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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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widerstrebt das alles so. Jedes Mal aufs Neue.«
    »Du meinst, es hätte nicht zum Teufel gehen dürfen? Mit dem Gedanken an ihren Hintergrund?«
    »Ja, vielleicht. Ich weiß es nicht, Erik.«
    »Der einzige Unterschied zwischen uns und den Reichen besteht darin, dass die Reichen mehr Geld haben«, sagte Winter.
    »Zu denen zählst du vermutlich auch, Winter.«
    »Absolut nicht.«
    »Dann habe ich mich wohl verhört.«
    »Wer hat das behauptet? Wem hast du diese Auskunft entlockt?«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern«, antwortete Edlund.
    »Ich gehöre zu den Arbeitern«, sagte Winter.
    »Wenn das so ist, gehörst du zu den neuen Arbeitern.«
    »Den jungen Arbeitern.«
    »Wie geht’s deinem Schädel?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gehört, dass du über längere Zeit schlimme Kopfschmerzen hattest.«
    »Himmel, und wen hast du für diese Auskunft gefoltert?«
    »Daran kann ich mich auch nicht erinnern.«
    »Wie geht’s deinem Schädel?«
    Es war Samstagabend, und die Kinder schliefen. Angela hatte in der vergangenen Stunde auch geschlafen, auf einem der Sofas im großen Wohnzimmer. Jeden Samstagabend das Gleiche. Die Woche holte sie ein, wenn man es so ausdrücken wollte. Sie selbst drückte es jedenfalls so aus. Winter hielt sich etwas munterer bei einem Glas Maltwhisky. Der wirkte besser als Tabletten. Vor einigen Minuten hatte er gehört, wie sie sich auf dem Sofa bewegte. Er schaute auf die Uhr. Noch war es ruhig auf dem Vasaplatsen. In einigen Stunden, wenn die Besoffenen ihren Weg nach Hause suchten, könnte es etwas lauter werden, aber danach war es meistens wieder still. Der Vasaplatsen war normalerweise ein ruhiger Platz. Er lag ein bisschen wie im Auge des Orkans oder dessen Kern. Deshalb lebte er gern hier. Immer wieder kehrte er zu diesem Kern zurück, der sich mitten in der Stadt befand. Es gab kein bedrohliches Meer. Nichts, was ans Ufer, über die Schwelle gespült werden konnte.
    »Dem Schädel geht es ausgezeichnet«, antwortete er.
    »Hast du in der letzten Zeit Tabletten genommen?«
    »Ich weiß nicht einmal, wo die liegen.«
    »Gut.«
    »Ich weiß nicht einmal mehr, wogegen ich sie genommen habe.«
    »Du hattest Kopfschmerzen, vermutlich Migräne.«
    »Dann würde sie wiederkommen.«
    Angela antwortete nicht.
    »Ich weiß, dass sie nicht wiederkommt«, fuhr er fort.
    »Gut.«
    »Glaubst du mir?«
    »Das weißt du selber am besten.«
    »Kann man so was wissen? Ich bin kein Arzt. Du bist hier die Ärztin.«
    »Du hast eine gute Intuition, oder?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nur ein bisschen.«
    »Können Kopfschmerzen nicht kommen und gehen? Es muss was Psychosomatisches gewesen sein.«
    »Dann können sie auch wiederkommen.«
    »Nein, ich bin jetzt ein anderer.«
    »Inwiefern?«
    Er nahm einen kleinen Schluck von dem sechzehn Jahre alten Longrow, den er vor einigen Wochen bestellt hatte. Er hätte selbst hinfahren sollen, sie alle hätten hinfahren sollen, Urlaub mit der Familie. Mull of Kintyre, Campbeltown. Im Frühling, ganz sicher im Frühling. Sie könnten sich dort mit Steve und seiner Familie treffen. Steve Macdonald, sein Freund und Kollege aus Croydon im Süden von London. Sie hatten sich schon einmal in Schottland getroffen. Beim letzten Mal wäre Steve beinahe gestorben, erschossen an einem Strand, einem anderen Strand unterhalb der Stadt Cullen östlich von Inverness. Nun strebten sie ein neues Treffen an, in dieser Wohnung. Silvester am Vasaplatsen. Vielleicht, vielleicht. Auld Lang Syne. Als Steve das letzte Mal hier gewesen war, hatten sie gemeinsam an einem Fall gearbeitet, der Göteborg und London betraf. Das war fast fünfzehn Jahre her. Damals war Bergenhem beinahe gestorben. Das erste Mal.
    »Habe ich dir erzählt, dass ich heute Nachmittag mit Sarah gesprochen habe?«, fragte Angela.
    »Definitiv nicht.«
    »Als ich mit den Kindern nach Hause kam, hat das Telefon geklingelt.«
    »Ja?«
    »Sie freut sich auf die Reise. Alle freuen sich.«
    »Ja.«
    »Wir hoffen also beide, dass nichts dazwischenkommt.«
    »Warum sollte etwas dazwischenkommen?«
    »Bei zwei Ehemännern in eurer Branche kann man ja nie wissen.«
    »Ein Mord zu Silvester, meinst du?«
    »Ja. Oder vorher. Zum Beispiel in London. Steve müsste möglichst hier sein, bevor etwas passiert.«
    »Das ist eine Frage der Planung«, sagte Winter.
    »Wessen Planung?«
    »Von allen.« Er schnupperte an seinem Whisky. Salz und Erde. Farbe wie zwanzigkarätiges Gold.
    »Mörder feiern also auch Silvester?«,

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