Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
Vom Netzwerk:
Boden. Er hat die Hand frei, ballt sie zur Faust, geht auf Mattias Kopf los. Weder De Lucia noch ich sind schnell genug: Andrea steht schon neben ihm, packt ihn am Kragen, schüttelt ihn hin und her.
    »Es reicht, Andrea«, sage ich. »Der Leguan will das nicht.«
    Andrea hört auf zu schreien, keucht mit geöffnetem Mund. Wir stehen alle wie erstarrt da.
 
    Nach und nach lösen sich Andreas Hände, gleiten an Mattias Brust herab. Mit der anderen greift er sich an seine Wangen, tastet unter den Augen nach den Tränen, die er vor lauter Wut vergossen hat.
    Mattia lacht kurz auf.
    »Das ist der Verrückteste von allen«, sagt er.
 
    Ich folge Margherita über die Straße, konzentriere mich dabei auf die Einkaufstüten, damit sie nicht wieder zerreißen.
    »Was ist los?«
    Margherita ist ruckartig stehen geblieben. Das Café, der Zeitungskiosk, der Blumenladen: Wir sind schon fast zu Hause. »Lass uns gehen«, sagt sie und kehrt um.
    Der Mann mit dem Schnurrbart macht keine Anstalten, sich von der Haustür zu entfernen. Ich überlasse ihm die Tüten und gebe ihm zu verstehen, sich nicht von der Stelle zu bewegen, dann renne ich ihr hinterher.
    »Bleibst du jetzt mal kurz stehen?«
    Margherita läuft stur weiter. Ich renne noch schneller, um sie einzuholen.
    Es beginnt zu regnen, das Wasser rinnt von den Balkonen und Gebäuden, dringt in die Bereiche ein, die unsere Schirme nicht zu schützen vermögen.
    »Bitte«, sage ich.
    Einige Passanten schauen uns hinterher, denken wohl, dass wir streiten.
    Endlich bleibt Margherita stehen, geht zu einem Torbogen und stellt sich dort unter.
    »Warum gehen wir nicht essen?«, fragt sie.
    »Weil wir gerade einkaufen waren.«
    Ströme von Wasser überfluten den Gehsteig und klatschen uns gegen die Stiefel. Meine Sohlen kann ich vergessen: Ich spüre, wie das Wasser sie langsam aushöhlt.
    »Er will doch nur mit dir reden. Du musst ja nichts sagen, nur zuhören. Er schwört, dass er dann wieder nach Pavia zurückfährt.«
    Sie starrt mich an.
    »Ja, er hat mich darum gebeten. Du bist ja immer unterwegs, und wenn du mal da bist, lässt du ihn nicht rein.«
    »Und in diesen Fällen bist du dann also zur Stelle.«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich dir gut zureden würde, aber wie du ja gemerkt hast, habe ich das nicht getan. Jetzt ist er hier, und wenn du hören willst, was er zu sagen hat, ok, ansonsten eben nicht. Das musst du entscheiden.«
    Ohne mich anzusehen, lässt Margherita die Standpauke über sich ergehen, dann spannt sie wieder ihren Regenschirm auf.
    »Wo sind deine Tüten?«
    Der Vater steht immer noch vor dem Haustor, mit unseren Einkaufstüten auf dem Arm.
    »Emma sagt, dass ich nichts sagen, sondern dir nur zuhören brauche.«
    Er schaut mich an, als hätte ich ihn verraten.
    »Aber entschuldige mal, das ist unmöglich«, fährt Margherita aufgebracht fort. »Ich muss unbedingt mit dir reden: Nämlich um dir zu sagen, dass ich dir nicht zuhören will und auch nichts mehr von dir hören will.«
    Ohne ihm Zeit für eine Entgegnung zu lassen, nimmt sie ihm die Einkaufstüten ab und schließt das Tor auf. Er bleibt stehen, wo er ist, lässt die Arme hängen, als wollten sie immer noch die Einkäufe der Tochter tragen. Wortlos gehe ich an ihm vorbei und beeile mich, ihr zu folgen, damit sie mich nicht auch aussperrt.
 
    Bevor ich heute Morgen aus dem Haus ging, vergewisserte ich mich, dass niemand an den Tischen des Cafésgegenüber saß. Ich verzichtete auf die Zeitung, eilte am Kiosk vorbei, warf nur einen kurzen Blick hinein. Niemand da.
    Ich konnte mich entspannen, langsamer gehen, auf den Betrieb in der Zoohandlung achten: In gebückter Haltung verteilte der Ladenbesitzer gerade einen Wurf Zwergkaninchen auf zwei Käfige. Zunächst dachte ich, er wählte ganz willkürlich aus, doch dann bemerkte ich, dass er nur die größten am Rücken packte und am Fell hochzog.
    Ich musste einfach stehen bleiben.
    Die Hasen bewegten die Schnäuzchen auf und ab wie Neugeborene. Vergebens strampelten sie ein paarmal mit den Pfötchen, ehe sie sich mit dem Umzug abfanden.
    Der Mann setzte sie auf den Boden, schloss den Käfig und stellte ihn neben den anderen.
    Die wenigen, die zurückblieben, schmiegten sich aneinander, bildeten ein flauschiges Nest, aus dem ab und zu ein Kopf, zwei Ohren, ein Schnäuzchen auftauchten.
 
    Ich besuche Petar in der Klasse, wo er über einer Grammatikaufgabe gebeugt sitzt, während die Kollegin vier seiner Mitschüler am Pult abfragt. Er blickt hoch,

Weitere Kostenlose Bücher