Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
hob den Kopf beim Klang ihres Namens. Seine stechend blauen Augen fixierten sie mit ungeheurer Intensität, selbst als der Soldat die Peitsche über seiner Schulter niedersausen ließ, und sie konnte sich kaum noch bewegen.
„Darf ich dir die Ehre überlassen, oder soll ich es selbst tun?“
Bei der Frage trocknete ihr der Mund aus. Lotharus war berüchtigt für seinen unstillbaren Blutdurst. Aus irgendeinem Grund war ihr klar, dass dieser Drache nicht so einfach zusammenbrechen würde. Wo dieser Gedanke herkam, wusste sie allerdings nicht. Gleichzeitig verwirrt, frustriert und zornig schritt sie zu dem Soldaten mit der Peitsche. „Gib mir das“, befahl sie und streckte die Hand aus.
Lächelnd reichte der Soldat ihr das Folterwerkzeug. Sie fuhr mit der Handfläche über den Griff, spürte die vertrauten Formen. Nach einem tiefen Atemzug legte Alexia die Peitsche auf einen der Tische. Stattdessen trat sie vor den Drachen und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
„Wo ist der Kristall?“
Langsam drehte er den Kopf in ihre Richtung und sah sie an, mit einem kalten Lächeln in den eisigen Augen. „Das weiß ich nicht.“Sie schlug kräftiger zu und wiederholte die Frage. Er spuckte Blut, ließ ein leises Lachen hören und beobachtete jede ihrer Regungen.
„Stimmt wohl doch, was man so über Blondinen sagt.“
Als Alexia dieses Mal zuschlug, rissen ihre Nägel die Haut seiner hübschen Wange auf. Sein Lächeln verschwand.
„Also? Der Kristall?“
„Habe ich doch schon gesagt. Ich. Weiß. Es. Nicht“, stieß er durch zusammengebissene Zähne hervor.
„Bei mir wirst du schon besser lügen müssen.“
„Lügen? Wo könnte ich ihn denn bloß versteckt haben?“ Er deutete mit dem Kinn auf seinen nackten Körper.
Lotharus tauchte hinter ihr auf. In der Hand hielt er eine neunschwänzige Katze, deren Riemen mit Nägeln besetzt waren, ein Instrument, extra dazu geschaffen, jemandem die Haut zu zerfetzen. „Das könnten wir doch herausfinden, nicht wahr?“
Beinahe wäre ihr wieder schlecht geworden, als sie diese Worte hörte. Doch sie biss die Zähne zusammen und ergriff die Peitsche. Schwer wie Blei lag das Folterinstrument in ihrer Hand. Sie wollte das nicht tun. Zum ersten Mal in all den Jahren als Kriegerin für ihr Volk widerstrebte es ihr, einen Feind zu quälen. Und es gab keine Erklärung für ihre Gefühle.
„Nun, worauf wartest du?“
Sie begriff sofort, dass sie selbst bestraft werden würde, wenn sie die neunschwänzige Katze nicht bei dem Drachen zum Einsatz brachte; und außerdem würde Lotharus das Verhör dann selbst in die Hand nehmen. Niemand überlebte eine Befragung durch Lotharus. Niemals. Und wenn überhaupt jemand länger als eine Nacht in dieser Folterkammer durchhalten konnte, dann dieser Herr der Drachen, flüsterte ihr eine Stimme aus einem entlegenen Winkel ihres Gehirns zu.
Alexia trat vor ihn hin. Sie konnte den Blick nicht von den dunklen Warzen auf seiner blutbedeckten Brust lassen, von den harten Konturen seines Körpers. Er war so anders …
Sie war ihm jetzt so nahe, dass die Hitze seines Körpers sieumfing. Sie beugte sich vor und sprach so leise, dass nur er sie verstehen konnte. „Sag es mir einfach, damit wir aufhören können.“
Mit zusammengekniffenen Augen starrte der Drache sie an. Dann blickte er zwischen ihr und Lotharus hin und her. Endlich schien er zu begreifen. Sie bemerkte, dass nicht mehr so viel kalte Verachtung, so viel Hass in seinen Augen lag. Er stieß ein Seufzen aus, das klang, als würde er irgendeine Entscheidung treffen. Dann senkte er den Kopf ein wenig.
„Mach mit mir, was du willst, Weibsstück“, flüsterte er, bevor er sich wieder zurücklehnte. „Von mir wirst du keine Antwort kriegen.“ Das Letztere rief er laut genug, damit jeder im Raum es verstehen konnte.
Da sie immer noch keine Anstalten machte, ihn zu schlagen, setzte der Drache ein Lächeln auf. „Weißt du, es ist wirklich eine Schande, dass wir nicht ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Ich hätte dich dazu bringen können, vor Lust zu kreischen.“ Er zwinkerte ihr zu.
Lotharus riss ihr die neunschwänzige Katze aus der Hand. Alexia konnte sich kaum schnell genug selbst in Sicherheit bringen, da schwang er auch schon die Peitsche und ließ einen fürchterlichen Schlag auf die goldene Brust des Drachen niedergehen.
Tallon landete mit einer einzigen fließenden Bewegung auf dem schmalen befestigten Fußsteig, der zu dem Schlupfwinkel
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