er sah, brach ihm das Herz. Denn das erstarrte Gesicht seines Vaters lächelte. Vielleicht hatte im Sterben eine flüchtige Erinnerung sein Gesicht entspannt. Vielleicht war es nur die Maske des Schmerzes. Gaborn aber stellte sich vor, daß sein Vater ihn anlächelte, als wollte er ihn zu seinem Sieg beglückwünschen.

KAPITEL 34
    Heute bin ich der Tod
    Gaborn war bereits vorausgeritten, als Iomes Anmut zurückkehrte. Iome hatte keine Ahnung, wie der Vektor gestorben war, empfand jedoch wenig Erleichterung über das Dahinscheiden der Frau. Wie sie selbst war diese Frau nur ein Werkzeug in Raj Ahtens Hand gewesen, eines, das erbärmlich ausgenutzt worden war.
    Iomes Schönheit aber kehrte zurück. Ihr war, als würde ihr ganz leicht ums Herz, als kehrte ihr Selbstvertrauen zurück.
    Wie eine Blume, die erblühte.
    Es war aber nicht jene unnatürliche Schönheit, die sie seit ihrer Kindheit besessen hatte, nicht die geborgte Anmut. Die Haut an ihren Händen wurde geschmeidiger und verlor ihre Falten. Der rosige Teint der Kindheit kehrte zurück auf ihre Wangen. Dieses eine Mal, zum allerersten Mal in ihrem Leben, war Iome einfach sie selbst, ohne jegliche Gaben.
    Und es genügte. Sie wünschte, daß Gaborn da wäre, um es zu sehen, doch er war vorausgeritten.
    Boten aus Longmot hatten berichtet, welcher Anblick sie dort erwartete, daß der Wolflord sie mit einem einzigen Schrei in Trümmer gelegt habe, aber keines ihrer Worte hatte sie auf diese Zerstörung vorbereiten können.
    Sie ritt an der Spitze von zehntausend Menschen aus Burg Groverman und den umliegenden Dörfern. Viele der Frauen hatten bereits kehrtgemacht und zogen zu Heim und Herd zurück. Ihre Arbeit hier war getan.
    Andere aber hatten sich Iome angeschlossen, vor allem Menschen, die in Longmot gelebt hatten, und die hatten sehen wollen, was aus ihrem Zuhause geworden war.
    Als sie sich der zerstörten Burg näherten, die verlassenen Felder mit den Wölfen sahen, die durch die Heckenreihen streiften, beweinten viele Frauen und Kinder ihren Verlust.
    Sie hatten ihre Häuser erst drei Tage zuvor verlassen. Doch schon diese kurze Spanne, in der sie zusammengedrängt in zerlumpten Behausungen auf Burg Groverman kauern mußten, hatte ihnen gezeigt, wie schwer das Leben werden würde, hatte der Schnee erst einmal eingesetzt.
    Sicher, die meisten hofften darauf, nach Hause zurückzukehren und alles wiederaufzubauen. In schweren Zeiten aber, in denen Kriege bevorstanden, konnte man es ohne eine nahe Festung nicht wagen, irgend etwas aufbauen.
    Die Burg lag nahezu vollständig in Trümmern. Gewaltige Steinblöcke, die sich zwölf Jahrhunderte aufeinander getürmt hatten, waren jetzt zerbröckelt und zermalmt.
    Sofort, fast unbewußt, begann Iome auszurechnen, was für einen Wiederaufbau der Festung gebraucht werden würde: einhundert Steinmetze aus Eyremoth, denn das waren die besten Kärrner, um die Steine herbeizuschleppen, Frowth-Riesen, die man in Longnock auslieh, um die Steine einzusetzen. Arbeiter für das Ausheben von Gräben.
    Holzfäller zum Fällen von Bäumen. Köche und Schmiede mit Mörsern, Meißeln, Sägen, Ahlen, Äxten und… die Liste nahm kein Ende.
    Aber wozu das alles? Wenn Raj Ahten die Burg einfach wieder mit einem Schrei zerstören konnte?
    Sie blickte den Hügel hinauf, sah Gaborn in einem schneebedeckten Stück auf einem Feld knien. Er hatte den Leichnam seines Vaters auf dem Hügel oberhalb der Burg niedergelegt und eine Art Zaun errichtet, um die

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