Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
still. Dann platzte sie durch die Schlafzimmertür.
Mit vorgehaltener Waffe checkte Alexia schnell die Ecken links und rechts, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das breite Bett, das die Mitte des Raums beherrschte.
In dem trüben Licht konnte sie nur das Fußende ausmachen. Aber das reichte völlig.
Die Waffe zitterte in ihren Händen. Alexia schluckte, ihr Verstand konnte kaum aufnehmen, was sie da zu erkennen glaubte. Auch das weiße Laken schien blutverschmiert. Und das konnte nur von einer Person kommen.
„Mutter?“
Alexia wartete nicht auf eine Antwort. Ihre Augen stellten sich jetzt auf die Dunkelheit ein, und sie lief auf das Bett zu.
„Mutter“, wiederholte sie mit klopfendem Herzen. Die Waffe nur noch in einer Hand, fummelte sie mit der anderen auf dem Nachttisch nach dem Schalter der Lampe. In der Dunkelheit ertasteten ihre Fingerspitzen die von der Lampe herabhängende Schnur. Sie hielt den Atem an und zog.
Blendend gelbes Licht erfüllte mit einem Mal den Raum, und Alexia kniff reflexartig die Augen zusammen. Heftig blinzelnd wartete sie, bis ihre Augen sich nun wieder an die Helligkeit gewöhnt hatten. Dann erst konnte sie erkennen, dass eine Gestalt reglos auf dem Bett lag.
„Oh nein“, ächzte sie und sank auf die Knie. Die Königin lag auf dem Bauch, das Gesicht zur Seite, beide Arme über dem Kopf ausgestreckt, als wollte sie nach etwas greifen. Alexias Blick suchte das Zimmer ab, entdeckte aber nur eine große Holzkiste, in der eine goldene Platte lag.
Alexia legte die Waffe auf den Boden und wandte sich dem reglosen Körper ihrer Mutter zu. Vorsichtig strich sie Catija das dunkle Haar aus dem Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, sie hatte einen verträumten, beinahe heiteren Ausdruck in ihren ätherischen Gesichtszügen. Sie wirkte völlig friedlich, jedenfalls friedlicher, als Alexia sie je gesehen hatte. Wenn da nicht das ganze Blut gewesen wäre und die fast farblose Haut ihrer Mutter, hätte Alexia angenommen, sie würde gerade etwas Wunderbares träumen.
Auf dem Rücken des leblosen Körpers waren keinerlei Wunden zu entdecken. Wo kam dann das ganze Blut her? Vorsichtig fasste sie die Königin an den Schultern und drehte sie um. Im selben Moment stieg ihr der berauschende Duft von frischem Blut in die Nase.
Ohne jede Vorwarnung überzogen sich ihre Augen mit einem roten Schleier, und ihre Reißzähne bahnten sich ihren Weg; jetzt erst bemerkte Alexia, wie lange sie schon nichts mehr zu sich genommen hatte und wie hungrig sie war. Doch sie musste ihren Blutdurst zurückdrängen. Es war ihre Mutter, die vor ihr lag. Aus zwei angeschwollenen Bisswunden am Hals der Königin pulsierte immer noch Blut mit jedem der schwächer werdenden Herzschläge.
„Große Göttin“, keuchte Alexia. Geistesgegenwärtig legte sie eine Hand an die Wunde, um die Blutung zu stillen. Mit der anderen ergriff sie die beängstigend kalten Finger. Sie fühlte sich so hilflos, und als ihr klar wurde, was hier passiert sein musste, wurde ihr einen kurzen Moment schwarz vor Augen.
Die Königin der Horde war selbst gebissen worden. Jemand hatte ihr Blut getrunken, nicht genug, um sie schnell sterben zu lassen, und sie dann hier zurückgelassen, wo sie langsam ausblutete.
„Warum?“, stöhnte Alexia und wäre fast in Tränen ausgebrochen. „Wer kann so etwas getan haben?“ Aber natürlich lag die Antwort auf der Hand. Nur ein Mann würde es wagen, so schamlos die Gesetze der Horde zu brechen. Wie einaufflammendes Streichholz verwandelten sich ihre Trauer und ihre Furcht in blinden Hass.
Dafür wird Lotharus sterben.
„Alexia?“
Als sie ihren Namen hörte, starrte sie ihre Mutter verblüfft an. Ihre Augen waren noch geschlossen, aber die Lippen bewegten sich. Alexia drückte die Hand der Königin. „Ich bin hier.“
Mühevoll drehte sie das Gesicht in die Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hatte, und öffnete langsam die Augen. Ihre Haut war wachsweiß, und sie wirkte völlig erschöpft.
„Da bist du ja endlich“, flüsterte die Königin, ein schmales Lächeln umspielte ihre Lippen. „Meine geliebte Tochter.“ Ihr Atem ging pfeifend.
„Ja.“ Alexia hob die Hand ihrer Mutter und berührte die Knöchel mit den Lippen. „Hier bin ich.“
„Komm näher. Lass mich dich ansehen.“
Alexia beugte sich vor, und ihr samtweiches Haar strich über die Schulter ihrer Mutter. „Hör mir zu, Mutter. Wir müssen hier raus.“
Die Königin schüttelte den Kopf. „Wir wissen
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