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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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geht’s gut. Und dir?«
    »Ganz prima«, log er und verzog dabei das Gesicht. Er hasste es,
nicht die Wahrheit zu sagen, aber einer Plaudertasche wie Didier konnte er beim
besten Willen nicht von seinen Schwierigkeiten erzählen, ohne sich in Teufels
Küche zu bringen. »Sag mal, hast du in letzter Zeit Lilyth gesehen?«
    »Lilyth? Wer war … ach ja, ich erinnere mich. Eine von den
Spinnerinnen, die dieses Schwarze-Magie-Ding ernst nehmen. Aber die geht ja
noch zur Schule, da ist’s bestimmt nur so ’ne Phase. Du solltest lieber ein
Auge auf diesen Maurice haben, den ich dir …«
    »Der Punkt ist, dass sie wahrscheinlich genau mit diesem Typen
rumhängt. Hast du eine Ahnung, wo ich ihn finden könnte?«
    »Na ja, du weißt ja, dass ich von den Satansfreaks nicht viel halte,
deshalb …«
    »Jemand hat mir den Tipp gegeben, beim L’Inconnue vorbeizuschauen. Weißt du, wann und wo die nächste Party steigt?«
    »Na, morgen natürlich! Könnte es einen besseren Termin geben, als
Freitag den 13 .?«
    Jean verdrehte die Augen. »Wohl kaum . «

    Unbedarft aussehen!, ermahnte
sichSophie und versuchte, so entspannt wie möglich
über die Pont Saint-Louis zu schlendern. Ich habe nur einen
abendlichen Bummel durchs Marais gemacht. Wenn die Polizei mich dabei aus den
Augen verliert, ist es nicht meine Schuld … Jean hatte sicher recht
damit, dass diese simple Geschichte das Glaubwürdigste war, was sie vorbringen
konnte, wenn man sie befragte. Trotzdem flatterten ihre Nerven. Hatte sich
bereits wieder ein Ermittler an ihre Fersen geheftet und ignorierte ihr
kurzzeitiges Verschwinden, um sie in dem Glauben zu wiegen, sie sei noch immer
unbeobachtet? Oder würden jeden Augenblick bewaffnete Flics auftauchen, um sie
zu verhaften, weil sie sich vermutlich mit einem der Flüchtigen getroffen
hatte? Da Rafe aus Gournays Sicht nun auch aus dem Gefängnis entkommen war,
verstand der Commissaire bestimmt noch weniger Spaß als zuvor.
    Im Schatten der Notre-Dame ging es so spät am Abend einsam zu, doch
vereinzelte Spaziergänger flanierten auch jetzt noch an der Seine entlang, und
in den Gassen des Quartier Latin zogen vergnügte Touristen durch die Bars und
Restaurants. Sophie fühlte sich wie ein Alien, als sie sich durch den Rummel
schlängelte. Alle diese Menschen führten normale Leben, wie sie es bis vor
Kurzem auch getan hatte, aber nun war auf einmal alles anders. Gab es in der
Menge irgendjemanden außer ihr, der mit Engeln und Dämonen sprach, die nicht
nur in seiner Phantasie existierten, der magische Schlüssel suchte, um sein
Leben fürchten musste und von der Polizei verfolgt wurde? Sie wünschte
plötzlich, sie könnte wieder eine ganz gewöhnliche junge Frau sein, die in
Paris auf Jobsuche war.
    Sobald sie die ruhigere Rue Jean de Beauvais betrat, kam sie sich
wie eine Verräterin vor. Hätte sie Rafe wirklich niemals wiederfinden, Jean nie
kennenlernen wollen? Nein. Sicher war sie einfach nur
müde. Morgen früh würde die Welt wieder anders aussehen.
    Als sie die schlanke, schwarz gekleidete Gestalt vor dem Eingang
entdeckte, machte ihr Herz einen Sprung. Jean? Doch
auf den zweiten Blick erkannte sie, dass der Mann, der sich gerade etwas ans
Ohr hielt, kleiner war und eine Uniform trug.
    »Oui, d’accord«, hörte sie Gonod sagen, bevor er das Handy
zusammenklappte und in seine Hosentasche schob. Der Brigadier sah ihr mit
unbewegter Miene entgegen, bis sie unmittelbar vor ihm stand.
    »Bonsoir, Monsieur«, grüßte sie gespielt überrascht. »So spät noch
im Dienst?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich wäre längst zu Hause, wenn ich nicht
einen Anruf bekommen hätte, dass Sie verschwunden sind. Was haben Sie sich
dabei gedacht?«
    »Wobei?« Sie spürte sich erröten und hoffte, dass er es im
verfälschenden Licht der Straßenlaternen nicht bemerkte. »Ich habe doch nur
einen Ausflug ins Marais gemacht und dort zu Abend gegessen.«
    »Und danach?«
    »Bin ich gemütlich nach Hause gegangen«, behauptete sie
achselzuckend. »Wieso wissen Sie das nicht? Ich dachte, ich werde ständig
überwacht.«
    Gonod schüttelte den Kopf, doch sie hatte nicht den Eindruck, dass
es ihr galt. »Ich habe keine Ahnung, wie mein Kollege Sie aus den Augen
verlieren konnte, aber Sie haben Glück, dass Sie so schnell wieder aufgetaucht
sind. Gournay ist kurz davor, Sie einzusperren, um zu testen, ob er die beiden
Ausbrecher damit aus ihren Löchern locken kann. Geben Sie ihm um Himmels willen
keinen Vorwand!«
    Nun sah sie ihn mit

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