Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
Erkenntnisse sind gar nicht übel, stimmt’s?«
Holtz wirkte fast ein wenig schockiert.
»Wenn jemand einem geliebten Gegenstand oder Menschen Schaden zufügt, kann man kaum noch klar denken, selbst wenn es sich um etwas so Schlichtes wie ein Haus oder ein Auto handelt, ja, sogar ein Fahrrad. Man verspürt als Allererstes ein Bedürfnis nach Rache«, sagte Levin. »Rache und Hass.«
Holtz nickte und lehnte sich wieder zurück. Seinem Gesicht war noch eine gewisse Anspannung anzumerken.
»Glaubst du, bei dem Mörder handelt es sich um jemanden, dessen Haus verunstaltet wurde?«
»Nein, so einfach ist es vermutlich nicht. Die meisten Leute besitzen weder den Mut noch die Kraft, sich zu rächen oder auch nur den Täter ausfindig zu machen. Ein normaler Mensch ist auch gar nicht fähig, sonderlich lange zu hassen. Ich meine, dass nicht die Straftat an sich bestimmt, welche Gefühle bei dem Betroffenen entstehen, sondern die Konsequenzen dieser Straftat für den Betroffenen.«
Holtz nahm seine Beine von dem Sessel, da sie zu kribbeln begannen. Er erhob sich und ging ein paar Schritte auf und ab. Dann streifte er seine Schuhe ab und stellte sich breitbeinig mit erhobenen Händen hin. Pia Levin überlegte, ob er wohl verrückt geworden sei, sagte aber nichts.
»Ich wollte mit Gymnastik anfangen. Linda sagt, dass man besser nachdenken kann, wenn die Blutzirkulation beschleunigt wird. Außerdem verspannt man sich dann nicht so leicht.« Holtz streckte seine Arme seltsam abgewinkelt in die Luft.
Pia Levin seufzte laut und schüttelte den Kopf. Sie wollte gerade gehen, als ihr noch etwas einfiel.
»Richtig. Ich habe mit dem Tontypen gesprochen, mit Jörgen Bylund. Er wollte dir was über diese Stimme erzählen, du weißt schon, von dem Mann, der dir gesagt hat, dass sich Peter Konstantino und Benny Rosvall kannten.«
Holtz hielt mitten in der Bewegung mit leicht gebeugten und vor sich ausgestreckten Armen inne.
»Diese Übung heißt übrigens den Ball fangen. Danach reckt man sich, um ganz weit oben einen Apfel zu pflücken, den man dann, so, in einen Korb legt.« Er vollführte eine tänzelnde Bewegung mit dem Oberkörper. »Tai-Chi, einfach toll«, sagte er. »Na dann, auf ins Tonstudio.« Holtz zog sich seine Schuhe wieder an.
Die meisten nannten die Abteilung einfach nur den Ton, aber der offizielle Name lautete »Forensic Audio Center«. Die Wände waren mit grauem Schaumstoff verkleidet. Die Stille war kompakt und fast mit Händen zu greifen.
»Wir gehen ins Labor, die meisten finden es unangenehm, sich hier drin zu unterhalten«, sagte Jörgen Bylund und führte sie aus dem schallisolierten Studio hinaus.
In erster Linie waren die Tontechniker damit beschäftigt, Aufnahmen zu verbessern und zu untersuchen, ob sie echt oder manipuliert waren. Sie konnten auch schwache Hintergrundgeräusche herausfiltern. Manchmal beschäftigten sie sich noch mit Tonbandkassetten, obwohl digitale Aufnahmen zunehmend ihren Alltag beherrschten. Gelegentlich stand auch eine Stimmenanalyse an.
Computer mit modernen Audioprogrammen füllten das Labor, in dem etliche junge Techniker und Analytiker, die meisten langhaarig und männlich, in ihre Arbeit versunken waren.
Wie geklont, dachte Levin.
»Hier ist es nicht wie im Fernsehen«, sagte Jörgen Bylund. »Viele Leute glauben, man müsse eine Stimme nur in einen Computer eingeben, und schon wisse man, um wen es sich handelt und woher diese Person kommt. Aber das funktioniert fast nie. Man braucht eine Vergleichsstimme als Referenz. Eine andere Möglichkeit ist ein Sprecherprofil, aus dem hervorgeht, welcher Personengruppe der Sprecher zuzurechnen ist.«
Levin und Holtz folgten ihm in ein kleineres Büro am anderen Ende des Labors.
»Treten Sie ein«, sagte Bylund.
Drei Computer standen auf einem kleinen Tisch. Der Fußboden war fast gänzlich von unordentlichen Bücherstapeln bedeckt. Auf zwei Stühlen an der Wand saßen zwei Teddybären in Fußballtrikots. Zwei verschiedene Mannschaften. Bylund räumte die Stofftiere beiseite.
»Setzen Sie sich«, sagte er.
Levin und Holtz betrachteten fragend die Teddys, aber da Bylund nicht die Absicht zu haben schien, etwas zu erklären, stellten sie auch keine Fragen.
Sie zogen die Stühle heran und nahmen vor den Computern Platz.
»Ich habe Ihre Aufnahme gefiltert. An der Qualität war von vornherein nichts auszusetzen, aber jetzt ist die Aufnahme perfekt.« Bylund drückte auf eine Taste.
Das Geräusch aus den Lautsprechern wurde
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