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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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nun
hinter ihm her waren?
    »Mit dir? Nee. Mit dir hat das gar nichts zu tun. Dachte nur, du
könntest ihm das sagen, dem großkotzigen Arsch. Der braucht sich bei uns nicht
mehr blicken zu lassen.«
    Warum sollte er auch? »Ja, aber … Was
wollen Sie denn dann von ihm?«
    »Du bist nicht die Hellste, oder? Macht nix. Mit dem Hintern ist das
echt egal. Gar nix wollen wir von ihm.«
    Allmählich siegte ihre Wut über die Angst. »Und was soll das dann
hier?«
    »Schnauze, Linot!«, bellte Antoine, als der Schmächtige den Mund zu
einer Antwort öffnete. »Der Patron hat dir nicht erlaubt, ihr was zu erzählen.«
    Linot blies beleidigt eine Rauchwolke aus. »Er hat aber auch nicht
gesagt, dass sie’s nicht wissen darf.«
    Ich habe ein Recht darauf zu erfahren, warum mich
jemand entführt, dachte Sophie, doch sie ahnte, dass sie Antoine nicht
weiter provozieren durfte.
    Außer Linots Qualmerei erfüllte nur noch Schweigen den Wagen, bis
der Fahrer in einer Straße hielt, die Sophie nicht kannte. Erst als Antoine sie
vom Rücksitz zerrte, bekam sie freiere Sicht und entdeckte, dass sie sich
unweit der Seine befanden. Der Eiffelturm, der über den Häusern in den
Sommerhimmel ragte, war von hier aus nur noch wenige Minuten Fußmarsch
flussabwärts entfernt.
    »Los, hier entlang!« Antoine zog sie auf die Kaimauern zu, während
der Wagen davonfuhr. Linot hielt sich auf der anderen Seite dicht hinter ihr,
was ihre Fluchtgedanken im Keim erstickte. Um nicht zu stolpern, eilte sie gehorsam
mit ihnen die Treppe zum Ufer hinab. Nur wenige Touristen verirrten sich an
diesen Abschnitt, da die meisten den langen Fußmarsch entlang der Seine
scheuten und mit der Métro zum Eiffelturm fuhren. Ein paar Schiffe wiegten sich
träge an ihren Leinen. Selbst das Wasser, das an die Steinblöcke schwappte,
schien in der Hitze ölig geworden zu sein.
    War es Zufall? Sophie starrte auf den schwarzen Rumpf mit dem
goldenen Schriftzug. Nein, Antoine hielt eindeutig auf den Steg der Lumière de Lutèce zu. Der zu einem Restaurant umgebaute
alte Frachter, mit dem alles angefangen hatte, sah unverändert aus. Hinter der
weißen, etwas verbeulten Reling welkten Geranien im erbarmungslosen
Sonnenschein. Rost ließ an manchen Stellen die weiße Farbe von den Aufbauten platzen,
und die Plastikfensterscheiben waren teilweise blind, doch wenn sie nachts
beleuchtet unter den unzähligen Pariser Brücken hindurchfuhr, war die Lumière noch immer ein Schmuckstück. Dass Sophie Rafe auf
diesem Schiff zum ersten Mal wiedergesehen hatte, kam ihr bei Tageslicht
dennoch wie ein ferner Traum vor.
    Dumpf polterten ihre Schritte über die Planken des Stegs und auf das
Deck, wo Antoine sie direkt durch eine offene Tür in den Speisesaal stieß. Sie
strauchelte über die hohe Schwelle, doch schon riss die Halbglatze sie wieder
auf die Füße. Seine Finger krallten sich in ihren Arm wie eine stählerne Klaue.
»Au!«
    Er erwiderte ihren Blick nicht, sondern sah den Gang zwischen den
Tischen hinab, an dessen Ende drei Männer auf sie warteten. Zwei von ihnen
trugen lange, dunkle Hosen und elegante, helle Hemden. Der Jüngere hatte die
Hände in den Taschen, stand an das Fensterbrett der Frontscheiben gelehnt und
musterte Sophie gelangweilt, als ginge ihn das alles nichts an, während der
Ältere, der in der Mitte auf einem Stuhl gesessen hatte, nun aufgestanden war,
um ihr mit unbewegter Miene entgegenzusehen. Sein stahlgraues Haar lichtete
sich an den Schläfen. Ein paar tiefe Falten verliehen seinem Gesicht einen
harten Zug. Sie war sicher, keinen der beiden je zuvor gesehen zu haben, aber
der Dritte, der etwas seitlich an einem der Tische saß, konnte nur Charles
Arnaud sein. Feist und schwitzend steckte er in einem Safarihemd, das seine
haarigen Arme unbedeckt ließ, und wischte sich mit einem Tuch über den beinahe
kahlen Schädel.
    »Ist sie das?«, erkundigte sich der Älteste bei Arnaud, der ihrem
Blick auswich.
    »Ja.«
    Hatte sie den Patron vor sich, von dem Linot und Antoine ständig
sprachen?
    Er wandte sich wieder ihr zu. »Wie ich sehe, erkennen Sie meinen
Schwager wieder, Mademoiselle Bachmann. Vielleicht würde der Esel Sie auch gern
auf seinem Schiff willkommen heißen, nachdem er sich Ihnen schon so treuherzig
vorgestellt hat.«
    Arnaud tat, als müsse er sein Tuch neu falten.
    »Aber er ist ein wenig enttäuscht von Ihnen. Da war er so freundlich
und arglos, wollte Ihnen nur ein wenig behilflich sein, und Sie haben ihm die
Polizei auf den Hals

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