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Der letzte Karpatenwolf

Der letzte Karpatenwolf

Titel: Der letzte Karpatenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Maschinenpistole herzulaufen. Ich lebe hier ganz zufrieden. Dem blöden Grigori tut keiner was! Also – wie ist's? In die Berge – oder zurück nach Tanescu und dann ins Lager Focsani. Wenn du's erreichst, heißt es.«
    Michael schloß die Augen. Er dachte an Sonja, an ihre weitaufgerissenen Augen, an ihr verzweifeltes Stammeln, als er aus dem Fenster sprang. Einen Menschen gab es auf dieser Welt, der ihn liebte. Einen einzigen Menschen. Und allein schon wegen dieses einen Menschen sollte es sich lohnen, weiterzuleben.
    »Pack ein«, stöhnte er.
    »Ich bringe dich bis an den Einstieg, Kumpel.«
    Michael nickte. Dann sank er auf die Sitzbank, schlug die Hände vor die Augen und schluchzte.
    Die ganze Zeit über, in der Paul Herberg einen Sack mit allem Notwendigen einpackte, weinte er still hinter vorgehaltenen Händen. Er fühlte sich wie erlöst, als ihn Herberg an der Schulter rüttelte und er zu ihm aufschaute.
    »Jetzt bin ich durch«, sagte Michael leise. »Es ist so schwer, immer wieder Nichts zu sein.«
    »Vielleicht dauert alles nur ein paar Tage. Weiß Sonja, wohin du gelaufen bist?«
    »Nein. Aber sie wird es ahnen. Ich sollte in die Berge, sagte Brinse.«
    »Na also. Sie werden dich wieder abholen. Bleib in der Nähe. Wenn die Russen kommen, brenne ich ein offenes Feuer an. Das ist für dich das Zeichen, weiter in die Felsen zu laufen. Kommen sie mit Suchhunden, werde ich sie einen Tag hier festhalten. Irgendwie … es wird schon gehen. Und nun komm, Kumpel! Wenn wir jemals wieder nach Hause kommen, wollen wir denen, die dann wieder von neuem Militär träumen, erzählen, welch ein Verbrechen und eine Gotteslästerung der Krieg ist.«
    Sie verließen die Hütte, nachdem sie die Kerze ausgeblasen hatten. Paul Herberg schloß die Tür ab … er trug den schweren Sack bis zum Waldrand und in die Schlucht hinein, die steil ansteigend in die kahlen Felsen führte.
    Nach einer halben Stunde blieb Herberg stehen und stellte den Sack auf den Steinboden.
    »Je höher, um so besser«, sagte er. »Such dir eine Höhle ganz oben. Was im Sack ist, reicht für zwei Wochen.«
    Michael nickte. Das ferne Heulen der Wölfe überrieselte ihn wie eisiges Wasser.
    »Auf – Wiedersehen«, sagte er mühsam.
    »Mach's gut!«
    Paul Herberg klopfte ihm auf die Schulter, wandte sich ab und ging zurück. Michael sah ihm nach, bis seine große Gestalt von der Dunkelheit aufgesogen wurde. Das letzte, was er hörte, war das Knacken von Zweigen und das klappernde Rollen losgelöster Steine, die Herberg vorausrollten ins Tal.
    Dann erstarb auch das. Er war allein mit den Wölfen.
    Und er verging vor Angst, vor der er sich nicht mehr wehren konnte …
    Major Boris Petrowitsch Sumjow kam am nächsten Morgen nach Tanescu. Jon Lupescu hatte ihn gerufen … bei zwei Bauern hatte man deutsche Uniformen gefunden.
    Dieser Vorfall war weniger unerhört als die Tatsache, daß die zu den Uniformen gehörenden Männer unauffindbar waren. Sie mußten also noch frei herumlaufen, vielleicht in Tanescu selbst oder in den Nachbarbezirken. Vielleicht auch in den Bergen … Es war eine Schande für den ganzen Bezirk, so fand Lupescu. Eine Schande.
    »Genossen!« schrie Major Sumjow in der Stolowaja, in die man alle Bauern zusammengerufen hatte. Von den Feldern hatte man sie geholt, aus den Ställen. Mist klebte noch an ihren Schuhen. Es roch nicht fein in der Stolowaja … es stank so zum Himmel wie die Schande, die über Lupescu gekommen war. »Wo sind die beiden deutschen Soldaten?«
    Die Bauern sahen sich an. Zwei Deutsche? Bei der Mutter Gottes – wie soll man wissen, wo zwei deutsche Soldaten sind, wo doch in den letzten Monaten einige hundert entlangmarschiert waren. Immer in Gruppen freilich … aber es hatte sich summiert. Erst nach dem Kriegsende war keiner mehr gekommen.
    »Wie kommen die Uniformen in deinen Keller?« schrie Major Sumjow den Bauern an, bei dem man eine graue Jacke gefunden hatte. »Sogar von einem Feldwebel! Und du willst ein Genosse sein?!«
    »Die Uniform war plötzlich da«, sagte der Bauer stur.
    »Der Wind hat sie hereingeblasen, was?!« brüllte Sumjow.
    »Wir haben immer starke Winde, Genosse Major.«
    Lupescu grinste. Aber die Fröhlichkeit erstarb auf seinen Zügen, als Sumjow befahl: »Die beiden Saboteure mitnehmen nach Bacau! Ich werde beweisen, daß sie wissen, woher die Uniformen kommen! Ich werde es euch beweisen, Freundchen! Ihr kennt uns noch nicht!«
    Sowjetsoldaten ergriffen die beiden Bauern und führten

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