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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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seit acht langen, gefährlichen Wochen auf schwankendem Grund rochen sie wieder das Land in der Nähe, sahen in der blauen Dämmerung das fahle Grün von Rohr und Ried, Büsche und Bäume tauchten schemenhaft auf, Weiden und Sumpfzypressen, an deren Zweigen sich das Spanische Moos im Morgenhauch in langen Schlieren wiegte.
    »Es lasse aus der Erde aufsprießen Gras und Kraut und Baum!«, flüsterte der Segelmacher dicht am Ohr des Jungen. »Und die Erde brachte das Grün hervor. Abend und Morgen. Dritter Tag.« Und dann fuhr er ohne Pause fort: »Und Leuchten sollen sein am Himmel! Das Großlicht beherrsche den Tag!«
    Während sich rot und riesig die Sonnenscheibe über den Horizont hob, ihr Glanz gedämpft von dünnen Dunstschleiern, vollendete er: »Abend und Morgen. Vierter Tag.«
    Weiße Reiher hoben sich mit gemessenem Schwingenschlag in die Luft und glitten fernen, ruhigeren Wasserflächen zu. An ihren Platz flatterten Blesshühner, die sich, obwohl sie heftig die Flügel schlugen, nicht in die Luft schwangen, sondern mit schnellen Schritt­bewegungen die Oberfläche des Wassers ritzten und gerade, sich allmählich verlaufende Spuren zurückließen. Ein Fischadler rief seinen Jungen mit wildem Schrei die Botschaft von Beute zu, einen großen Fisch in den Fängen.
    »Weiter, Hendrik«, drängte der Junge.
    »Es wimmle das Wasser vom Gewimmel der lebenden Tiere. Und Vögel sollen fliegen am Himmel.«
    »Und die Erde bringe hervor lebendige Wesen, das Vieh, die kriechenden Tiere, das Wild«, ergänzte der Junge laut. »Abend und Morgen. Fünfter Tag.«
    »Was spinnst du?«, fragte Mathilde ihn.
    »Er spinnt nicht. Er sieht die Zeichen hinter den Dingen«, antwortete der Segelmacher und starrte Mathilde an. »Die Zeichen, verstehen Sie?«
    Mathilde zuckte die Achseln.
    Der Morgenzauber zerstob.
    Würdig und bewegungslos standen drei Reihervögel im grau-weißen Gefieder dicht vor einer Sandbank. Sie ließen das Schiff nahe an sich herankommen, ehe sie mit staksigen Schritten hinter einem Schilfgürtel verschwanden.
    »Sie haben grüne Beine«, sagte der Junge.
    »Grüne Jungen sehen grüne Beine«, neckte Mathilde ihn.
    »Besser grün als rot«, entgegnete der Junge grob.
    Mathilde ließ sich jedoch an diesem Morgen nicht ärgern. Sie hatte die Wunderblume in ihren Gürtel gesteckt. Der Lehrer stand neben ihr, die Hände auf der Reling. Wie zufällig legte Mathilde ihre Hand auf die seine. Die Sonne stieg höher, Schiffe begegneten ihnen. Rufe schallten hin und zurück. Aber Einwandererschiffe schienen nichts Außergewöhnliches zu sein. Jedenfalls löste die Ankunft der »Neptun« keinerlei Jubel aus.
    In weiten Schleifen strömte das braune Wasser des Mississippi gemächlich dem Meere zu. Die Passagiere flohen bald vor der aufkommenden Schwüle von der Reling und suchten sich schattige Plätze an Deck. Der Junge hielt Ausschau nach den ersten Häusern.
    Aber erst am späten Nachmittag erblickte er die Dächer der Stadt hinter einem hohen Damm. Der Schlepper zog die »Neptun« weit an New Orleans vorbei. Der alte Mann, der Lehrer, Mathilde und der Junge standen dicht beieinander. Der Kapitän kam von achtern und blieb bei ihnen stehen.
    »Wird spät heute, bis wir in Lafayette vor Anker gehen«, sagte er. »Alle Schiffe aus Deutschland laufen den Hafen am Ende der Stadt an.«
    Der Lehrer legte seinen Arm um Mathildes Schulter.
    »Mathilde«, redete der Kapitän das Mädchen an und seine Stimme klang ein wenig rau, »morgen gibt es für mich tausend Dinge zu erledigen, die Ladung muss gelöscht werden, das Gepäck der Passagiere, der Zoll.« Er zog ein schmales Päckchen aus der Tasche. »Ich möchte dir danken«, sagte er und achtete nicht darauf, dass sie sich enger an den Lehrer schmiegte. »Es waren für mich Tage voller Hoffnung. Vorher habe ich manchmal gedacht, ich sei zum Heiraten zu alt. Aber jetzt weiß ich durch dich, dass das nicht stimmt. Ich möchte dir«, er schaute kurz und ein wenig spöttisch den Lehrer an: » . . . wenn Sie erlauben? – Ich möchte dir etwas schenken.« Er reichte ihr das Päckchen.
    Mathilde nahm es. Sie war unsicher und schaute vor sich auf den Boden.
    »Öffne es nur«, forderte der Kapitän sie auf.
    Sie löste die dünne Schnur. Das Papier zerriss. Sie hielt eine Kette aus blutroten Korallen in ihren Händen.
    »Es ist eine alte Kette«, sagte der Kapitän eifrig. »Mein Vater hat sie von einer Australienfahrt mitgebracht.«
    Mathilde antwortete nicht, legte aber die Kette

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