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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Mörder, jedenfalls keiner, der sich dessen bewusst war. Rhodin war ein Puzzleteil, vielleicht sogar ein wichtiges, aber dieser Fall war kein Puzzle. Wenn alles vorbei war, konnten immer noch Teile fehlen.
    Winter hatte Rhodins Vernehmung im Präsidium fortgesetzt. Rhodin hatte kein Verbrechen gestanden. Er war jetzt ruhiger. Manche gestanden nie.
    »Wir haben ein bisschen zum Essen getrunken. Das habe ich doch gesagt. Sie hätten es ja kontrollieren können. Hinterher haben wir einen Spaziergang über die Klippen gemacht.«
    »Mit wem waren Sie zusammen?«
    »Wir waren allein. Das können Sie sich auch im Restaurant bestätigen lassen.«
    »Aber wer war bei Ihnen auf den Klippen?«
    »Er ist plötzlich aufgetaucht.«
    »Wer?«
    »Ich weiß nicht, wer es war, das habe ich doch gesagt!«
    »Woher kam er?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen? Plötzlich war er einfach da!«
    »Was ist passiert? Gab es eine Schlägerei?«
    »Ja.«
    »Warum haben Sie sich geprügelt?«
    »Ich … ich wollte nur helfen.«
    »Wem wollten Sie helfen?«
    »Anders natürlich. Ihm wollte ich helfen.«
    »Warum?«
    »Warum? Weil der andere Anders bedroht hat. Er war gefährlich, richtig lebensgefährlich. Er war wütend. Und er faselte irgendwas von Schlüsseln.«
    »Schlüsseln?«
    »Er hat was von Schlüsseln gesagt. Ich habe nicht richtig verstanden, um was es ging. Ich hatte Angst.«
    »Wollte er Schlüssel haben?«
    »Ich … habe das nicht verstanden. Und dann hat er noch etwas Seltsames gesagt.«
    Winter wartete. Rhodin schien nachzudenken, aber über was? Sein Blick war woanders.
    »Was hat er gesagt?«, insistierte Winter.
    »Er sagte … dass sie mehr Geld haben wollten.«
    »Mehr Geld? Wer wollte mehr Geld haben?«
    »Ich weiß es nicht, das hat er nicht gesagt.«
    »Hat er das zu Anders gesagt?«
    »Ja …«
    »Hat Anders es verstanden? Wusste er, wovon die Rede war?«
    »Ja. Er sagte, dass sie … ihn einschüchtern wollen.«
    »Hat er das so ausgedrückt? Dass sie ihn einschüchtern wollen?«
    »Ja.«
    »War es eine Bande? Erpresser? Wie viele waren es?«
    Rhodin schien wieder nachzudenken. Vielleicht dachte er wirklich nur über diese Szene nach. Für ihn war das Mysterium vorbei. Er hatte keine Geheimnisse mehr.
    »Das …« Er brach ab.
    »Ja?«
    »Es ging um irgendeine ›sie‹. ›Auf sie kann man sich nicht verlassen.‹ Ich glaube, das haben sie gesagt.«
    Sie. Sie. In Winters Kopf überstürzten sich die Gedanken, vorwärts, rückwärts. Sie. Er hatte »sie« getroffen, die junge Frau Svensson. Sie musste es sein. Er hatte beide getroffen, sie, die ihn einschüchtern wollten, indem sie mehr Geld forderten. Immer ging es um Geld.
    »Wenn … nun noch einmal jemand zurückkommt. Das ist mir unheimlich.«
    »Wenn wer zurückkommt?«
    »Ich weiß es nicht. Aber Sie sind ja hier, nicht wahr? Sie suchen jemanden, oder? Sie suchen etwas.«
    »Was ist eigentlich in der Wohnung passiert?«
    »Wir wissen es nicht«, hatte Winter geantwortet. »Wir wissen es wirklich nicht.«
    Jetzt wusste er es. Die verdammten armen Idioten. Haben sie es denn nicht kapiert? Warum hatte er es nicht selbst kapiert? Sie haben ihm gewissermaßen alles erzählt. Mildred und Mattias Svensson. Das Paar im Bett. Eine witzige Nummer. So muss er es ihnen schmackhaft gemacht haben. Vielleicht als einen Scherz oder ein Experiment. Filmexperiment, nichts von Bedeutung. Und ich bezahle euch dafür.
    Jemand mit viel Überredungstalent. Charme. Psychologisch geschult. Menschenkenntnis.
    Wahnsinn.
    »Verdammte Scheiße!«, schrie Winter und sprang auf.
    Rhodin riss die Hände wie zum Schutz vor das Gesicht.
    »Schlagen Sie mich ni…«
    Aber Winter war schon auf dem Weg aus dem Verhörzimmer. Er schrie nach Ringmar. Eine Sekunde lang fühlte er sich wie ein Kind, das nach dem Papa brüllt. Hilf mir, Papa. Halt mich fest!
    Er tippte Bertils Kurzwahl ein.
    Er hörte seine Stimme.
    »Bertil? Wo bist du?«
    »Unten auf dem Parkp…«
    »Warte im Auto!«
    Ringmar war am Haupteingang vorgefahren, als Winter aus dem Präsidium gestürmt kam. »Teatergatan«, sagte er, während er sich anschnallte. »Nimm die Abkürzung über Heden.«
    »Was ist los?«
    »Fahr!«
    Und Ringmar fuhr.
    Auf Heden gab es zu viele Radfahrer auf dem Asphalt.
    Ringmar nahm den Weg über die Fußballplätze.
    »Was ist passiert, Erik?«
    »Svensson, das Ehepaar Svensson! Sie waren es, die in dem Bett gelegen haben!«
    »Was sagst du da? Woher wei…«
    »Scheiß drauf, woher ich das

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