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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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hätte. »Sie können nicht einfach herkommen …«
    »Es war mein Freund. Mein Ex. Kopfschuss. Er war nackt.« Das hatte sie aus reiner Gemeinheit gesagt und es fühlte sich gut an. Sie gab der Versuchung nach und setzte noch eins drauf. »Man glaubt, die IRA habe ihn ermordet.«
    Schwester Tansy war sprachlos vor Entsetzen. Paddy wandte sich um und ging. Sie wusste, dass ihre Schwester diesen dreisten Auftritt würde ausbaden müssen.
    Draußen dachte sie, wie gut sie es hatte, dass sie herkommen und ihre Schwester besuchen konnte. Wie Priester arbeiteten Nonnen nur selten in der Nähe ihrer Heimatgemeinde. Meist wurden sie weit entfernt von ihren Familien eingesetzt. Die Kirche behauptete, sie könnten sich so besser auf ihre Berufung konzentrieren, aber Paddy sah darin den Versuch, ihnen die eigene Persönlichkeit zu nehmen und bestehende Bindungen zu zerstören, damit ihre Loyalität ausschließlich der Kirche galt. Die Bräute Christi sollten keine Familie außer der Kirche haben, die ja auch gleichzeitig ihr Arbeitgeber war. Manager und Freund. Als Schauspielerin hätte man gegen solche Arbeitsverhältnisse vor Gericht ziehen und Klage erheben können.
    Sie ging zum Wagen zurück. Ohne nachzudenken, fuhr sie auf die leere graue Autobahn und schlug den Weg zu der Stelle ein, an der man Terrys Leiche gefunden hatte.
    Als sie die Ausfahrt zum Flughafen Glasgow erreicht hatte, fuhr sie ab.

    Die Lobby war menschenleer, alle Check-in-Schalter geschlossen und unbesetzt. Ein blau uniformierter Sicherheitsbeamter zog lustlos an seiner Zigarette. Er nickte schuldbewusst, als Paddy durch die Automatiktür trat.
    »Kurze Zigarettenpause«, erklärte er.
    Paddy nahm die Entschuldigung mit einem Lächeln an.
    Während sie zwischen Schokoriegeln und Chipstüten herumspazierte, wurde sie von einer nicht mehr ganz jungen verschlafenen Frau in einem seltsamen Umhang beobachtet, die mit schweren Lidern und vorwurfsvollem Blick an der Kasse des ansonsten leeren Zeitungsladens saß.
    Obwohl Paddy Hunger hatte, war ihr nicht nach Essen zumute. Sie dachte an das Loch in Terry Hewitts Kopf, an die schwarze Spinne, die ihm über das Gesicht kroch, und ein zu hastiger Atemzug blieb ihr fast in der Kehle stecken. Sie starrte in das grellweiße Licht des Getränkekühlschranks, zwinkerte, um die Tränen zurückzuhalten, und fragte sich, was zum Teufel mit ihr los war. Sie hatte schon vorher Leichen identifiziert, entsetzliche Verletzungen, auch Gesichtsverletzungen, gesehen, und außerdem hatte sie Angst vor Terry gehabt. Sie sollte froh sein, dass er sie jetzt nicht mehr belästigen konnte. In dem Bewusstsein, beobachtet zu werden, nahm sie eine eiskalte Dose Irn-Bru aus dem Kühlschrank und trug sie zur Kasse.
    Die Verkäuferin setzte eine erwartungsvolle Miene auf, als Paddy an ihr vorbei auf das Regal mit den Tabakwaren sah, ein Päckchen Embassy Regal verlangte, drei Pfund bezahlte und sich mit ihren Zigaretten und dem Softdrink entfernte. Das kalte Metall der Dose brannte in Paddys Hand.
    Zurück auf dem Parkplatz verriegelte Paddy die Autotüren und blieb erst einmal sitzen. Sie umklammerte fest die Getränkedose und konzentrierte sich auf den frostigen Schmerz an ihren Fingerspitzen. Dann ließ sie den Wagen an, parkte aus und fuhr mit hundertsechzig Sachen auf die Autobahn.

IV
    Ein schottischer Sommermorgen beginnt mitten in der Nacht. Kurz nach drei Uhr klart der grenzenlose Himmel auf und die Sonne lugt wie eine Straßendiebin hinter dem Horizont hervor.
    Die Autobahn machte einen Bogen um einen Berg herum und plötzlich blickte Paddy über die weite Ebene der Clyde-Mündung. Die Ebbe hatte grauen, leicht geriffelten Sand zum Vorschein gebracht, dessen Quecksilberanteil in den ersten Sonnenstrahlen funkelte. Kleine Boote lagen zur Seite gekippt im weichen Uferschlamm. Zwei große Granithügel erhoben sich, massiv und rund wie Murmeln.
    Die erste Stadt, die sie erreichte, war Port Glasgow. Eine Wohnsiedlung aus Beton kauerte dem Wasser zugewandt am Fuße einer Anhöhe, pandaäugige Fenster spähten aufs Meer hinaus. Auf der Küstenseite der Straße wurden verlassene Lagerhäuser von zitternden Büschen besiedelt, die zwischen den Mauersteinen hervorbarsten. Die Rezession der Achtzigerjahre hatte die Schiffsbauwerften der Gegend so schlimm getroffen, dass Instantkaffee zu einer Art Währung geworden war: In der Gegend hatte es kein Geld gegeben, das man hätte stehlen können, aber die Kaffeegläser, die im Laden problemlos zu

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