Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
Zuerst konnte er sie nirgends entdecken. Aber dann sah er sie. Das flatternde goldene Haar schimmerte in der Dunkelheit wie ein weit entfernter Stern.
Und da wusste er, dass er sie niemals rechtzeitig erreichen konnte.
13. KAPITEL
N ein, schwor er sich stumm. Er würde sie auffangen, eine andere Option gab es nicht. Declan nahm jetzt vollständig Drachengestalt an, seine Knochen wurden länger. Er faltete die Flügel zwischen den Schultern zusammen, um stromlinienförmig immer schneller in die Tiefe zu stürzen.
Der Regen prasselte wie mit tausend Nadeln auf ihn ein und raubte ihm beinahe den Atem. Aber er ignorierte den Schmerz. Endlich kam er ihr tatsächlich näher. Nahe genug, um ihr entzückendes Gesicht erkennen zu können. Sie war bewusstlos. Nahe genug, um zu sehen, wie dicht die Schaumkronen der brechenden Wellen unter ihr schon waren.
Er streckte den langen Hals vor und klappte den Drachenschwanz nach unten, um unter ihr durchzugleiten. Er wusste, er hatte nur eine einzige Chance, sie aufzufangen, bevor die Schwerkraft siegte und sie beide vom Wasser verschluckt würden.
Hoch konzentriert und mit voller Kraft bewegte er jetzt seine Flügel, senkte den Kopf und streckte eine seiner Klauen aus. Als er mit den Fingerspitzen etwas berührte, krallte er sich fest in der Hoffnung, dass er ihren Arm erwischt hatte. Er riss sie an seine Brust und legte die andere Klaue um ihre ledergeschützte Taille. Er musste alle Kraft der mächtigen Flügel aufbieten, um den Sturzflug abzubremsen und wieder nach oben zu kommen. Vor Anstrengung keuchte er unterdrückt. Das Salzwasser der tosenden Wellen spritzte ihm ins Gesicht. Eine Sekunde lang dachte er, sie würden es nicht schaffen. Im Geist sah er vor sich, wie sie durch die Wasseroberfläche brachen, spürte den zunehmenden Wasserdruck, wenn sie in die Tiefe sanken. Aber seine wild schlagenden Flügel trafen nur auf kühle Nachtluft, als sie ganz langsam wieder aufstiegen.
Ohne den Flügelschlag zu verlangsamen, schraubte er sich höher und höher, bis die Angst vor dem Absturz ins Meer langsam von ihm wich.
Obwohl er sich auf seinen Flug konzentrieren musste, warf erdoch einen Blick auf die Frau, die schlaff in seinen Klauen hing. Hatte er sie am Ende bei dem Versuch, sie in letzter Sekunde zu retten, mit seinem brutalen Zugriff umgebracht? Panik erfasste ihn, und von Furcht erfüllt segelte er die Küste entlang und landete auf der ersten Sandbank, die er entdecken konnte.
Ein offenbar völlig verlassener Strand. Declan legte Alexia sanft ab und musterte den dichten Wald, von dem der kleine Strand umgeben war. Mit all seinen scharfen Drachensinnen schnüffelte er nach möglichen Gefahren, bevor er wieder seine menschliche Gestalt annahm. Außer dem Geruch des Waldes und des Ozeans drang nichts an seine Nase. Aber erkannte er nicht doch einen ganz leichten Duft von Blut, von Vampiren? Seine Augen suchten die ganze Gegend ab. Von dichtem Moos bewachsene Felsen türmten sich die ganze lange Klippe entlang aufeinander. Zwischen den Felsen wuchsen riesige Bäume.
Dieser verlassene Strand könnte eine Art Hintereingang zu den Katakomben der Horde sein. Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Er schüttelte sich das Wasser ab wie ein Hund und beugte sich über Alexia. Regentropfen brannten in den zahllosen Wunden seiner menschlichen Haut. Er wischte sie sich aus dem Gesicht.
Mit angehaltenem Atem legte er sein Ohr an ihren Mund, lauschte und wartete.
Sie atmet nicht.
Panisch ergriff Declan ihr Kinn und ihre Nase mit je zwei Fingern, drückte seine Lippen auf ihre und blies seinen Atem in ihren Mund. Das wiederholte er noch zweimal, dann drückte er mit beiden Handflächen auf ihr Brustbein.
„Alexia, du kannst mich doch jetzt nicht noch verlassen.“ Noch einmal blies er Luft in ihre Lungen. Ihre Lippen fühlten sich etwas wärmer an. Jedenfalls redete er sich das ein während seiner verzweifelten Versuche, ihr wieder Leben einzuflößen.
Einflößen.
Dieser seltsame Gedanke tauchte plötzlich irgendwo in seinem Hinterkopf auf.
Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, sie zu retten!
Declan unterdrückte die aufkeimende Idee. Auf so etwas wollte er sich jetzt nicht einlassen. Mit knirschenden Zähnen drückte er wieder und wieder ihren Brustkorb und beatmete sie. Als er das nächste Mal Luft in ihre Lungen blies, hob sich plötzlich ihr Rücken, und sie begann, heftig zu husten.
Declan rollte sie auf die Seite und seufzte
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