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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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hindeutet, dass Dahlquist an irgendeiner Bezirksmeisterschaft teilgenommen hat.«
    »Es ist nicht sein Pokal«, sagte Winter.
    »Umso besser«, sagte Ringmar.
    »Hundert Meter in irgendwas«, sagte Winter. »Hoffentlich findet das Labor es bei der Untersuchung des Pokals heraus.«
    »Wie viele Hundertmeter-Bezirksmeisterschaften kann es im Lauf des Jahres gegeben haben?«
    »Hunderte«, sagte Winter und trat auf die Straße.
    Winter stand in dem Zimmer. Es war das erste Zimmer. Er hatte das Gefühl, es schon hundertmal gesehen zu haben.
    Und dennoch habe ich nicht genug gesehen. Etwas ist mir entgangen.
    Er lauschte angestrengt. Unten auf der Chalmersgatan fuhr ein Fahrzeug vorbei. Es konnte aber auch der Wind gewesen sein.
    Er lauschte auf Geräusche aus anderen Teilen des Hauses. Doch er hörte nichts. Ich sollte so laut schreien, wie ich kann, und dann die Nachbarn fragen, ob sie etwas gehört haben. Niemand hat etwas gehört. Hier gibt es nur Stille. Die Befragung an den Wohnungstüren durch die Leute vom Ermittlungsdezernat hat ergeben, dass niemand etwas gehört hatte. Doch, einer. Der Nachbar draußen auf demselben Treppenabsatz. Er hatte in der frühen Nacht Schritte gehört. Irgendwann mitten in der Nacht.
    Winter hatte die Vernehmungsprotokolle gelesen. Niemand hatte etwas anderes gehört, und niemand hatte sich in den betreffenden Nächten oder frühen Morgenstunden im Treppenhaus aufgehalten.
    Er lauschte auf Schritte aus dem Treppenhaus. Nichts. Würde ich mich selber hören, wenn ich mich da draußen bewegte? Er ging in den Flur. Überall war es still. Er öffnete die Tür. Eine ältere Frau war gerade auf dem Weg in den vierten Stock. Sie warf ihm über die Schulter einen ängstlichen Blick zu. Winter nickte ihr zu. Schnell drehte sie den Kopf weg und stieg weiter die Treppe hinauf. Vom Flur hatte er sie nicht gehört.
    Winter ging zu der Wohnungstür rechter Hand. Ein vergoldetes Namensschild. Schiöld. Herman Schiöld. Das war der Name des Zeugen, der »etwas« gehört hatte, vielleicht Schritte. Winter drückte auf den Klingelknopf und wartete. Es blieb still. Er klingelte noch einmal. Es hörte sich an, als würde der Klingelton in der Wohnung herumrollen und dann dorthin zurückkehren, woher er kam. Es war das einzige Geräusch im ganzen Haus. Er stand wie erstarrt da und wartete, bis es wieder still war. Plötzlich hatte er das Gefühl, als könnte er sich nicht rühren, ein merkwürdiges Gefühl. Er konnte sich nicht von dieser Tür wegbewegen.
    In seiner Manteltasche klingelte das Handy.
    »Ja?«
    »Hallo, Halders hier. Wir sind mit Tommy Näver auf dem Weg ins Präsidium.«
    Er brauchte einige Sekunden, bis der Name bei ihm ankam.
    »Erik?«
    »Ja, ich bin noch dran. Näver. Gut. Was sagt er?«
    »Er hat Gerda Hoffner am Tag vor Silvester gesehen, glaubt er. Was das andere angeht, habe ich mich mit Fragen zurückgehalten.«
    »Okay. Wir sehen uns im Dezernat.« Winter drückte auf Aus, jetzt konnte er sich wieder bewegen.

44
    W inter empfing Tommy Näver in seinem Büro. Die Hände des Faktum -Verkäufers zitterten, als er sich über das Gesicht strich. Winter spürte einen Impuls, das Gleiche zu tun.
    »Ist sie wirklich verschwunden?«, fragte Näver.
    »Irgendwie ja«, antwortete Winter.
    »Sie ist ein gutes Mädchen. Das hab ich auf den ersten Blick erkannt.«
    »Erzählen Sie, wie Sie sie das letzte Mal gesehen haben.«
    »Was soll ich denn erzählen?«
    »Haben Sie miteinander gesprochen, als Sie sie das letzte Mal gesehen haben?«
    »Sie hat mich wahrscheinlich gar nicht bemerkt.«
    »Ach?«
    »Sie … schien irgendwohin unterwegs zu sein, hat bloß geradeaus gestarrt. Verstehen Sie?«
    »Ja.«
    »Hat sie sich etwas angetan?«, fragte Näver.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »So was passiert.« Näver schaute weg. »Ich habe Kumpel, die haben sich umgebracht.« Sein Blick kehrte zu Winter zurück. »Das kommt überall vor, auch Leute, denen man es nicht zugetraut hat, können sich plötzlich das Leben nehmen.«
    »Wir wissen es nicht. Aber ich glaube nicht daran.«
    »Das wäre furchtbar«, sagte Näver.
    Winter nickte. Es war immer furchtbar. Es war ein Ausweg, der keiner war. Manchmal ging der Tat eine besondere Ruhe voraus. War Gerda Hoffner ruhig gewesen, bevor sie verschwand? War sie heiter gewesen? Er wusste es nicht. Er musste fragen. Ihr Kollege schien ein fröhlicher Zeitgenosse zu sein. Johnny. Er würde sich nicht umbringen.
    »Ich möchte Sie etwas fragen, worüber Sie

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