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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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… das eheliche Lager Bescheid?«
    Für die behutsame Frage dankbar, entschloss sich Alys, mit der Wahrheit herauszurücken. »Gestern hat mir, ehe ich hierherkam, eine Schankdirne einen zweistündigen Vortrag darüber gehalten.«
    »Eine Schankdirne?« Eine von Kellys hellen Brauen schoss in die Höhe. »Also eine …«
    Wieder errötete Alys. »Eine Hure. Ich habe meinen Onkel Donnock die Straße hinunterkommen sehen, bin in Panik geraten und in dieses … dieses Freudenhaus in Orovalis City an der Ostküste gerannt. Doch dann kam er auch herein, also floh ich nach oben, und das Nächste, was ich weiß, war, dass ich mich … mich in einem Schrank versteckt habe, und Cari und dieser Mann waren bei mir in der Kammer und haben … haben … na ja, sie entdeckte mich, nachdem der Mann gegangen war, und erzählte mir alles Mögliche, aber ich hatte gesehen, wie mein Onkel Broger das mit seinen Dienstmägden gemacht hat, und denen schien das gar nicht zu gefallen.«
    »Einen Moment mal, du hast deinen Onkel dabei gesehen?«
    Alys blickte betreten auf die Wasseroberfläche hinab.
    Kellys Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    »Hat er das absichtlich herbeigeführt?«
    »Ja.«
    »Hat er dich vergewaltigt?«
    Aus irgendeinem Grund schockierten sie die Worte aus dem Mund dieser Frau nicht. »Nein. Aber er hätte es gern getan. Ich habe ihn davon überzeugt, als Jungfrau mehr wert zu sein, deshalb hat er mich in Ruhe gelassen.« Als Kelly schwieg, sah Alys auf. Die rothaarige Frau blickte zu den vier Fenstern hinüber, die den Raum erhellten. Ihr Gesicht hatte einen kampfeslustigen Ausdruck angenommen. »Kelly? Stimmt etwas nicht?«
    »Man sollte ihn nicht nur zwingen, Staub zu schlucken, er ist Staub unter meinen Schuhen! Und ich hatte gehofft, diese Art von Perversionen in meiner eigenen Welt zurückgelassen zu haben«, zischte der Rotschopf grimmig.
    » Dein Onkel hat dich auch so behandelt?«, erkundigte sich Alys entsetzt.
    »Nein. Nein, zum Glück nicht.« Kelly schüttelte den Kopf und blickte Alys wieder an. »Aber in meiner Kultur wurde damit begonnen, öffentlich über solche Scheußlichkeiten zu sprechen, um den Opfern zu helfen, die Täter zu bestrafen und hoffentlich auch andere dazu zu bringen, zweimal nachzudenken, ehe sie sich solcher Vergehen schuldig machen.
    Wahre Liebe zeigt sich nicht in so kranken Formen, und Alys – es ist nicht deine Schuld «, sagte Kelly klar und deutlich, ohne Alys’ Blick auszuweichen. »Du hast nichts getan, um so eine Behandlung zu verdienen. Obwohl ich dich erst seit einer halben Stunde kenne, weiß ich, dass du keine Frau bist, die Männer absichtlich bis aufs Blut reizt. Du hast dir nichts vorzuwerfen. Der Schuldige ist einzig und allein dein Onkel. Eigentlich muss man dich dafür bewundern, dass du ihn dir so gut vom Leibe gehalten hast. Das war sehr klug von dir.«
    »Danke. Cari fand das auch. Das ist die Dirne, mit der ich mich unterhalten habe.«
    »Sie scheint eine sehr nette Frau zu sein. Ich wünschte, ich könnte sie kennenlernen«, erwiderte Kelly. »Aber ich sitze im Moment sozusagen auf der Insel fest.«
    »Du würdest wirklich gern eine Hure kennenlernen?«, vergewisserte sich Alys erstaunt.
    »Ich versuche, die Menschen nach ihren Handlungen und ihren Motiven zu beurteilen. Wenn sie mit dieser Art von Arbeit glücklich ist, dann freut mich das, und ich hoffe, sie verdient einen Haufen Geld und fängt sich keine Geschlechtskrankheit ein«, versetzte Kelly bestimmt, dann musterte sie die Frau in der Wanne. »Halt die Finger hoch.«
    Alys zog die Hände aus dem Wasser. Die Fingerspitzen waren schrumpelig. Kelly grinste.
    »Okay, wir wissen, dass du nicht von Wasserschlangen gebissen worden bist. Zeit, aus der Wanne zu steigen, junge Lady, und dich abzutrocknen, während ich in die Nähkammer laufe und dir ein paar Kleider hole.«
    »Wasserschlangen?«, fragte Alys, in deren Magen sich ein Kloß zu bilden schien. Ungefähr vor einem Monat hatte ihr Onkel sie gezwungen, per Fernsicht durch die Augen eines seiner Greife Wasserschlangen nach Nightfall zu teleportieren. Sie hatte sie zwar nicht selbst dorthin geschickt, aber sie hatte den magischen Käfig holen und geschlossen halten müssen, bis alles bereit gewesen war.
    Kelly hielt ihr kichernd eines der Frotteehandtücher hin, die die Brüder kurz nach ihrer Ankunft auf ihre Anweisung hin für sie angefertigt hatten. »In meiner ersten Nacht hier wurden wir von Makkadadaks angegriffen – und ich habe

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