Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
dass sie ihm keine Schuld an Achims Schicksal gab, obwohl sie gar nicht wusste, worum es ging.
»Ich durfte es dir nie erklären, und ich wusste nicht, ob du mir das, was ich in meinen Briefen schrieb, geglaubt hast.«
»Du kannst es mir jetzt sagen«, schlug sie vor und suchte seinen Blick. Er jedoch starrte über ihrem Kopf ins Leere.
»Es war eine schwierige Entbindung«, begann er nach einer Weile. »Als mich deine Nachricht erreichte, wie schlecht es Achim ging, kämpfte ich nicht nur um das Leben eines Kindes, sondern auch um das der Mutter. Ich konnte und durfte die Gebärende nicht im Stich lassen, um nach Achim zu sehen, auch wenn er mein ältester und bester Freund war. Allerdings ahnte ich nicht, dass Achims Fieber auf eine schwere Blutvergiftung zurückzuführen war. Als ich ihn am Tag zuvor sah, erwähnte er nicht, dass er auf einen rostigen Nagel getreten war, und ich ging von einer Influenza aus. Wenn ich geahnt hätte, wie sehr sein Zustand sich bis zum nächsten Tag verschlechtern würde …« Gabriel vergrub sein Gesicht in den Händen, und Xenia meinte, einen unterdrückten Schluchzer zu hören.
Sanft zog sie seine Hände von den Augen, sodass er sie endlich ansehen musste. »Es ist nicht deine Schuld«, flüsterte sie. »Vielleicht hättest du ihm auch nicht helfen können, wenn du früher gekommen wärst.«
»Vielleicht aber doch«, erwiderte er mit gepresster Stimme. »Kannst du mir verzeihen?«
Eigentlich hatte sie kein Recht, ihm an Katharinas Stelle zu sagen, dass alles gut war, aber sie nickte dennoch, weil sie den Anblick der Qual in seinen Augen nicht ertragen konnte.
»Du kannst nichts dafür«, wiederholte sie. »Ich verzeihe und vertraue dir.«
Das Lächeln, das sich zögernd wie ein Sonnenaufgang an einem nebligen Tag über Gabriels Gesicht ausbreitete, wärmte sie bis tief in ihre Seele.
Dora stand auf dem kleinen Tisch und drehte sich langsam im Kreis, damit Xenia sehen konnte, ob der Saum des smaragdgrünen Leinenkleids gerade war.
»Und du glaubst wirklich, dass Gabriel ein Geist ist, der in seinem alten Zuhause herumspukt, weil er immer noch versucht, die Liebe einer Frau zu gewinnen, die ihn nie wollte?« Sie schaute nachdenklich zu ihrer Freundin hinunter, die mit zusammengekniffenen Augen ihr Werk betrachtete.
»Es gibt keine andere Erklärung.« Xenia trat zurück, um die Wirkung des Kleids aus einiger Entfernung zu begutachten.
»Aber du kannst doch nicht wirklich im Vertrauen darauf, dass ein Geist dich rettet, Markus hierherbestellen!« Nachdem Xenia ihr ein Zeichen gegeben hatte, stieg Dora kopfschüttelnd vom Tisch.
»Ich weiß, es klingt verrückt, aber du musst zugeben: Wenn etwas einem Menschen Angst machen kann, dann ist es eine Erscheinung, die ihn an seinem Verstand zweifeln lässt«, begründete Xenia ihre Entscheidung. »Ich denke ja jetzt noch manchmal, ich sei verrückt geworden. Aber wenn du ihn erleben würdest! Er ist so real, und gleichzeitig ist die ganze Situation ganz unwirklich. Sobald er auftaucht, werde ich ganz ruhig und fühle mich beschützt. Das ist wie ein Zauber. Niemals könnte ich mich vor ihm fürchten. Und wenn er fort ist, finde ich manchmal Gegenstände, die er zurückgelassen hat. Das kann ich mir unmöglich einbilden.« Sie zog aus der Tasche ihrer Jeans ein blütenweißes Taschentuch mit dunkelblauem Rand, in dessen Ecke die Buchstaben GF eingestickt waren. »Das lag nach seinem letzten Besuch im Flur auf dem Boden.«
Dora streckte die Hand nach dem Taschentuch aus, zog sie aber wieder zurück, ohne es zu berühren. »Na gut, dann gibt es in diesem Haus also tatsächlich einen Geist«, gab sie widerstrebend nach. »Aber kannst du dich darauf verlassen, dass Gabriel Flemming dann auch zur richtigen Zeit erscheint?«
»Ich vertraue ihm«, erklärte Xenia schlicht. »Du hast doch immer gesagt, ich müsse mich Markus stellen. Und jetzt versuchst du, es mir auszureden.«
»Aber du solltest dich doch nicht ganz allein mit ihm treffen!« Energisch schüttelte Dora den Kopf. Ihre Freundin fiel offenbar von einem Extrem ins andere. »Sag mir rechtzeitig Bescheid, dann stehe ich dir bei.«
Xenia seufzte leise. »Ich fürchte, dass Gabriel nicht kommt, wenn noch jemand hier ist. Oder er bleibt unsichtbar. Dann könnte es schwierig für ihn sein, Markus in die Flucht zu schlagen.«
Dora starrte sie sekundenlang stumm an »Siehst du ihn irgendwo?«, flüsterte sie. »Ich meine, ist Gabriel jetzt hier?« Bisher war sie gar nicht auf
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