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Der letzte Karpatenwolf

Der letzte Karpatenwolf

Titel: Der letzte Karpatenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mihai.«
    »Gut, gut!«
    Patrascu nickte, steckte seine Pfeife in die Rocktasche und verließ die kleine Kammer unter dem Dach.
    Michael hörte, wie er ächzend die Leiter hinabkletterte. Dann polterte es unter der Falltür. Die Leiter wurde weggezogen.
    Er ging an den Fensterschlitz und starrte hinaus. Auf den Feldern arbeiteten die Bauern. Die Mädchen und Frauen trugen helle Kopftücher. Ein großer Traktor zog einen Pflug schnurgerade durch das Land. Ein junger Mann in einer Art Uniform saß auf dem Fahrerbock und lenkte den Traktor.
    Es war der erste Einsatz der neugegründeten ›Maschinenstation Roter Oktober‹, ein Kollektiv, das man aus drei Großgrundbesitzen gegründet hatte.
    Über den Hof unter dem Fenster ging Sonja zum Stall. Sie sah nicht zu dem kleinen Fenster empor. Sie ging wie eine Katze, barfüßig, geschmeidig, lautlos. Ihr langes schwarzes Haar flatterte im Wind hinter ihr her.
    Mein Mädchen, dachte Michael glücklich. Trotz allem ist das Leben doch schön.
    Am Wochenende kamen Jon Lupescu, der neue Gemeindekommissar, und Boris Petrowitsch Sumjow nach Tanescu.
    Sumjow war russischer Major. Er leitete in Bacau den Geheimdienst und den Einsatz der Suchtruppen. Außerdem war er verantwortlich für die Ordnung im Bezirk und für die prosowjetische Stimmung der Karpatenbauern.
    Eine schwere Aufgabe, um die ihn keiner beneidete. Was wußten die Bauern von Rußland mehr, als daß es die Deutschen besiegt hatte, Rumänien aus Freundschaft besetzt hielt, alles umgestaltete, Nichtkommunisten verhaftete und überall Stalinbilder aufhing … im Gemeindebüro, beim Dorfvorsteher, bei der Miliz, in der Stolowaja …
    Diese Stolowaja war es, die Lupescu und Sumjow nach Tanescu brachte. Man hatte diesen großen Versammlungssaal aus der verlassenen Scheune eines Großgrundbesitzers gebaut, mit roten Fahnen dekoriert, mit Stalin- und Leninbildern geschmückt, ein Rednerpult gezimmert, Spruchbänder wie ›Arbeiter und Bauern Hand in Hand für den Frieden‹ oder ›Jede Traktorstunde ein Sieg über den Kapitalismus‹ an den Längswänden angebracht … kurz und gut, die Bauern von Tanescu standen gaffend bei den Handwerkern, fragten und verstanden doch nichts, dachten, es würde ein Kino werden oder ein Tanzlokal.
    Diese Hochburg des Kommunismus (so sagte der Genosse Lupescu später) sollte eingeweiht werden. Würdig, feierlich, mit einem Schwur zum Kommunismus. Man hatte die Bauern der ganzen Umgebung zusammengetrommelt. Die Miliz besorgte das. Sie brachte die Einladungen ins Haus. Es waren schon mehr Befehle, aber auf den Tonfall kommt es ja nicht an. Die Stolowaja mußte voll begeisterter Kommunisten sein … Sumjow sollte nach Bukarest melden, daß auch die Karpaten den Geist der neuen Zeit erkannt hatten.
    Sogar der Pope stand vor der Kirchentür, als das Auto aus Bacau in das Dorf einfuhr. Es war ein neuer Moskowitsch-Wagen, direkt aus Moskau importiert. Die Bauern hatten so etwas noch nicht gesehen und staunten.
    Vor dem Versammlungssaal war die Miliz angetreten. Sie präsentierte die Maschinenpistolen mit ausgeklapptem Kolben. Eine aus Bacau gekommene Blaskapelle mit den neuartigen Schalmeien spielte einen flotten Marsch, in der Stolowaja saßen die Bauern eng zusammengedrückt und blieben auch sitzen, als Major Sumjow den Saal betrat.
    Lupescu lächelte verzeihend.
    »Das muß anders werden, Genosse Kommissar!« sagte Major Sumjow hart.
    »Dazu sind wir ja da.«
    Und es wurde anders. Jon Lupescu sprach eine Stunde. Er hob Stalin hoch in die Wolken und schimpfte auf die Großgrundbesitzer, die Blutsauger. Dann redete Major Sumjow, in einem harten Rumänisch. Er sagte nicht viel. Er faßte sich militärisch kurz.
    »Genossen!« schnarrte er. »Die Freundschaft Rußlands ist ein Geschenk, das ihr noch nicht übersehen könnt. Der große Bruder im Osten schützt euch vor Ausbeutern und Kapitalisten, vor Revanchisten und Faschisten. Wir sind alle Brüder, Genossen! Ab morgen kommt eine Kompanie Soldaten nach Tanescu. Freiheit!« Er hob die Faust zum Gruß.
    Da niemand im Saal die Faust zum Gegengruß hob, sah er einen Augenblick verwirrt in die Runde, stieg dann vom Rednerpult, schritt durch die Reihen zum Ausgang und verfluchte seine Aufgabe, in die Holzköpfe den Gedanken vom Sieg des Kommunismus zu tragen.
    Die Bauern gingen zu ihren Höfen zurück und auf die Felder, Major Sumjow und Kommissar Jon Lupescu aßen beim Milizkommandanten ein Huhn und fuhren zurück nach Bacau, die Kapelle spielte noch

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