Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
welche Briefe sie meinte, doch dazu kam er nicht mehr. Wie ein meergrüner Wirbelwind fuhr sie herum und eilte zur Haustür. Er wollte ihren Namen rufen, begriff jedoch, dass es keinen Zweck haben würde. Vielleicht konnte er morgen mit ihr reden.
Nachdem die Haustür hinter ihr ins Schloss gefallen war, stand er auf und schaltete die Deckenlampe ein. Als er sich wieder umdrehte, bemerkte er am Fenster zum Garten eine große, dunkle Motte, die immer wieder gegen die Scheibe flog, um in die helle Küche zu gelangen. Verwundert betrachtete er den bläulich schimmernden Nachtfalter in der Kälte da draußen.
Xenia stand vor ihrer Haustür. Sie fröstelte im Nachtwind und tastete in der kleinen Tasche, die sie in den Rock des Kleids eingenäht hatte, nach dem Hausschlüssel. Als an ihrem Gesicht etwas Dunkles vorbeihuschte und flüchtig ihre Wange berührte, schrak sie zusammen. Automatisch folgte sie dem Schatten mit ihren Blicken. Er glitt auf den Boden zu und landete auf der Türschwelle. Dort lag im Licht der Außenbeleuchtung ein heller Umschlag, auf dem sich nun deutlich die Umrisse des schwarzen Falters abzeichneten.
Sekundenlang stand Xenia bewegungslos da. Sie war sich ganz sicher, dass der Brief nicht auf der Schwelle gelegen hatte, als sie zu Erik gegangen war.
Zögernd bückte sie sich. Der nachtblaue Schmetterling flog auf und verschwand in der Dunkelheit. Sie öffnete den Umschlag mit zitternden Fingern, zog den schweren Leinenbogen hervor und hielt ihn ins Licht der Beleuchtung.
Meine Liebste … Die Anrede genügte. Es war ein Brief von ihm ! Und dieser Er konnte auf keinen Fall Erik sein. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, den Umschlag während ihrer Abwesenheit vor ihre Tür zu legen, denn sie war die ganze Zeit mit ihm zusammen gewesen.
Der Gedanke, dass sie ins Nachbarhaus gegangen war, um einen Mann zu verführen, der gar nichts von ihr wollte, rief Übelkeit bei ihr hervor.
Hastig schloss sie die Haustür auf und schlüpfte in den Flur. Im Dunkeln tastete sie sich in die Küche, um die Vorhänge zuzuziehen, bevor sie Licht machte. Der Gedanke, dass Erik sie durchs Fenster sehen könnte, war ihr unerträglich, obwohl diese Vorstellung bisher ein erregendes Kribbeln in ihr ausgelöst hatte.
Sie kannte sich in ihrem neuen Zuhause inzwischen schon so gut aus, dass sie problemlos den Tisch umrundete und weder gegen einen der Stühle noch gegen das niedrige Regal neben dem Fenster stieß. Bevor sie den Vorhang schloss, sah sie hinüber zu Eriks Haus. In der Küche brannte nun die Deckenlampe, und er stand mit einem Glas in der Hand da und starrte durchs Fenster hinaus in die Nacht. Direkt in ihre Richtung. Obwohl sie sicher war, dass er sie nicht sehen konnte, machte sie einen Schritt rückwärts. Dann streckte sie den Arm nach dem karierten Vorhang aus, um ihn vor das Fenster zu ziehen. Da erst bemerkte sie die Gestalt, die nur wenige Meter von der Hintertür entfernt im Schatten des alten Apfelbaums stand.
Sie schlug die Hand vor den Mund, um nicht laut zu schreien. Markus!
»O Gott«, murmelte sie vor sich hin. »O mein Gott.« Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, doch sie lief so schnell sie konnte zur Hintertür, um sich zu überzeugen, dass sie abgeschlossen war. Dann bückte sie sich, um die Katzenklappe zu verriegeln. Natürlich war die Öffnung viel zu klein für einen erwachsenen Mann, aber allein der Gedanke, dass Markus seinen Arm hindurchstrecken könnte, ließ sie erschaudern.
Weil sie kaum etwas sehen konnte, brauchte sie endlos lange, bis sie den Riegel in die dafür vorgesehene Halterung geschoben hatte. Dabei klapperten vor Angst ihre Zähne so laut aufeinander, dass sie befürchtete, Markus könnte sie durch die geschlossene Tür hören.
Schließlich wich sie durch die dunkle Küche zurück in den Flur. Mit fahrigen Bewegungen tastete sie im Dunkeln das Schränkchen in der Diele ab. Sie brauchte dringend ihr Handy, um bei der Polizei anrufen zu können, falls Markus ins Haus eindrang.
Als ihr klar wurde, dass das Mobiltelefon nicht an der gewohnten Stelle lag, stieg endgültig Panik in ihr auf. Sie konnte sich nicht erinnern, wo im Haus sie ihr Handy vergessen hatte. Da das Festnetztelefon abgeschaltet war, hätte sie keine Möglichkeit, Hilfe zu holen.
Hektisch wandte sie sich der Treppe zu. Da klopfte es an die Hintertür. Xenia erstarrte mitten in ihrer Bewegung.
Es war ein erstaunlich sanftes Klopfen gewesen, als hätte jemand ganz zart mit den Fingerspitzen
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