Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
Wellen der Lust durch ihren Unterleib jagte. Es fiel ihr schwer, keinen Laut von sich zu geben. Endlich ebbte der Gefühlsaufruhr in ihrem Inneren ab. Wolfer schwenkte vom Strand und dem Wasser ab, trottete über den trockenen Streifen oberhalb der Hochwasserlinie und dann über einen gepflasterten Pfad, der sich zwischen zwei Bergketten hindurch zum Herzen der Insel emporwand. Errötend konzentrierte sich Alys darauf, die Fassung zurückzugewinnen, während er sie in die bewaldeten Hügel hinauftrug. Es wäre nicht ratsam, ihn merken zu lassen, dass ihr das Blut in die Wangen gestiegen war.
Er könnte sich am Ende nach dem Grund dafür fragen!
VIERTES KAPITEL
I hre Schenkel schmerzten schon von der Anstrengung, sich auf Wolfers Pferderücken zu halten, als er den letzten Hang erklomm und vor einer hohen Steinmauer haltmachte, in deren Nähe ein noch höherer, massiver Turm aufragte. Es war ein imposantes Gebäude aus hellgrauem Granit; in die Zinnen der Brustwehr waren Sterne mit acht Zacken eingemeißelt. Alys erkannte die Tür vor ihnen nur daran, dass ein Bogen in die Steine eingehauen war. Es gab weder einen Knauf noch einen Eisenring oder einen Klingelzug.
Auf ein Schnauben Wolfers hin stieg sie ab – ziemlich ungeschickt, da diesmal kein passender Stein in der Nähe war – und zog ihren Rock hinunter. Er nahm rasch wieder seine menschliche Gestalt an, räusperte sich, trat mit erhobener Hand vor und murmelte etwas. Die Steintür schwang gerade so weit auf, dass sie sich beide hindurchdrücken konnten, und schloss sich dann wieder hinter ihnen.
Alys trat einen Schritt vor und schnappte vor Freude nach Luft, als sie den mit kunstvollen Verzierungen versehenen Flügel des Donjons vor ihnen und den östlichsten Hof zwischen Tor und Flügel bewunderte. Wolfer, der sie hatte vorausgehen lassen, schnupperte unwillkürlich. Er drehte sich um, sog erneut die Luft ein … und blinzelte. Er kannte den Geruch, der ihm in die Nase gestiegen war. Eine erregte Frau. Er hatte ihn nicht mehr wahrgenommen, seit – nun, seit der letzten Nacht, aber da war er von seiner Schwägerin ausgegangen, und er hatte höflich darüber hinweggesehen. Aber jetzt kam er nicht von der Frau seines Zwillings, sondern von … von …
Das war Alys’ Geruch!
Er hatte es sich also doch nicht eingebildet, sie gegen Ende des Galopps auf seinem Rücken erschauern zu spüren. Sie hatte ihn mit den Schenkeln umklammert und sich dann mit einem Mal merklich entspannt. Kata, sie hat auf meinem Rücken … die kleine, unschuldige Alys … auf meinem Rücken?
Wohl doch nicht mehr ganz so unschuldig. Wolfer starrte sie verwirrt und hochgradig erregt zugleich an. Er war froh, dass sie immer noch zu sehr damit beschäftigt war, ihre Umgebung in sich aufzunehmen, und ihn daher nicht ansah – zu beschäftigt sogar, um weiter in den Hof hineinzugehen, denn er hätte ihr nicht folgen können, und wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Nicht in einer normalen Gangart.
Als sie sich endlich freudestrahlend zu ihm umdrehte, hatte er sich fast wieder unter Kontrolle – abgesehen davon, dass sie ihm so, wie sie ihn anlächelte, begehrenswerter erschien als je zuvor. Wieder setzte in seiner Lendengegend ein schmerzhaftes Pochen ein.
»Es ist wunderschön, Wolfer«, lobte Alys atemlos. »Ich freue mich, dass ihr ein so schönes neues Heim gefunden habt, auch wenn ihr in der Verbannung leben müsst.«
Er wagte nicht, sie direkt anzusehen. »Meine, äh, meine Schwägerin hat darauf bestanden, dass wir hier alles in Ordnung bringen. Bevor sie kam, sah alles ganz anders aus, aber jetzt kann man hier gut leben. Kein Unkraut mehr, keine Spinnweben …«
Alys nickte und beendete im Geiste den Satz für ihn. … keine Invasionen verbotener Bestien mehr, jedenfalls im Moment nicht. Sie verdrängte die Schuldgefühle, die sie bei diesem Gedanken überkamen, energisch und konzentrierte sich auf etwas anderes. »Hast du Schwägerin gesagt?«
»Ja«, gab er mit seiner rumpelnden Bassstimme zu. »Saber hat vor acht Tagen geheiratet. Und Dominor wurde vor sechs Tagen entführt und Trevan am selben Tag bei dem vergeblichen Versuch, ihn zu retten, verwundet. Die Mandariter, die uns besucht haben, haben unseren Bruder noch immer in ihrer Gewalt. Sie haben ihn über das Meer in den Osten verschleppt, er befindet sich außerhalb unserer Reichweite.«
»Oh.« Sie sah ihn erschrocken an. »Das ist ja furchtbar.«
»Das ist das uns prophezeite Unheil«, gab er grimmig
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