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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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weiß. Fahr zu! Vielleicht kommen wir noch nicht zu spät.«
    »Wie meinst du das?«
    Winter antwortete nicht. Ringmar fuhr über den Fußgängerüberweg von Södra vägen. Ein älterer Mann drohte ihnen mit der Faust. Er würde die Polizei anrufen.
    Sie überquerten die Avenyn haarscharf vor einer Straßenbahn. Ringmar bog in die Kristinelundsgatan ein.
    Tommy Näver stand immer noch nicht vor dem Tvåkanten.
    Ringmar parkte in der zweiten Reihe vor der Haustür. Die Baracken waren noch nicht abgebaut.
    Innerhalb von sieben Sekunden hatte Winter die Haustür geöffnet. Der mittelalterliche Schlossgang dahinter hatte sich seit ihrem letzten Besuch nicht verändert. Das gemauerte Gewölbe. Die Stille. Der kalte Wind, der durch den Tunnel strich.
    Bei Svenssons öffnete niemand. Beim letzten Mal hatten sie nach dem zweiten Klingelzeichen geöffnet. Winter klingelte ein drittes Mal, wartete einige Sekunden und manipulierte am Schloss. Es dauerte nur fünf Sekunden. Jede Sekunde war wie eine Minute.
    Während sie die Tür öffneten, riefen sie: »Frau Svensson! Herr Svensson!« Er ist ein netter Junge, dachte Winter.
    »Herr im Himmel. Ich will nicht hierbleiben.«
    »Wir können zu deiner Mutter fahren.«
    Aber die beiden waren nicht nach Hause zur Mama gefahren. Oder sie waren gefahren, jedoch wieder zurückgekommen.
    Sie lagen in dem breiten Doppelbett. Auf den ersten Blick waren sie nicht zu sehen. Sie waren nicht dick, nicht groß, und über dem Kopf hatten sie ein Kopfkissen. Sie lagen auf dem Rücken.
    »Du lieber Gott«, sagte Ringmar.
    »Am Ende haben wir sie doch gefunden«, sagte Winter. »Es ist wie im Film. Es wurde wie im Film.«
    »Oh Gott.«
    Winter ging zu dem Bett und nahm die Kissen weg, erst das eine, dann das andere. Mildred und Mattias Svenssons tote Augen starrten gegen die Decke.
    Tommy Näver warf wieder die Angelschnur aus. Es war eine einfache Angelrute. Unter der Älvborgsbrücke passierte eine Fähre. Sie verdeckte die Sonne. Im Januar stieg die Sonne nicht höher, und jetzt ging sie schon wieder unter.
    »Was gefangen?«, fragte Halders.
    Näver hatte sie kommen sehen, widmete sich aber weiter seiner Angelei. Aneta Djanali hatte so nah wie möglich geparkt. Näver stand auf der anderen Seite des Roten Steines, der in der Dämmerung intensiv rot leuchtete.
    »Deswegen steh ich nicht hier«, sagte er.
    Er zog den Schwimmer mit der Leine aus dem Wasser und legte die Angel auf einen Felsen neben eine Tüte aus dem Schnapsladen. Auf einem flachen Stein stand eine offene Bierdose.
    »Arbeiten Sie heute nicht?«, fragte Halders.
    »Nee, ich bummle Überstunden ab.« Näver streckte sich nach der Dose.
    »Wir haben mit Ihrem Sohn gesprochen«, sagte Halders.
    Näver zog die Hand zurück und begegnete zum ersten Mal Halders’ Blick.
    »Warum?«
    »Er meinte, Sie wären hier.«
    »Das war ziemlich überflüssig.« Nävers Stimme klang eher traurig. Er schaute über den Fluss. Dies war sein Platz. Und ein Quadratmeter Asphaltfläche vor dem Tvåkanten in der Avenyn.
    Die Fähre war auf dem Weg zum offenen Meer. Näver folgte ihr mit Blicken.
    »Eine unserer Kolleginnen ist verschwunden«, sagte Aneta Djanali.
    Jetzt sah Näver sie an. Er wirkte nicht betrunken. Er schaute wieder zu seiner Bierdose, ließ sie aber unberührt. Die Dose blitzte in den letzten Sonnenstrahlen auf, ein kleiner blauer Schimmer.
    »Wir glauben, dass Sie sie gesehen haben, kurz bevor sie verschwand.«
    »Aus welchem Grund glauben Sie das?«
    »Sie haben es zwei Polizisten in Zivil erzählt. Aber da wussten wir noch nicht, dass sie verschwunden ist.«
    »Wer ist es?«
    »Sie hat Sie Heiligabend zur Heilsarmee gefahren«, sagte Aneta Djanali.
    »Die ist das?! Die kenne ich! Was ist passiert?«
    »Wir wissen es nicht. Sie ist … verschwunden.«
    »Oh Gott!«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    »Ja … Wann soll das gewesen sein?«
    »Wir wissen es nicht genau. Vielleicht wissen Sie mehr.«
    »War sie in Uniform?«
    »Am Tag vor Silvester hatte sie frei, und Silvester auch«, antwortete Aneta Djanali. »Sie war in Zivil.«
    »Ich habe sie gesehen«, sagte Näver.
    »Wann?«
    »Das muss … Silvester … nein, einen Tag davor gewesen sein. Ich habe sie gesehen, aber sie hat nicht nach rechts und nicht nach links geschaut. Sie war auf dem Weg zur Kristinelundsgatan.«
    »Um welche Tageszeit war das?«
    »Mittags vielleicht, ich erinnere mich nicht genau. Ein oder zwei Uhr.«
    Die Sonne war jetzt verschwunden. Die Kräne am anderen

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