Der letzte Liebesdienst
magische Kräfte haben.« Zufrieden grinste sie Maja an. »Und jetzt möchte ich herausfinden, was ich damit tun kann.«
22
L ara hatte nur undeutlich mitbekommen, dass Elisabeth mitten in der Nacht gegangen war. Sie erinnerte sich an einen Kuss, den Elisabeth ihr auf die Lippen gehaucht hatte, und ein geflüstertes »Bis morgen«, das war alles. Danach war sie sofort wieder eingeschlafen.
Als sie erwachte, stellte sie fest, dass sie allein im Bett lag, und erinnerte sich an das, was ihr wie ein Traum erschienen war. Von Anfang bis Ende. Von der ersten Berührung bis zum letzten Kuss.
Es war geschehen. Sie hatte zum ersten Mal seit Majas Tod wieder mit einer Frau geschlafen.
Sie spürte dem nach, wie sich das anfühlte. So ganz genau konnte sie es nicht entscheiden. Für ihren Körper fühlte es sich gut an, das war nicht zu leugnen. Die halbe Nacht hatte es sich gut angefühlt. Elisabeths Hände, Elisabeths Mund, ihrer beider Hingabe. Nie hätte sie gedacht, dass Elisabeth so weich werden konnte, die Kontrolle aufgeben. Aber das hatte sie getan, genauso, wie es Lara getan hatte. Es war wundervoll gewesen, sich Elisabeth hinzugeben, die ihre ganze Erfahrung eingesetzt hatte, um Lara die schönsten Gefühle zu verschaffen.
Im nächsten Moment wurde Lara bewusst, dass Elisabeth ihr Boss war. Gestern war sie – nun ja, auf einer anderen Ebene gewesen, nicht auf der beruflichen, aber was war heute? Würde sie da wieder auf Abstand bestehen, wie sie es die ganzen letzten Jahre getan hatte? Stand Lara ein weiteres »Es war schön mit dir, Baby. Ciao!« bevor?
Lara seufzte und schwang die Beine aus dem Bett. Das würde sie wohl heute noch herausfinden.
»Au! Was ist das denn?« Entsetzt starrte sie auf den Teppich neben ihrem Bett, auf ihre Füße. Sie ließ sich zurück auf die Bettkante fallen. »Scherben? Wo kommen die denn her?«
Sie war noch nicht ganz wach, und so brauchte sie eine Weile, bis sie festgestellt hatte, dass das Wasserglas, das immer auf ihrem Nachttisch stand, heruntergefallen und in tausend Stücke zersprungen war. Sie hatte sich daran geschnitten.
Sie untersuchte ihre Fußsohle. Glücklicherweise war es nicht so schlimm. Ohne großen Aufwand zu beheben. Sie humpelte ins Bad und reinigte den kleinen Schnitt, klebte ein Pflaster darauf.
Dann ging sie in die Küche und holte Schaufel und Handfeger. Kopfschüttelnd fegte sie die Scherben auf und beseitigte die ganze Bescherung.
»Da waren wir wohl heute Nacht noch wilder, als ich dachte«, murmelte sie.
Nun musste sie sich aber beeilen, um noch rechtzeitig im Büro zu sein. Sie wusste schließlich nicht, in welcher Stimmung Elisabeth heute war. Wenn sie bedauerte, was sie heute Nacht getan hatte, konnte Lara sich auf etwas gefasst machen.
Als sie ins Büro kam, sah sie sofort, dass direkt in der Mitte auf ihrem Schreibtisch eine langstielige rote Rose lag. Sie lächelte. Elisabeth hatte definitiv Stil.
Sie schaute in ihr Büro, aber Elisabeth war nicht da. Sie hatte einen Termin, den Lara selbst eingetragen hatte, wie sie sich erinnerte.
Es war praktisch, wenn man den Terminkalender seiner Liebhaberin führte. Dann wusste man immer, wo sie war.
Etwa eine Stunde später kehrte Elisabeth ins Büro zurück.
»Guten Morgen«, begrüßte Lara sie lächelnd mit einem weichen Klang in der Stimme und ein wenig Zittern in den Knien.
»Guten Morgen.« Elisabeth fiel es offensichtlich schwer, im Büro zu lächeln, aber sie trat auf Lara, die am Schreibtisch saß, zu und beugte sich zu ihr hinunter. »Und danke für eine wundervolle Nacht.« Ein sanfter Kuss, den sie folgen ließ, bestätigte ohne Worte, was sie gesagt hatte.
Lara fiel ein Stein vom Herzen. Es war alles in Ordnung.
»Du hast sie gefunden«, sagte Elisabeth und wies auf die Rose, die mittlerweile in einer Vase auf Laras Schreibtisch stand.
»Ja.« Lara schaute Elisabeth zärtlich an. »Das war eine nette Überraschung, als ich ins Büro kam. Wenn du schon nicht da sein konntest . . .«
»Ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil ich heute Nacht gegangen bin«, bemerkte Elisabeth mit einem fragenden Blick auf Lara. »Der Termin war so früh –«
»Ich weiß«, unterbrach Lara sie. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich kenne deine Termine. Ich verwalte sie.«
Elisabeth lächelte nun doch leicht. »Und du machst Vorschläge, wie ich meine Zeit noch besser nutzen kann«, sagte sie. »Wie zum Beispiel den, dass ich mich mit einer Kollegin zusammentun soll, damit wir
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