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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
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Fuß dagegen.
    »Andrea.«
    Ich bleibe auf Distanz. Er beginnt, die hölzerne Sitzfläche zu ohrfeigen. Jeden Schlag scheint der Angreifer zurückzubekommen, daher macht er weiter: Er wird so lange auf den Hocker einschlagen, bis der nicht mehr zurückschlägt.
    Was wir tun, ist völlig sinnlos, denke ich. Die Realität sieht ganz anders aus.
    Meriem lässt die Vase, an der sie arbeitet, stehen und kommt zu mir.
    »Müssen wir Angst vor ihm haben?«
    »Nein, mach dir keine Gedanken.«
    Kaum habe ich das gesagt, reißt Riccardi den Hocker hoch und knallt ihn auf den Boden. Meriem flüchtet sich hinter meinen Rücken, ich bewege mich mit vorgestreckten Händen auf ihn zu.
    »Es reicht, Andrea!«
    Er tritt auf den Hocker ein. Mit einem letzten Fußtritt lässt er ihn gegen die Wand rollen. Er streckt ihm den Finger entgegen, ballt die Fäuste, verfolgt ihn aber nicht weiter: Er hat gesiegt. Dann kehrt er zu seinem Arbeitsplatz zurück, krempelt die Ärmel hoch und beginnt wieder zu kneten.
    Im nächsten Moment kommt Meriem hereingerannt, gefolgt von De Lucia. Sie scheint überrascht, dass wir alle noch am Leben sind.
    »Wer hat dir erlaubt, das Zimmer zu verlassen?«, frage ich und erkenne meine Stimme nicht wieder.
    Meriem wird rot, geht zu ihrem Platz und versteckt den Kopf hinter dem Tonklumpen. Loredana geht zu ihr, zeigt ihr, wo sie etwas falsch macht. Plötzlich überflüssig geworden, schaut sich De Lucia verlegen um.
    Das reicht jetzt, denke ich.
 
    Draußen im Flur schneide ich ihm das Wort ab.
    »Beruhige dich«, sage ich, »es war nur eine Art Freistilringen mit dem Hocker: nichts Außergewöhnliches. Wenn er das nächste Mal ausflippt, rufe ich dich. Innerhalb von fünf Minuten, mehr oder weniger.«
    »Hör zu.«
    »Nein, hör du zu.«
    Ich packe ihn am Arm, ziehe ihn von der Tür weg. Von überallher höre ich es zischen, aber das macht nichts, ich habe mich daran gewöhnt.
    »Ich weiß, was ihr denkt, du und Grazia. Es ist sinnlos: Er ist verrückt, und ich kriege es nicht auf die Reihe.«
    De Lucia öffnet den Mund, ich lasse ihn nicht zu Wort kommen.
    »Ich habe es versucht, ich bemühe mich, es ist zwecklos.«
    Aus den geöffneten Türen der Klassenzimmer kriechen kleine schwarze Schlangen, gleiten in Windeseile bis zu unseren Füßen, den Fesseln.
    »Und dann, wollen wir die Sache beim Namen nennen? Diese Jugendlichen sind wandelnde Krankheiten, und nichts wird daran etwas ändern können.«
    Wie eine schwarze Flut winden sich die Schlangen um De Lucias Beine, klettern mit aufgerissenen Mäulern an ihnen hoch.
    »Ich bin müde, ich kann nicht mehr. Einfach nur zu unterrichten ist etwas anderes.«
    Er antwortet nicht. Eine der Schlangen umklammert seinen Oberschenkel. De Lucia drückt ihr behutsam das Maul zu, löst sie dann von seinem Bein und hält sie am Kopf, am Schwanz fest.
    »Du bist bloß wütend«, sagt er.
    Ich schlafe nicht mehr. Ständig habe ich Schmerzen in der Brust. Ich bin wütend, klar. De Lucia schüttelt den Kopf, als hätte er es gehört.
    »Du bist wütend auf ihn.«
    »Auf wen?«, frage ich, obwohl ich genau weiß, wen er meint. »Das stimmt nicht«, sage ich. Auf Riccardi kann ich nicht wütend sein: Er ist krank. Aggressiv, starrköpfig, aber eben krank.
    »Ich bin nicht wütend auf ihn. Er macht mir nur Angst.«
    »Das ist vollkommen normal«, erwidert De Lucia. »Es gibt nichts Beängstigenderes als diese Jugendlichen. Sie sind unsere Spiegelbilder.«
    Die Schlange zuckt zwischen seinen Händen, gleitet davon.
    De Lucia begreift nicht: Es sind nicht die zuckenden, rastlosen Arme oder Schultern. Es ist dieser Schrei, den Riccardi immer wieder ausstößt, der nichts mit seiner Krankheit zu tun, sondern mit mir, der meine Schuld ist.
    »Ich bin unfähig«, gestehe ich. »Ich schaffe es nicht.«
    Es tut mir leid, ich schäme mich, aber ich habe so viel studiert, und es hat nicht gereicht. Es reicht nicht.
    De Lucia lächelt, berührt mich an der Schulter.
    »Hör auf, Angst zu haben, Emma, und sei endlich nachsichtiger mit dir. Versuch es einfach und schlimmstenfalls machst du einen Fehler: Wir alle machen Fehler.«
    Als er sich im Gang entfernt, sind sämtliche Schlangen verschwunden.
 
    »Weißt du, ich lese gerade ein Buch: Zanna Bianca. Er ist ein halber Wolf, ein wildes Tier.«
    Riccardi hält den Kopf gesenkt, unzufrieden mit dem, was seine Hände aus dem Ton gemacht haben.
    »Er ist außerdem sehr wütend«, sage ich. »Weil sich die anderen Hunde über ihn lustig

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