Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
nicht leicht sein, ihn ohne Ausweis zu identifizieren«, meinte Holtz und betrachtete eingehender die Stelle, an der einmal das Gesicht gewesen war.
Auch das Durchsuchen der Hosentaschen und der Sporttasche des Toten lieferte ihnen keine neuen Informationen über die Identität der Leiche.
»Keine Brieftasche, keine Papiere, keine Quittungen oder sonst was. Ist das nicht merkwürdig?«, meinte Levin
»Vielleicht ist er ja beraubt worden?«
»Wirkt etwas außergewöhnlich für einen Raubmord, oder?«
»Wenn er nicht beraubt wurde, dann hatte er nichts bei sich, was Rückschlüsse auf seine Identität zulassen würde«, meinte Holtz.
»Eigentlich haben doch nur Leute, die Angst haben, festgenommen zu werden, keine Papiere dabei, oder?«
»Weswegen hätte man ihn festnehmen sollen?«
»Wegen Sachbeschädigung, ich denke an die Spraydosen mit der Farbe«, meinte Levin.
»Wer kommt schon auf die Idee, einen dieser Schmierer mitten in der Nacht ausgerechnet hier zu erschießen?«, wollte Holtz wissen.
»Einen Graffitikünstler.«
»Wie bitte?«
»Graffitikünstler heißt das und nicht Schmierer.«
»Nenn es, wie du willst, aber Schmierfinken sind sie trotzdem.«
»Dieser Künstler wird jedenfalls nicht mehr sprühen«, meinte Levin und legte die Puma-Tasche in eine große Papiertüte. Dann kletterte sie vorsichtig zur Kante des Abhangs hinunter, sammelte die Spraydose und die blutbespritzte Skizze ein und verpackte sie ebenfalls in braune Papiertüten. Die Kriminaltechniker vermieden es, Plastiktüten zu benutzen, da eventuelles Kondenswasser Spuren zerstören konnte, die der Mörder hinterlassen hatte. Es war schon oft vorgekommen, dass Streifenbeamte, die zu viel Fernsehen geschaut hatte, gemeint hatten, sie müssten den Kriminaltechnikern helfen, obwohl Holtz immer wieder darum bat, doch die Anweisungen im Handbuch zu befolgen oder gar nichts zu unternehmen. Levin packte ihre Sachen zusammen und ging. Holtz hingegen wollte noch auf den Gerichtsmediziner warten.
Er holte tief Luft, genoss die Stille und begann dann, sich die Umgebung einzuprägen. Das hohe Gras ließ darauf schließen, dass das Grünflächenamt hier nicht sonderlich oft vorbeikam. Gebüsch machte außerdem der Wiese ihren Platz streitig. Der wenige Müll, der herumlag, war wahrscheinlich vom Wind hergetragen worden.
Ein Vogel begann zu zwitschern und erhielt Antwort.
Einige größere Bäume ragten etwa fünfzig Meter von der Leiche entfernt auf. Holtz begab sich dorthin. Er achtete darauf, wo er hintrat. Von hier ist der Schuss möglicherweise abgefeuert worden, dachte er.
Später würde er mit Hilfe des Einschusswinkels, des Gewichts des Projektils und einer berechneten Mündungsgeschwindigkeit den Standort des Schützen sicherer bestimmen können. Einstweilen musste er sich mit einer Mutmaßung zufriedengeben. Es war auch nicht gesagt, dass sie die Kugel fanden. Und ohne das Geschoss war es sehr schwer, überhaupt irgendwelche Berechnungen anzustellen. Der Schütze könnte sich an einem der Bäume abgestützt haben, dachte er. Etwa eine Stunde lang ging Ulf Holtz von Baum zu Baum, um nach Spuren zu suchen. Er hielt Ausschau nach losgerisse ner Baumrinde, niedergetretenem Gras, abgebrochenen Äs ten oder am allerliebsten weggeworfenen Zigarettenkippen. Aber so dumm sind die Verbrecher kaum noch, dachte er. Außerdem wussten die Kriminellen, dass man die Polizei sehr gut in die Irre führen konnte, indem man aufgesammelte Kippen oder leere Dosen und Flaschen am Tatort zurückließ.
Er fand nichts, keine einzige Spur.
Unglück lag in der Luft. Die Autos kamen kaum vom Fleck. Holtz konnte nichts sehen, war sich aber ziemlich sicher, dass es weiter vorne zu einem Unfall gekommen war. Vielleicht bei der Baustelle am Anfang der Brücke. Um diese Tageszeit hätte der Verkehr eigentlich fließen müssen. Er hatte den ersten Gang eingelegt, und der Motor war kaum zu hören, während sich sein Wagen langsam, Meter um Meter, weiterbewegte. Holtz hatte Durst. Vermutlich lag das am Mittagessen. Kassler in Käsesauce. Er hatte immer noch den salzigen Geschmack auf der Zunge. Viel zu salzig. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Im Wagen war es still. Ich hätte die Antenne nach der Waschstraße sofort wieder anbringen sollen, dachte Holtz. Sie lag, kurz und mit schwarzem Gummi überzogen, neben zwei Einkaufstüten auf der Rückbank.
Der Mord an Jenny Svensson ließ ihm keine Ruhe. Den zweiten Mord, den Tunnelmord, hatte er vorläufig an
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