Der letzte Single fangt den Mann
herausragen.«
Vix und Sophie unterhalten sich über Dekolletees und Rocklängen, JimmyJames, Luke und Dave über drei beziehungsweise vier Manschettenknöpfe. Bella und Ollie wechseln wieder böse Blicke.
Ich sehe Robert an, der sehr blass geworden ist. Ich weiß sofort, warum: Ihm ist gerade wieder eingefallen, dass er als Trauzeuge eine Rede halten muss. Ich habe mitbekommen, dass der Gedanke ihn alle paar Tage verfolgt, seit jenem Abend im Pantechnicon. Die Anzeichen sind immer dieselben. Die Farbe weicht aus seinem Gesicht, er starrt ins Leere, seine Stirnfalte gräbt sich noch tiefer als sonst, und er knabbert an seinem linken Daumen die Nagelhaut ab.
Ich lege ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter.
» Das schaffst du schon«, sage ich leise. » Wir schreiben die Rede zusammen, schon vergessen?«
Robert holt tief Luft und nickt. » Okay.«
» Ich hab mir bereits Notizen gemacht. Es gibt Anleitungen, wie man eine Hochzeitsrede schreibt. Hab ich im Internet gefunden.«
Robert sieht mich an und grinst. » Danke, Abby, mein Schatz. Du und deine Notizen, du kleine Streberin.«
» Sei still. Du brauchst mich noch.«
» Was soll das Getuschel?«, ruft Dave. » Ihr zwei steht euch wohl sehr nahe, was? Wir könnten doch eine Doppelhochzeit feiern!«
» Nein!«, sage ich, etwas zu schnell.
» Endlich«, sagt Dave, klatscht in die Hände und starrt mich an mit seinen unglaublich blauen Augen. » Endlich eine Frau, die unempfänglich ist für Roberts Charme.«
» Dieser Konkurrenzkampf zwischen euch beiden ist echt schräg«, bemerkt Sophie.
» Das sagst du nur, weil du dir den Albino geschnappt hast«, erwidert Dave.
» Ich finde, ich habe mir von euch den schönsten Mann ausgesucht«, kontert sie, mit geröteten Wangen vor Empörung.
» Ich bin ganz deiner Meinung«, sage ich, um ihr den Rücken zu stärken. Dann wird mir bewusst, dass das klingt, als würde ich auf meinen zukünftigen Schwager stehen. Was soll’s, dann kann ich genauso gut weitermachen. » Ich meine… ja, Luke ist der absolute Hammer.«
» Das stimmt, ich sehe extrem gut aus«, sagt Luke nickend und nimmt einen Schluck von seinem Bier. » Schade, dass das keiner gemerkt hat, als ich mit den beiden hier aufgewachsen bin. Sie haben immer gewetteifert, wer mit mehr Mädchen herumknutscht bei unseren Schulfesten. Ekelhaft.«
» Das ist kein richtiger Wettkampf, wenn einer der Konkurrenten der geborene Gewinner ist«, sagt Dave.
» Es ist definitiv keiner, wenn einer der Konkurrenten nicht größer ist als eins zweiundsechzig bis zu seiner Volljährigkeit«, sagt Robert. » Du warst viel hübscher als die meisten deiner Mädchen, muss ich zugeben.«
» Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr«, verbessert Dave laut, um das Gelächter am Tisch zu übertönen. » Ich war fünfzehn, als ich plötzlich in die Höhe schoss. Ich kann nichts dafür, dass ich nicht schon mit sechs im Stimmbruch war wie andere.«
» Die Natur pickt sich die echten Männer früh raus«, erwidert Robert und grinst.
Endlich kommt er aus seiner Deckung. Wenn er lange still war, fällt einem das unwillkürlich auf.
» Warum geht ihr echten Männer nicht mal an die Theke?«, schlägt Sophie vor. » Wir haben nichts mehr zu trinken.«
Die Männer springen auf und rennen zum Eingang der Bar, während sie sich gegenseitig wegzerren und wegschubsen, um als Erster hineinzugelangen. Robert gewinnt, Dave ist Zweiter. Luke folgt als Dritter, während JimmyJames auf seinem Rücken hängt wie ein Koala. Ollie geht gemächlich zum Schluss und hätte als Einziger einen nüchternen Eindruck gemacht, wenn er nicht die Stufe übersehen hätte und hineingestolpert wäre.
» Frank wird sie lieben«, sagt Sophie trocken.
» Sind die immer so?«, fragt Vix. » So… alphamännchenmäßig?«
» Ja«, sagen Sophie und Bella gleichzeitig, und beide müssen lachen.
Ich glaube, das ist das erste Mal heute, dass ich Bella lachen sehe. Ich bin immer noch ein bisschen sauer wegen ihres Märchen-Kommentars. Gleich darauf entsteht verlegenes Schweigen.
» Ollie scheint sehr nett zu sein«, bemerkt Vix.
» Findest du? Er ist stinksauer auf mich. Wir hatten noch nie vierundzwanzig Stunden am Stück Streit«, entgegnet Bella und macht eine kurze Pause. » Das ist eigentlich ganz spaßig.«
Wieder kehrt Schweigen ein, aber keine traut sich, nach dem Grund des Streits zu fragen. Bella zündet sich eine Zigarette an und seufzt laut, und einen Moment lang habe ich den Eindruck, sie fängt
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