Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
Vom Netzwerk:
Blödmann, Marlowe) – hatte angenommen, ich würde schon ganz verwandelt sein und zu ihren Diensten stehen, während sie noch damit beschäftigt war. Aber nein. Ihr feuchtes Gesicht verwandelte sich in eine schockierend kleinäugige Extremversion seiner selbst, sie würgte Galle, krümmte sich, rollte auf die Seite, verzog ihre hübschen Lippen und verwandelte sich in weniger als zwanzig Sekunden fließend und außergewöhnlich symmetrisch, während ich noch immer unordentlich knirschend und knackend meine menschlichen Umrisse verließ. Allerneueste 3 D-Computergraphik statt Fünfziger-Jahre-Zeitlupe, ein peinlicher Unterschied, bei dem ich mich fragte, ob wir später darüber lachen würden.
    Nicht, dass ich sonderlich viel Zeit zum Fragen hatte, wo mir doch der allumfassende Geruch einer Werwölfin in die unfertigen Nüstern stieg. Oh.
Oh.
Die Wochen schwacher menschlich-olfaktorischer Hinweise hatten mich in keinster Weise auf den gnadenlosen Schlag weiblichen Werwolfgestanks vorbereitet. Es hätte mich beinahe von den Füßen gehauen. Mit dem ersten Atemzug füllten sich meine Hoden mit einem wilden Gemisch aus libidinösem Jazz, mein Glied sprang auf wie ein Schnappmechanismus. Talulla, noch immer auf allen vieren, das Gesäß erhoben, gab ein leises Geräusch von sich, spreizte langsam die Beine und machte Platz für meine drängende Schnauze. Und da, lieber Leser, war ihr Wolfsgeschlecht, feucht an meiner feuchten Schnauze, größer, verstohlener, dunkler als ihr menschliches Äquivalent, mörderisch seidig und prall vor Blut, fest und weich wie eine reife Avocado, und es gab einen süßen Geruch ab, kurz vor der teuflischen Kante der Verwesung.
    Noch nicht
.
    Talulla knurrte bei dieser Ermahnung, die uns beiden gleichzeitig telepathisch übermittelt worden war, doch wir wussten, welche Verschwendung eine solche Zusammenkunft jetzt sein würde, wo der Hunger unsere Gedärme mit dem Messer bedrohte und das Geschenk der Beute noch nicht ausgepackt war. Ich berührte sie noch einen Augenblick sanft mit meiner Schwanzspitze, spürte den feuchten Eingang, der heißer war als der Fiebermund eines Babys, scheiterte beinahe,
beinahe
, im letzten Augenblick an diesem Liebestest – doch dann zog ich mich zurück und schaute mit einer Art wilder Bewunderung zu, wie sie sich zu ganzer Größe aufrichtete, mich mit ihren klügeren Tieraugen ansah, grinste und in die Dunkelheit hinausging. Ich setzte einen heißen Urinstrahl ab, um den Baum zu markieren, und folgte ihr.
    Wir verstanden einander. Die hellseherischen Fähigkeiten, die in unserer menschlichen Form nichts anderes waren als die ganz normale Nachsicht des neuen geliebten Menschen, steigerten sich nach der Verwandlung zu nahezu vollkommener Transparenz. Talulla wusste zum Beispiel, wohin wir gingen, obwohl ich es ihr gar nicht gesagt hatte. Die Fährte, die ich gestern gelegt hatte, zog sie an wie ein Traumpfad der Aborigines. Sie war für sie so deutlich zu erkennen, als hätte ich eine Phosphorspur gezogen. Ebenso das Bild von dem Haus, das ich ausgewählt hatte, da sie ja frei durch alle relevanten mentalen Akten blättern konnte. Ich hatte das Anwesen lang genug beobachtet und belauscht, um festzustellen, dass es einen einsamen männlichen Bewohner gab, für den dieses Haus im Stil eines Frank Lloyd Wright-Epigonen ein zweites Zuhause plus Tonstudio war, in das er sich in kreativen Krisen zurückzog. »Hör mal, wenn die andauernd die Stichpunkte verändern, dann ist die ganze Sache nur komplette Zeitverschwendung, verdammt, Jerry.« Bei meiner gestrigen Überwachung war er mit einem Kaffee, einem Joint und seinem Handy auf die Terrasse hinausgekommen. »Nein, nein, ich hab die Software komplett hier. Alles derselbe Scheiß. Derselbe nutzlose Scheiß, wenn die andauernd die Stichwörter verändern. Ich sollte … Ernsthaft. Dann verrat mir doch mal, wie jemand, der seinen dritten Spielfilm dreht, glauben kann, man könne mit irgendwelchen Sequenzen, die überhaupt nicht den letzten Schnitt darstellen, was anfangen? Ich finde … Genau. Ganz genau. Ja. Na ja. So viel zum bescheuerten
Indie-Wunderkind
 …
«
    Er sah gut aus, dunkelblondes Haar, mit dem Schnitt sah er aus wie ein leicht selbstvergessener Junge, guter, schmaler Mund, kantiger Kiefer und ein langer, muskulöser Körperbau. Bei aller Frauenfeindlichkeit mehr als genug Erfolg beim anderen Geschlecht. Zumindest nahm ich das an, vielleicht aus Wunschdenken. Ich hatte einen Mann ausgesucht (dazu

Weitere Kostenlose Bücher