Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
beide, dass das nicht möglich ist.“
„Aber hier können wir nicht bleiben. Das ist nicht mehr sicher für uns.“ In Alexias Kopf drehte sich alles. „Wir müssen dich irgendwohin bringen, wo es sicher ist.“
Aber wo, wo nur?, wiederholte sie endlos in Gedanken. Irgendwo hier in den Katakomben musste es doch einen Zufluchtsort geben. Aber selbst wenn sie einen solchen Ort wüsste, wie sollte sie ihre Mutter dorthin bringen? Sie war viel zu geschwächt. Verzweifelt suchte sie nach einem anderen Ausweg. Obwohl sie noch immer ihre Finger auf die Bisswunde presste, quoll das Blut weiter durch ihre Finger. Plötzlich kam ihr Declan in den Sinn. Sie hatte ihn mit ihrem Blut geheilt.
Ohne zu zögern, ließ sie die Hand ihrer Mutter los und rollte sich den Ärmel hoch. Dann fischte sie ein Klappmesser aus der Hosentasche und ließ es aufschnappen.
„Alexia, was machst du denn da?“
„Du musst wieder zu Kräften kommen“, sagte sie und legte die Klinge an ihr Handgelenk, um eine Vene zu öffnen.
„Halt!“
Der Befehlston in der Stimme ihrer Mutter ließ sie kurz innehalten. Aber sie setzte das Messer nicht ab. „Ich weiß, was du denkst, Mutter. Aber du brauchst frisches Blut. Du musst wenigstens genug Kraft haben, dass ich dich hier rausholen kann.“
„Und wohin? Ich bin hier zu Hause. Du bist hier zu Hause.“ „Aber …“
„Es ist zu spät, Alexia. Ich schwinde dahin.“
Alexia schüttelte fassungslos den Kopf.
„Du musst mir jetzt genau zuhören und tun, was ich dir sage.
Ich habe nicht mehr genug Zeit, um dir alles zu erklären. Es ist genau andersherum. Du musst mein Blut trinken.“ Langsam hob die Königin den Unterarm.
„Was?“ Alexia fuhr zusammen, als sie sah, wie ihre Mutter ihr den Arm hinhielt. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“
„Meine Zeit ist vorbei.“
„Das stimmt doch gar nicht.“
„Alexia, bitte …“, ihr Atem ging pfeifend, „… nur dann werde ich nicht sinnlos gestorben sein.“
„Du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich dich umbringe.“
„Ich werde sterben, dafür hat Lotharus schon gesorgt.“ Ihr bleiches Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Nur wenn du mein Blut trinkst, wirst du in der Lage sein, alles zu begreifen.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Alexia, das Bluttrinken von Menschen oder anderen Vampiren wurde nach dem Krieg der Finsternis verboten. Dafür gibt es einen Grund.“
„Ja, die Proklamation der Ratsversammlung nach dem Krieg.“ Alexia nickte. Aber die Königin schüttelte ablehnend den Kopf.
„Nein“, stöhnte sie kraftlos. „Wenn ein Vampir das Blut eines anderen Vampirs oder eines Menschen trinkt, saugen wir mit demBlut auch all seine Erinnerungen auf, und das treibt die meisten von uns in den Wahnsinn. Schreckliche Träume, die Vergangenheit, die Zukunft und diese anderen Erinnerungen verschmelzen zu etwas, das das eigene Selbst zerstört.“
Sofort musste Alexia wieder an Declan denken. Jeder von ihnen hatte des anderen Blut getrunken. War es das, was passiert war? Hatten sie beide deshalb Dinge geträumt, die sie in Wahrheit nicht gesehen haben konnten?
„Aus diesem Grund ist der Fürst der Finsternis eines Tages verrückt geworden. Er wurde süchtig nach dem Blut anderer, nach dem Rausch, den das mit sich brachte. Er konnte nicht genug davon bekommen, und schließlich wurde er paranoid, misstrauisch selbst gegenüber seinen engsten Vertrauten und treuesten Unterstützern.“
„Ich verstehe immer noch nicht.“
„Doch, ich glaube schon.“
Entsetzt starrte Alexia das Handgelenk an, das ihre Mutter ihr erneut hinhielt.
„Mach schnell, wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Sie leckte sich über die Lippen. Ihre Reißzähne traten erneut hervor. Sie hatte das widerwärtige Gefühl, einen schrecklichen Verrat zu begehen. „Ich kann nicht“, flüsterte sie und schloss die Augen.
„Du kannst. Du musst. Bevor ich dir nicht mehr helfen kann.“
Alexia zwang sich, den Arm ihrer Mutter zu ergreifen. Ihre Hände zitterten, als sie die eiskalte Haut spürte. Alexia hob das Handgelenk ihrer Mutter an die Lippen. Die Venen unter der beinahe durchsichtigen Haut waren gut zu erkennen.
„Beeil dich“, drängte die Königin. „Ich werde versuchen, mich auf das zu konzentrieren, was du erkennen musst.“
Alexia nickte. Ein dicker Kloß steckte in ihrem Hals, aber erst als sie mit ihren Hauern die zarte Haut ihrer Mutter durchbohrte, flossen Tränen ihre Wangen hinab.
Als sie den metallischen Geschmack von
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