Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
Aufmerksamkeit, er deutete mit dem Kopf auf die Klinge.
„Willst du das Ding da benutzen?“
Sie atmete tief durch und versuchte, überzeugend bedrohlich zu wirken. „Nur wenn du mir nicht erzählst, was ich hören will.“
Er ließ den Kopf zurücksinken. „Ich könnte es dir sagen, aber du würdest mir nicht glauben.“
„Das werden wir ja sehen.“
Er fixierte sie, seine blauen Augen blitzten durch die Finsternis wie ein Leuchtfeuer. „Ich habe es gesehen.“
7. KAPITEL
„D as ist unmöglich“, sagte Alexia bestimmt und atmete aus.
Was er da gesagt hatte, konnte nicht wahr sein. Keine Sekunde glaubte sie daran. Aber als sie ihm in die Augen sah, begriff sie, dass es gar keine Rolle spielte, was sie glaubte oder nicht glaubte. Denn er glaubte es. Für ihn gab es nicht den geringsten Zweifel.
„Ich habe ja gesagt, dass du mir nicht glauben wirst.“ Sein Kopf lehnte noch immer an der Wand.
Alexia betrachtete sein männliches Gesicht, das kräftige Kinn, den markanten Adamsapfel an seinem nach hinten gebeugten Hals. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie bemerkte die Wunden an seinem nackten Torso. Die Verletzungen waren noch gar nicht verheilt, es war ein furchtbarer Anblick. Nicht zum ersten Mal hinterließ schon der Gedanke an Folter einen schlechten Geschmack in ihrem Mund.
Sie näherte sich Declan und lehnte sich neben ihm an die Wand. Die kalten Steine ließen ihre Haut an Rücken und Schultern fast gefrieren. Sie rutschte hinunter in die Hocke, lehnte ebenfalls den Kopf zurück und befingerte den Dolch in ihrer Hand.
Na los, benutz das Ding. Es war die Stimme von Lotharus, die ihr im Kopf diesen Befehl zuflüsterte. Sie knallte die Waffe auf den Boden, die Handfläche darübergelegt. Lotharus war nicht hier, er konnte ihr keine Anweisungen geben. Jedenfalls nicht jetzt. Nun hatte sie die Chance, ihre eigenen Methoden zum Einsatz zu bringen. Der Drache musste schließlich nicht wissen, dass sie gar nicht vorhatte, ihm mit der Klinge etwas anzutun. Dass sie in Wahrheit eine ganz andere Absicht hatte. Der einzige Weg, für einen dauerhaften Frieden zu sorgen, war, ihn zu seinem Clan zurückzuschicken. Sie musste ihn wenigstens noch zwei Tage am Leben halten, um ihn dann freilassen zu können.
Noch zwei Tage.
„Du findest Folter also toll? Willst du mir deshalb nichtantworten?“, fragte sie im strengsten Tonfall, zu dem sie fähig war.
„Komisch, ich wollte dich gerade dasselbe fragen.“
Wie Samt glitt seine Stimme über sie hinweg, und sie musste ein Seufzen unterdrücken. „Sieht es so aus?“
Er wandte ihr das Gesicht zu, die dunklen Brauen erhoben. „Du scheinst dich mit einer Peitsche in der Hand ganz wohlzufühlen, Alexia.“
Hitze stieg in ihr auf, als sie hörte, wie diese tiefe kraftvolle Stimme ihren Namen aussprach. „Nun ja“, brachte sie heraus, „ihr Drachen scheint es ja auch zu genießen, wenn eure Klauen unsere Haut aufschlitzen.“
„Touché“, äußerte er mit einem Lachen, in das sie beinahe eingestimmt hätte. Bis ihr wieder einfiel, dass er sie gerade mit ihrem Namen angesprochen hatte. Er wusste, wie sie hieß. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sein Name lautete.
„Sag mal, Drache. Wie nennt man dich?“
Er warf sich das schwarze Haar aus dem Gesicht. Darunter kam ein schiefes Grinsen zum Vorschein, das in dieser fürchterlichen Umgebung völlig fehl am Platz wirkte.
„Declan.“ Er hob das Kinn und wurde ernst. „Declan Black.“ Black .
Ihre Augen weiteten sich. Lotharus hatte tatsächlich recht. „Das heißt, du bist …“
„Der neue König, genau.“
Große Göttin. Warum ging er das Risiko ein, ihr das zu verraten? Seine Eltern waren vor Kurzem nicht nur ermordet worden. Sie waren tagelang grausam gefoltert worden, bis sie ihren Qualen erlagen.
„Ich werde das niemandem erzählen“, flüsterte sie. Irgendwie musste sie dafür sorgen, dass Lotharus und ihre Mutter dieses Wissen wieder vergaßen.
Da er keine Antwort gab, musterte sie ihn von oben bis unten. In der Dunkelheit konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht genau erkennen, aber er schien genauso verblüfft über ihre Wortezu sein, wie sie nicht fassen konnte, was sie da gerade gesagt hatte. Er runzelte die Stirn, dann entspannte er sich ein bisschen.
„Dafür danke ich dir.“
Es schien, als sei er tatsächlich für jedes Mitgefühl dankbar, das sie ihm gewährte. Das irritierte sie. War er etwa einsam, genau wie sie? Hatte er Freunde, eine Familie, eine Frau,
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