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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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Henriettas Mörder zu überführen. Vielleicht sollten wir noch enger mit Mr. Renquist zusammenarbeiten.“
    Grace seufzte tief. „Gott sei Dank. Ich fürchtete schon, ich müsste dich zwingen, aufzuhören, als Zoe aufzutreten. Da uns nur noch sechs Tage bleiben, war ich sicher, du würdest ablehnen. Ich bin froh, dass du dich entschieden hast, der Scharade als Madame Zoe ein Ende zu setzen.“
    „Der Scharade, Tante Grace, denn ich hänge an meinem Leben. Aber die Ermittlungen werde ich nicht einstellen.“
    „McHugh wird nicht …“
    „Es ist jetzt schlimmer. Gestern Abend war er so wütend wie nie zuvor.“
    „Meide ihn, Alethea. Ich sehe es dir an. Du bist im Begriff, dich in ihn zu verlieben, nicht wahr?“
    Im Begriff? Es war schon zu spät. Genau genommen war es schon zu spät, seit er im Ballsaal der Woodlakes die Flügeltüren geöffnet hatte, damit die Kerzen ausgingen und er ihr einen Kuss rauben konnte.
    „Wenn – wenn es so wäre, Tante Grace, würde ich schnell wieder zu Verstand kommen. Denn es wäre ohnehin sinnlos. Er lebt ganz für die Erinnerung an seine verstorbene Frau. Und die Verletzungen, die ihm in Algier zugefügt worden sind, haben es ihm unmöglich gemacht ein – ein Ehemann zu sein.“
    Grace blickte sie aus großen dunklen Augen an. „Wie bitte?“
    Alethea spürte, wie sie errötete. Wie sollte sie ihrer Tante erklären, warum sie so etwas wusste? „Sir Martin meinte, ich hätte Gefühle für McHugh entwickelt, und er fühlte sich genötigt, mir mitzuteilen, dass McHugh nicht …“
    Grace brach in Gelächter aus. Sie presste die Hände vor den Mund und lachte, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen. Behutsam tupfte sie sich mit einem Spitzentaschentuch das Gesicht ab. „Oh, Alethea. Das ist köstlich. Ich habe schon von vielen Tricks gehört, mit denen ein Mann um eine Frau wirbt, aber das übertrifft sie alle. Ich muss Sir Martin zu seinem Einfallsreichtum gratulieren.“
    Alethea starrte sie an. „Du meinst, es stimmt gar nicht?“
    „In der Gesellschaft glaubt man, mir würden alle möglichen Geheimnisse anvertraut, aber ich bin einfach eine gute Beobachterin. Meine Liebe, ich muss dir gestehen, dass ich den männlichen Körper zu schätzen weiß. Ich bin der Überzeugung, dass Körperhaltung, Verhalten und andere – nun, Kennzeichen fast genauso viel über das verraten, was ein Mann denkt und fühlt, wie seine Worte. Sagen wir einfach, Rob McHugh fühlt sich sehr zu dir hingezogen, und er ist durchaus dazu in der Lage, etwas mit seiner Ausstattung anzufangen.“
    „Bist du sicher? Ich meine, er hat schwere Folterungen durchlitten. Wenn er dabei entmannt wurde oder sonst irgendeinen Schaden davontrug …“
    Grace hatte die Fassung wiedererlangt und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich bin so sicher, wie man nur sein kann, ohne alles mit eigenen Augen gesehen zu haben. Wenn du trotzdem glaubst, dass Sir Martin dir die Wahrheit gesagt hat, dann gibt es vielleicht ein anderes Problem mit McHugh. Aber nicht mit seinen – äh – Fähigkeiten. Das widerspricht meinen Beobachtungen.“
    Alethea dachte an ihre früheren Begegnungen zurück. Es hatte Augenblicke gegeben, in denen in ihr Zweifel an seiner Behinderung laut geworden waren – aber warum hatte er sich dann immer wieder zurückgezogen? Warum war sein Benehmen dann danach gewesen, als litte er Qualen, wenn er sie doch hätte haben können?
    Sehr zu Aletheas Missfallen trat, gerade als sie sich auf ihr Treffen mit Lady Enright vorbereitete, Dianthe in ihr Zimmer, um ihr mitzuteilen, dass Sir Martin Seymour im hinteren Salon wartete und um ein Gespräch bat. Alethea wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, ihn abzuweisen, aber von dem Moment an, da er die Tür unter der Treppe geöffnet und sie und McHugh ertappt hatte, war ihr klar gewesen, dass dieser Augenblick kommen würde. Sie musste in Erfahrung bringen, was er nun vorhatte.
    Sie strich sich das Haar glatt, kniff sich in die Wangen, um ihnen ein wenig Farbe zu verleihen, und eilte dann hinunter in den kleinen Salon. Sir Martin stand am Fenster und blickte hinaus auf den winterlichen Garten. Alethea schloss die Salontür hinter sich und hoffte, dass Grace und Dianthe diesen Hinweis beachten und sie nicht stören würden. Bei dem Geräusch wandte er sich um. Sie machte sich auf ein unerfreuliches Gespräch gefasst, setzte sich auf einen Stuhl und faltete die Hände im Schoß.
    „Sir Martin“, sagte sie leise. Sie schämte sich so sehr, dass sie ihm

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