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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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finstere Ausdruck der Wut breitmachte, als ihm das Komplott richtig klar wurde, das Mr. Casaubon und seine Nichte da geschmiedet hatten. Ohne sich den Brief noch einmal ansehen zu müssen, fielen ihm bestimmte, bedeutsame Sätze wieder ein. ‘Ein schöner Aufstand, der dich sicher interessieren wird’ und’hoffe, meine Mitteilung ist vielleicht für dich nützlich’ sprangen ihm ins Gedächtnis. Ein Zimmermädchen, dachte er, eine Maus mit Riesenohren... Wie viele ehebrecherische Frauen hatte Elsie wohl ausgemacht? In wie viele Schlafzimmer war sie ganz aus Versehen gestolpert? Wie viele homosexuelle Liebschaften hatte sie entdeckt, als Homosexualität noch strafbar war? Gar nicht zu reden von all den anderen Geheimnissen, zu denen sie Zugang hatte, Papieren und Briefen in Schubladen, geflüsterten Heimlichkeiten zwischen Frauen, die nach einem Gin zuviel nachts freizügig ausgetauscht wurden. Die Information über Swan, da war Wexford sicher, war nur eine unter vielen solchen Neuigkeiten, die Onkel Charly in dem Wissen zugespielt worden waren, daß er sie zu Geld machte, von dem Elsie zur rechten Zeit ihren Anteil verlangen würde. Ein schlaues Gaunerstück, doch eines das, sah man sich Mr. Casaubon jetzt an, letztendlich nicht zu seinem Vorteil gediehen war.
    »Wo hat diese Elsie zu der Zeit gearbeitet?« bellte er.
    »Weiß er nicht mehr«, sagte Monkey. »Irgendwo im Lake District. Sie hatte viele Jobs auf die eine oder andere Art und Weise.«
    »O nein. Es war alles ein und dieselbe Weise, und eine sehr schmutzige dazu. Wo ist sie jetzt?«
    »Südafrika«, murmelte Mr. Casaubon mit dem ersten Anzeichen von Nervosität. »Hat einen reichen Juden geheiratet und ist mit ihm zum Kap.«
    »Den Brief können Sie behalten.« Monkey lächelte gewinnend. »Sie werden sicher bißchen nachhaken wollen. Ich mein, alles in allem sind wir ja nur zwei unwissende Typen, wenn man’s mal recht betrachtet, und wir wüßten nicht, wie man an den Richter rankommt und all das.« Er rückte seinen Stuhl näher an Wexfords. »Wir wolln nur unsre rechtmäßige Belohnung dafür, daß wir Sie auf die Spur gebracht haben. Wir verlangen nich mehr als das, wir wolln kein Dank oder so was...« Seine Stimme schwankte, und Wexfords unheilvolle Miene brachte ihn schließlich zum Schweigen. Er inhalierte tief und schien endlich zu dem Schluß zu kommen, daß es an der Zeit war, seinem zweiten Gast auch etwas anzubieten. “Nehm Sie ‘nen Schluck Whisky,’vor Sie gehn?«
    »Nicht im Traum«, sagte Wexford freundlich. Er beäugte Mr. Casaubon. »Wenn ich etwas trinke, dann bin ich sehr wählerisch mit meinen Kumpanen.«

14
    Nervöser Glückszustand, entschied Wexford, damit war Burdens derzeitige Verfassung wohl am besten umschrieben. Er war geistesabwesend, oft untätig, und man konnte beobachten, wie er blicklos ins Leere starrte und wegen nichts und wieder nichts aus der Haut fuhr, doch immerhin war es eine Abwechslung nach der trüben, überempfindlichen Leidensgestalt, als die ihn alle zunehmend empfunden hatten. Höchstwahrscheinlich war der Grund für diesen Wandel eine Frau, und Wexford fielen Dr. Crockers Worte ein, als er seinen Freund und Assistenten am nächsten Morgen im Fahrstuhl traf.
    »Wie geht es denn Miss Woodville so?«
    Fleckige, brennende Röte, die sich daraufhin über Burdens Gesicht ausbreitete, war sein Lohn und befriedigte ihn irgendwie. Es bestätigte seine Vermutung, daß in letzter Zeit zwischen den beiden etwas vorgefallen war, etwas wesentlich Aufregenderes als die Diskussion darüber, ob die kleine Pat fürs Herbstschuljahr einen neuen Blazer brauchte.
    »Meine Frau«, fuhr er unnachgiebig fort, »hat erst gestern gesagt, welch ein Turm an Stärke Miss Woodville für Sie gewesen sein muß.« Und als dies keine Reaktion hervorrief, fügte er hinzu: »Noch besser, wenn dieser Turm an Stärke auch noch ungewöhnlich hübsch anzusehen ist, was?«
    Burden sah mit solcher Intensität durch ihn hindurch, daß Wexford sich plötzlich ziemlich durchsichtig vorkam. Der Fahrstuhl hielt. »Wenn Sie mich brauchen, ich bin in meinem Büro.«
    Wexford zuckte die Achseln. Das kann ich auch, dachte er. Von mir kriegst du keine freundlichen Angebote mehr, mein Junge. Halsstarriger Prüdling. Was machte er sich überhaupt Gedanken über Burdens tristes Liebesleben? Er hatte andere Dinge im Kopf, deretwegen er auch noch schlecht geschlafen hatte. Die halbe Nacht hatte er wachgelegen und über diesen Brief und Monkey Matthews

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