Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
Arme und lief mit ihr durch die offene Tür in den Garten. Seine Glieder waren wie Blei, aber wenigstens konnte er atmen, und er lief weiter und immer weiter durch den leichten Regen; nur er erinnerte noch an das heftige Gewitter.
Erik schleppte sich fast bis zum Zaun, bevor er sich gestattete, auf dem nassen Gras zusammenzusacken. Seine Arme waren immer noch fest um Xenia geschlungen, und sein Körper klappte über dem ihren zusammen, als wollte er sie auch jetzt noch gegen jede Gefahr abschirmen.
Sein Gesicht war direkt über ihrem, und er suchte im Mondlicht verzweifelt nach einem Lebenszeichen. Doch sie lag blass und stumm da, und schien auch nicht mehr zu atmen. Als Erik verzweifelt den Kopf hob, stand wenige Meter von ihm entfernt der fremde Mann und sah ihm direkt ins Gesicht. Dann lächelte er unendlich traurig, drehte sich um und ging zum Haus zurück. Ohne jedes Zögern trat er durch die immer noch weit offenstehende Hintertür in die Küche, in der es mittlerweile lichterloh brannte.
Erik spürte, wie seine Sinne sich umnebelten. Er beugte sich wieder über Xenia. Das Letzte, was er sah, war ihr blasses, schönes Gesicht, das in der Dunkelheit leuchtete wie Marmor; das Letzte, was er hörte, war entferntes Heulen von Sirenen. Dann verlor er das Bewusstsein.
Xenia saß neben Eriks Bett und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über den dicken Verband an seinem rechten Arm. Dabei sah sie in sein im Schlaf entspanntes Gesicht, das vor dem Weiß der Krankenhauswäsche immer noch sehr blass wirkte. Mit ihren Blicken liebkoste sie all die Stellen, die sie so gern mit den Lippen berührt hätte: seine kräftige, gerade Nase, die dichten dunkelblonden Augenbrauen, die Mundwinkel, die im Schlaf leicht zuckten, das energische Kinn.
Als hätte er gespürt, dass sie ihn ansah, öffnete er die Lider. Er erkannte sie sofort und verzog seinen Mund zu einem Lächeln, seine Augen begannen zu strahlen.
»Du lebst«, stellte er mit leiser, glücklicher Stimme fest. »Wie geht es dir?«
Sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Du fragst mich, wie es mir geht? Ich habe nur eine leichte Rauchvergiftung und eine Beule, weil mir irgendetwas auf den Kopf gefallen ist, sodass ich für ein paar Minuten bewusstlos war. Du aber bist fast verblutet, als du mir das Leben gerettet hast.« Für den Fall, dass er sich nicht erinnerte, berührte sie den Verband an seinem Arm.
»Ach, das!« Er versuchte eine lässige Handbewegung, verzog aber sofort vor Schmerzen den Mund.
»Ich danke dir«, flüsterte sie. Ihr Verlangen war groß, ihn anzufassen und zärtlich zu streicheln, aber sie traute sich nicht. Also saß sie nur da und schaute ihn liebevoll an.
»Das hätte jeder andere an meiner Stelle auch getan«, behauptete er verlegen.
»So ein Unsinn!« Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. Er erwiderte den Druck ihrer Finger.
»Wer war der Mann in deinem Haus?«, erkundigte sich Erik nach einigen Minuten, in denen sie einander stumm angesehen hatten. »Er hat dich einfach bewusstlos unter dem Tisch liegen lassen. Aber dann hat er die Hintertür geöffnet, sodass ich dich aus dem Haus tragen konnte. Jedenfalls glaube ich, dass er es war. Und ich bilde mir ein, dass er anschließend ins brennende Haus zurückgegangen ist. Aber da war ich schon halb ohnmächtig.«
Xenia biss sich auf die Unterlippe. »Ich glaube, ich weiß, wer es war. Aber das ist eine lange Geschichte. Eines Tages werde ich sie dir erzählen.«
»Eines Tages?« Er sah sie fragend an. »Heißt das, es gibt so etwas wie … eine Zukunft für uns?«
Sie wollte die Achseln zucken und erklären, das könne man nicht wissen, aber immerhin sei es möglich. Doch dann fiel ihr ein, dass sie sich vorgenommen hatte, fortan offen und ehrlich zu ihm zu sein. Er war der Mann, der sein Leben riskiert hatte, um ihres zu retten. Er war der Mann, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt hatte und den sie inzwischen mit all ihrer Kraft liebte. Sie wollte alles Menschenmögliche für eine gemeinsame Zweisamkeit tun, denn sie wusste, dass er es wert war. Und sie wusste, dass sie es verdient hatte, glücklich zu sein.
»Ich hoffe es sehr«, flüsterte sie als Antwort auf seine Frage, und so war es: Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass er ihre Liebe erwiderte und dass sie es gemeinsam schaffen konnten.
»Obwohl ich mich oft so … merkwürdig verhalten habe?« Er runzelte die Stirn. »Ich muss dir das erklären.«
»Pst.« Sie legte den Zeigefinger auf seine
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