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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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dunkler denn je. Irgendjemand hatte auf dem Sattelplatz ein Feuer angezündet und trockene Tücher bereitgelegt. Die Ankömmlinge nahmen sie dankbar zur Hand und rieben sich ab, denn alle waren sie durchfroren und seit Tagen in nassen Kleidern.
    Steve trocknete sich Haar und Gesicht mit einem gewärmten Handtuch, das ihm jemand reichte, und trank eine Holzschale heißen, duftenden Tee von frischer Pfefferminze. Dann half er beim Absatteln und Abreiben der Tiere, die sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnten. Er nahm einen Arm voll trockener Eichenblätter, die nach der Sonnenwärme eines milden Herbsttags rochen, und rieb sie einem jungen Kamelhengst ins nasse Fell, der mit zitternden Flanken dastand und lustlos an einem Büschel Heu schnupperte.
    Der Bach schäumte zu Tal; von weiter unten war der Motor einer Planierraupe zu hören.
    Die Traglasten, die ins Magazin befördert werden mussten, wurden verteilt. Steve ließ sich einen der glitschigen Lederballen, in die Trockenfleisch eingenäht war, auf die Schultern wuchten. Er krallte die Finger in die groben Nähte, damit ihm die Last nicht entglitt. So wankte er den Fußpfad hinab zu den Baracken im mittleren Bereich der Festung. Die Wärme des Tees und der Anstrengung durchströmte ihn und machten ihn schwindlig.
    Überall waren Männer mit Planierraupen und Schaufeln dabei den Bach einzudämmen, der über die Ufer zu treten und die Baracken zu unterspülen drohte und so toste, dass man sich nur mit lauter Stimme verständigen konnte.
    »Seit wir hier sind, haben wir keine derartigen Regenfälle gehabt«, sagte der Kommandant. »Das Wetter scheint doch rascher umzuschlagen, als wir bisher angenommen haben.« Er gab mit seinem Armstumpf dem Fahrer der Planierraupe ein Zeichen, der im Bachbett herumkurvte, eine Schaufel Kies aus dem Wasser hob und auf die Böschung kippte. Steve griff nach einer Schaufel um den Männern zu helfen, den aufgeschütteten Kies zu einem niedrigen Damm zu verteilen. Dabei würde ihm am schnellsten warm werden, sagte er sich.
    »Wie war’s?«, brüllte Jerome, ohne mit dem Schippen innezuhalten.
    »Interessant«, schrie Steve zurück. »Ich habe einen von Moses’ Söhnen auf dem Markt kennen gelernt. Ein prima Typ. Moses soll eine stattliche Reihe von Söhnen haben und eine Hazienda im Tessin.«
    »Ein Schwarzer im Tessin?« Jerome lachte lauthals. »Unvorstellbar.«
    »Ihm gehört praktisch die ganze Schweiz, und der Rest von Europa dazu. Nördlich der Alpen leben nur ein paar Stämme von den Boisei. Immer auf der Flucht vor den Knirpsen.«
    Jerome nickte. »Ich habe davon gehört. Es war also schon immer so. Dabei gibt es, weiß Gott, Platz genug in dieser Wildnis.«
    Plötzlich warfen sie beide ihre Schaufeln weg und rannten los. Zwei Männer, die mit im Norden gewesen waren, schleppten Harald an. Er war unter seiner Traglast zusammengebrochen und hatte das Bewusstsein verloren. Sie fassten mit an und brachten ihn ins Lazarett hinter der Kantine.
    »Zieht ihn aus«, sagte Nina, die eins der vier Betten frisch überzog. Dann brachte sie heißes Wasser aus der Küche und schüttete es in eine Feldbadewanne aus gummiertem Perlongewebe. Sie steckten Harald hinein, worauf er augenblicklich wieder zu sich kam.
    »He, was soll das?«, krächzte er, noch etwas benommen, während Nina ihm Rücken und Kopf abseifte. »Habt ihr keinen Respekt vor einem alten Mann?« Er kniff die Augen zu, als ihm die Seife ins Gesicht rann. »Von dir hätte ich das zuletzt erwartet, Nina. Ich habe dich stets für eine anständige Person gehalten.« Sein hochrotes Gesicht tauchte über dem Rand der Wanne auf und musterte die Umstehenden mit der Bitterkeit eines Wiedertäufers, der bei seinem heiligen Geschäft beinahe selbst im Jordan ertrunken wäre. »Ich bin nicht krank«, fauchte er. »Lasst mich in Ruhe. Ich habe zu tun.«
    »Du hältst den Mund, Hal, und legst dich ins Bett«, schimpfte Jerome. »Du hast Fieber.«
    Harald blickte ihn unglücklich an. »Meinst du?«
    »Das werden wir gleich feststellen«, sagte Nina. »Wir werden uns um dich kümmern. In ein paar Tagen bist du wieder auf den Beinen.«
    Harald blickte misstrauisch vom einen zum anderen, und jeder nickte ihm aufmunternd zu. Er wurde abgerubbelt und ins Bett gesteckt, ließ es mit sich geschehen und ergab sich in sein Schicksal.
    Alle schauten sie bei Harald rein, um nach ihm zu sehen, auch der Kommandant, Blizzard und Goodluck, doch er schlief längst wie ein Stein vor

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