Der Kreis der Sechs
weg.
»Wie haben sie dich schließlich gefunden?«, fragte Duncan. Sein Gesichtsausdruck war grimmig.
»Es war zum Teile wegen Glenda«, sagte Phoebe. »Sie kam Sonntagabend aus Brooklyn zurück, und als sie mich nicht finden konnte, meldete sie es der Wohnheimleiterin. Die Schule alarmierte die Polizei. Am Montagmorgen rief jemand – einer der Jungen, dachten sie später – von einem Münztelefon an und machte eine anonyme Meldung, dass ich in dem Lagerhaus sei, und die Polizei holte mich heraus. Ich war ein paar Tage im Krankenhaus. Danach dachte ich daran, in die Schule zurückzukehren, aber meine Mutter wollte nichts davon wissen, und offen gesagt hatte ich einfach zu viel Angst. Natürlich tat die Schule alles, um mich davon abzuhalten, es an die große Glocke zu hängen.«
»Ich kann nicht glauben, dass du diesen Alptraum durchmachen musstest. Und bist du sicher, dass es Fortuna war, die hinter der Entführung steckten?«
»Beinahe sicher. Ich war fälschlicherweise für das Wochenende aus dem Wohnheim ausgetragen worden, daher hatte die Wohnheimleiterin zunächst keinen Grund, alarmiert zu sein – und es müssen Fortuna-Mitglieder gewesen sein, die meine Unterschrift fälschten. Die Jungen waren – wie ich immer angenommen habe – von der nahe gelegenen gemischten Privatschule, mit der wir sozial verkehrten. Ich vermute, die Fortuna-Mitglieder überredeten sie dazu, sich mich zu schnappen, obwohl meine Vermutung ist, dass sie niemals beabsichtigt hatten, dass die Sache so ausartete.«
»Aber warum hätten sie überhaupt zu so extremen Maßnahmen greifen sollen?«
»Ich denke wegen eines Jungen, mit dem ich angefangen hatte mich zu treffen«, sagte Phoebe. »Er ging auf diese andere Privatschule, und wir hatten ein paar Mal Kaffee zusammen getrunken. Ich hörte später, dass eines der Fortuna-Mädchen hinter ihm her war. Sie wollte mich anscheinend abschrecken.«
»Und sie haben die Jungen, die dir das angetan haben, nie erwischt?«
»Nein, auch nicht die Mädchen. Die Schule protzte damit, dass sie versuchten, herauszufinden, wer die Anführerinnen waren, aber die Väter der Fortuna-Mädchen waren diejenigen, die die großen Summen spendeten, also bezweifle ich, dass sie sich allzu viel Mühe gaben.«
»Gott, Phoebe«, sagte Duncan. »Ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie dieser Sechsen-Unsinn all diesen Mist aus der Vergangenheit hochgeholt hat.«
Einerseits war Phoebe froh, dass sie ihm die Geschichte erzählt hatte. Nicht einmal mit Alec hatte sie alle Einzelheiten geteilt. Doch jetzt fühlte sie sich sogar noch aufgewühlter, da sie wusste, dass es jetzt öffentlich bekannt war.
»Verstehst du jetzt, was ich meine?«, beschwor sie ihn. »Ich frage mich nur, ob jemand von Fortuna hier ist und mit den Sechsen zusammenarbeitet.«
»Sag mir, wie ich helfen kann«, sagte er.
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich weiß nicht. Vielleicht fürs Erste nur etwas zu essen. Ich habe heute noch nichts gegessen, und das ist nicht hilfreich.«
Er schlug vor, Pizza zu bestellen. Nachdem er den Anruf getätigt hatte, fragte er sie, ob es ihr etwas ausmachen würde, wenn er duschte. Er war den größten Teil des Nachmittags im Labor gewesen, erzählte er ihr, und musste sich säubern. Nachdem Duncan nach oben gegangen war, öffnete sie eine Flasche Wein und goss sich ein großes Glas ein. Es ist fünfundzwanzig Jahre her, dachte sie, seit Fortuna mich terrorisiert hat, aber ich bin jetzt wieder genau an derselben Stelle und fühle mich wieder überfordert. Sie dachte an Lily und Alexis und die anderen Opfer der Sechsen. Sie musste dem, was hier in Lyle geschah, ein Ende bereiten.
Wenige Minuten später, gerade als sie hörte, wie das Wasser der Dusche zu laufen begann, klingelte ihr Telefon. Es war Glenda, die endlich zurückrief.
»Tut mir leid, dass du gezwungen warst, all diese Nachrichten zu hinterlassen«, sagte Glenda. »Ich bin schließlich mit Brandon in die örtliche Bibliothek gegangen, und ich musste mein Telefon ausschalten.«
»Hast du jemals irgendjemandem hier am College gegenüber Fortuna erwähnt?«, verlangte Phoebe zu wissen.
»Natürlich nicht. Warum fragst du?«
Sie erzählte Glenda von der Tarotkarte.
»Ich kann es nicht glauben«, sagte Glenda. »Wie ist das möglich?«
»Ich würde dir keinen Vorwurf machen, G, falls du etwas gesagt hast«, sagte Phoebe zu ihr. »Vielleicht hast du es jemandem gegenüber erwähnt, als du darüber sprachst, dass ich hierherkomme,
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