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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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die Wärme dieses Glanzes lag auf mir wie ein Nachglühen.
Vorglühen
wohl eher, da es aus einer Zukunft herüberstrahlte, die voller Mordtaten sein würde. Talulla hatte mir in die Augen geschaut, als ich in sie eindrang, und etwas von Arabella gespürt, deren Seele in mir lebte, deren Geist mir aus den Augen schaute, hatte diese Anwesenheit bemerkt und verstanden, als sie ihre blassen Hüften in völliger, siegreicher Gefügigkeit hob, dass dieser Verrat, ob ich nun wollte oder nicht, natürlich meine Lust noch steigerte, mich ganz der neuen weiblichen Besitzerschaft überschrieb, auf den Altar pisste, aufs Grab schiss und den geliebten Körper in einem exquisiten, vollkommen bewussten Sakrileg im Namen des Eros ausgrub und schändete.
    Wir wussten beide, dass dies eine Frühphase war, die vorübergehen würde oder, falls sich daraus eine monolithische Perversion entwickelte, Ärger bereiten, den sexuellen Fluss unterbrechen, Pest verbreiten würde. Im Augenblick jedoch sah Talulla mich in überschwänglicher heimlicher Absprache an: Ja, ich
weiß
. Wie auch nicht? Wie konnte sie, nach sechs Opfern, die Freude des Falls nach dem Sündenfall
nicht
kennen?
    Langsam wurde der kalte Boden ungemütlich. Ich stand auf und nahm eine heiße Dusche. Ich wollte sauber zu ihr zurück, wollte meine Nase in ihre Möse stecken, meine Zunge in ihrem süßen jungen Hintern vergraben, wollte den gerissenen tierischen Duft dort unten, der all die Jahre des Nachfragens beantwortete.
Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und sie liebten es.
Doch die Welt drehte sich einfach weiter. Wir konnten nicht hierbleiben. Diese Geschichte mit dem Pfeil ergab keinen Sinn. Grainers Tage, lebende Exemplare einzufangen, waren lange vorüber. Es sei denn, es war Ellis gewesen, nicht Grainer, der Alfonse in der Wüste verfolgt hatte. So oder so mussten wir weg hier. Es war schon ziemlich dumm gewesen, überhaupt nach Manhattan zu kommen, wo die Verfolger in all den Menschenmassen nur schwer auszumachen waren.
    Ich putzte mir die Zähne und kehrte ins Schlafzimmer zurück, Talulla beendete gerade ihr Telefonat. Sie sah mich an. Wir lachten nicht, aber wenn das ein Film gewesen wäre, dann hätte im Skript jetzt ein Lachen gestanden, um zu zeigen, dass dies einer der Augenblicke war, wo das Wiedersehen nach zehn Minuten in getrennten Zimmern die Rückkehr zur einzigen Wirklichkeit darstellte, die zählte.
    »Du bist ja frisch geschrubbt«, stellte sie fest.
    »Größtmöglicher Kontrast. Ich will deinen Schmutz.«
    »Igitt. Na gut.«
    Ich trat ans Bett und legte mich neben sie. »Heute Nacht können wir schwelgen«, erklärte ich. »Morgen haben wir einiges zu erledigen.«

39 .
    In den folgenden Tagen traf der Verfolgungswahn die weiteren Entscheidungen. Wir verabredeten uns nur viermal, und das nie am selben Ort. Talulla musste Nikolai darauf vorbereiten, dass sie abwesend sein würde (er neigte dazu, sich mit der vielseitigen Alison zu streiten, sich einzumischen), ich musste mich um die Logistik kümmern. Kalifornische Nummernschilder, eine ganze Reihe von Perücken, Brillen, falschen Bärten, vor allem die Beschaffung eines falschen Führerscheins für Talulla Mary Apollonia Demetriou und die Übertragung von Vermögenswerten von etwa zwanzig Millionen Dollar auf ihren Namen. Der griesgrämige Geist der politischen Korrektheit schaute um die Ecke, doch mein Mädchen scheuchte ihn davon. »Ich sollte mir eigentlich wie eine Nutte vorkommen oder von oben herab behandelt«, sagte sie. »Tu ich aber nicht.« Ich hörte sie kaum. Selbst bei der allgemeinen globalen Straßenräuberei waren zwanzig Millionen für mich nur ein Klacks. »Taschengeld«, meinte ich zu ihr. »Um dich richtig auszustaffieren, brauche ich noch etwas Zeit. Kaimaninseln. Schweiz. Das ist nur für den Fall … Na ja.« Der üble Gestank des Mammons stammte in diesem Fall von der Tatsache, dass es nach Versorgung
nach meinem Tode
roch. Keiner von uns beiden konnte den Gedanken einfach so von sich weisen. Also dachten wir einen Augenblick bei Lichte besehen darüber nach. »Ich habe vor, am Leben zu bleiben«, sagte ich. »Wenn nicht, dann hast du, was du brauchst. Versprich mir nur, dass du dir immer schöne Unterwäsche kaufst.«
    »Du bist ein harter Verhandlungspartner«, erwiderte sie, »aber okay.«
    Blieb noch der Verfolgungswahn. Ich hatte Geschäftsanwälte in Manhattan (vier meiner Firmen haben ihren Hauptsitz dort), bestand

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