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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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sich in den Sessel neben dem Bett. »Ich bin fortgegangen, weil ich den Stab schützen wollte. Wenn er zu kalt geworden wäre, hätte die Gefahr bestanden, dass seine Kraft nicht zurückkehrt.«
    Sie sah ihm tief in die Augen. »Wie hast du ihn warm gehalten?«
    »Ich habe ihn aus der Halterung entfernt und unter mein Hemd gestopft.«
    »Danach hättest du doch auf die Brücke zurückkommen können«, warf sie ihm vor.
    »Ja, aber ich hatte befürchtet, die Kälte würde mich zu sehr lähmen. Deshalb bin ich im Maschinenraum geblieben und habe auf den Moment gewartet, in dem ich den Stab wieder in die Halterung einsetzen muss.« Und er hatte darum gebetet, dass die schwindende Kraft des Stabes ihn nicht wieder zwang, Eulengestalt anzunehmen, denn dann hätte er ihr nicht helfen können, wenn sie ihn brauchte.
    Sie sah ihn eindringlich an. Ihre Augen glichen wirbelnden grünen Teichen des Misstrauens. Er hatte keine Ahnung, ob sie ihm glaubte. Aber er vermutete, dass er das Wohlwollen, das sie seiner Lebensgeschichte endlich entgegengebracht hatte, schon wieder verloren hatte. Er erkannte, dass er erneut einen Fehler begangen hatte. »Es tut mir leid. Ich hätte es dir erklären sollen, bevor ich die Brücke verlassen habe.«
    »Allerdings.«
    »Beim nächsten Mal werde ich es besser machen«, versprach er.
    Aber er würde ihr nicht verraten, dass er zu wenig Energie hatte, seine menschliche Gestalt aufrechtzuerhalten, wenn der Stab Kraft verlor oder sich nicht in seinem Besitz befand und er dann weder Vivianne beschützen noch gegen die Stämme kämpfen konnte.
    Bis er seinen Stab durch ein Täuschungsmanöver verloren hatte, hatte er ihn nicht ein einziges Mal aus den Augen gelassen. Jener Fehler hatte ihn Jahrhunderte gekostet. Jahrhunderte, die die Stämme dazu benutzt hatten, ihre Herrschaft über die Galaxie auszubauen. Er musste unbedingt in Menschengestalt bleiben. Er musste sie aufhalten. Und er musste Vivianne klarmachen, dass sie auf derselben Seite standen.
    Aber er hatte keine Ahnung, wie das zu erreichen wäre. Er spürte, dass sie nicht von ihm berührt werden wollte, und lenkte das Gespräch also in unverfänglichere Bahnen. »Wir sollten die dunkle Welt innerhalb einer Stunde erreicht haben. Wenn du dazu bereit bist, würde ich gern deine Meinung darüber hören, wo es ratsam sei zu landen.«
    »Ich habe Lyle mit Arbeit überhäuft, damit er mir nicht in die Quere kommt.« Sie hielt den Kopf schräg und schürzte die Lippen. »Hast du mit mir dasselbe vor?«
    »He!« Er ergriff ihre Hand und freute sich, dass Vivianne sie nicht sofort zurückzog. »Du hast die Draco gerettet. Wir alle verdanken unser Leben deinem raschen Verstand.«
    »Du meinst meine Bitte um Gnade?«
    Er grinste. »Diese Taktik wäre mir nie eingefallen, aber sie hat funktioniert. Du warst brillant.«
    Er erinnerte sich daran, wie sie das Schloss geknackt hatte, damit die hungrigen Kinder etwas zu essen bekamen. Sie war schon immer erfinderisch gewesen.
    »Und es war tapfer von dir, dein eigenes Leben zu riskieren, um so am Ende alle anderen zu retten.«
    Obwohl er aufrichtig klang, glaubte sie ihm nicht.
    »Wir wären ja ohnehin alle gestorben. Ich hatte nichts zu verlieren.«
    Er stand auf und ging zur Tür. »Ich bin froh, dass es dir besser geht.«
    Hinter sich schloss er die Tür und stellte entsetzt fest, dass seine Hand zitterte. Offenbar war er selbst fast erfroren, als er Vivianne gewärmt hatte.
    Er ballte die Hände zu Fäusten, und das Zittern war gewichen, noch bevor er die Brücke erreichte. Er würde tun, was er tun musste, aber er wünschte sich, seine Mission nicht allem anderen voranstellen zu müssen.
    Sean und Tennison wirkten erleichtert, als sie sahen, wie Jordan die Brücke betrat. Sean hatte gerade das Kommando inne, und Tennison befand sich an der Wissenschaftsstation. Aufgrund des Schutzes durch die Weltraumanzüge hatten beide nicht an Unterkühlung gelitten. Während sich Jordan um Vivianne gekümmert hatte, hatten sie sich an die Arbeit gemacht und eingefrorene Transistoren repariert.
    »Zustandsbericht«, bat Jordan.
    »Schwerkraft und Lebenserhaltungssysteme sind stabil«, berichtete Tennison. »Darren und Knox bereiten das Frühstück zu.«
    »Gut.« Jordan wandte sich an Sean. »Was ist mit dem dunklen Planeten?«
    Der Schattenplanet nahm bereits ein Drittel des Sichtschirms ein, und er wirkte nicht gerade vielversprechend. Das Land wirkte schwarz wie versengt, und das braune Meer sah wie Schlamm

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