Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
Einbrecher war dort drin. Er war da drin.
Instinktiv stürzte sie auf Samantha zu, ergriff ihren Arm und zog sie den Korridor entlang in ihr Zimmer. Als sie die Tür hinter ihnen zuschlug, sah sie aus dem Augenwinkel, wie der Einbrecher – der Mann, den sie in den Todesechos an den Tatorten gesehen hatte – aus dem Arbeitszimmer stürzte und über den Korridor auf sie zugerannt kam. Ihr Puls raste und ihre Finger zitterten, als sie den Schlüssel umdrehte – nur Sekunden, bevor er sich mit aller Kraft gegen die Tür warf. Die Tür war aus massivem Holz, aber die Wucht des Aufpralls war so heftig, dass Jane Doe befürchtete, sie würde nicht standhalten.
Schweigend griffen die beiden Frauen nach einer Kommode, die unter dem Fenster stand. Gerade, als sie das schwere Möbel gegen die Tür schoben, warf er sich ein zweites Mal dagegen.
» Was wollen Sie von ihr?«, rief Samantha, während das Holz sich knarrend dehnte. Jane Doe dachte, sie hätte ihn etwas sagen gehört, aber das Geräusch wurde von zwei Schüssen übertönt, als der Polizist unten versuchte, das Schloss der Haustür aufzuschießen. » Der Officer wird jeden Moment hier sein, und er ist bewaffnet. Gehen Sie. Lassen Sie uns in Frieden.«
Jane Doe öffnete das Fenster, doch es war zu hoch, um ihnen als Fluchtweg zu dienen. Dem nächsten gewaltigen Aufprall konnte die Zimmertür nicht mehr standhalten. Ein Teil der Holzverkleidung gab nach und drückte die Kommode nach hinten. Krampfhaft suchte Jane Doe nach einer Waffe. Fox’ alter Tennisschläger war zu leicht. Der Baseballschläger war besser und fühlte sich seltsam vertraut an, als sie ihn schwang wie eine Axt.
Das Heulen der heranrasenden Sirenen übertönte das Getöse im Haus. » Hören Sie!«, rief Samantha. » Es kommen noch mehr Polizisten. Sie werden jeden Moment hier sein.« Angestrengtes Atmen drang von der anderen Seite der Tür. Sie umklammerte den Baseballschläger noch fester und wollte sich gerade auf den nächsten Angriff vorbereiten, da hörte sie im Erdgeschoss ein lautes Krachen. Der Einbrecher fluchte leise und rannte dann mit schweren Schritten über den Korridor und die Treppe hinunter. Jane Doe schlang die Arme um Samantha, und die beiden hielten einander ganz fest, während von unten weitere Schreie und Schüsse zu ihnen heraufdrangen. Dann war es still. Der Alarm und die Sirenen verstummten, und alles, was sie hörte, war das Klopfen ihres eigenen Herzens.
26
Als Fox am nächsten Morgen die Räume der Mordkommission im Polizeipräsidium betrat, hatte er sich wieder so weit beruhigt, dass er Jordache und sein Team mit einem kurzen Nicken begrüßen konnte. Er nahm mit zwei der Detectives am Konferenztisch Platz: Phil Kostakis, mit dem Fox bereits früher schon einmal gearbeitet hatte, und Dennis Allen, ein drahtiger Kerl mit fliehendem Kinn und Ziegenbärtchen. Jordache sah Fox vorsichtig an und gab ihm einen Becher Kaffee als Friedensangebot. Auf dem Tisch neben ihnen stapelten sich dicke abgegriffene Aktenmappen.
» Tut mir leid, Nathan. Wir haben’s vermasselt.«
Fox nickte und nahm den Kaffeebecher. » Wir haben’s beide vermasselt, Karl. Zumindest ist niemand ernsthaft verletzt worden. Was tut ihr, um den Kerl zu fassen?«
In der vergangenen Nacht war er nicht so zivilisiert und verständnisvoll gewesen. Als er am Haus seiner Tante aus dem Auto gesprungen war, hatte er den Polizeichef angebrüllt, weil er den Mörder so nah an seine Tante und seine Patientin hatte rankommen lassen. Jordache hatte zugegeben, dass seine Leute Fehler gemacht hatten, und das Team verdoppelt. Doch als sein Zorn sich gelegt hatte, musste Fox sich eingestehen, dass er selbst einen Großteil der Schuld trug, denn er musste es gewesen sein, der den Mörder zu Samanthas Haus geführt hatte. Auch wenn keiner der beiden Frauen etwas passiert war, fühlte er sich nun persönlich dafür verantwortlich, dass der Kerl gefasst wurde.
Jordache erging es nicht anders. Der Mörder hatte nicht nur einen seiner Leute unter Drogen gesetzt, sondern auch die Polizei von Portland blamiert. Dass der Angriff in der letzten Nacht fehlgeschlagen war, hatten sie nicht seinen Männern, sondern Fox’ Tante zu verdanken, einer zierlichen alten Dame. Leider hatte Samantha das Gesicht des Mannes nicht gesehen, und man hatte auch keine brauchbaren Fingerabdrücke im Haus gefunden. Aber Jordaches Leute waren nicht untätig gewesen. Sie hatten Fox’ Hinweise verfolgt, nachdem er mit Jane Doe die Tatorte
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