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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Frau mit Sean Lovell nichts geahnt?«
    »Ich wußte, daß sie ein gewisses mütterliches Interesse an ihm hatte. Wir selbst hatten keine Kinder. Sie hat mich einmal gebeten, mich bei meinem Freund von der BBC zu verwenden, daß er ihn mal vorsingen läßt, wozu ich jedoch keine rechte Lust hatte - jetzt werde ich mich aber darum kümmern. Das ist das mindeste - und das letzte -, was ich für sie tun kann.«
    »Entschuldigen Sie meine Frage - aber ist Ihnen nie der Verdacht gekommen, es könnte sich um mehr als ein nur mütterliches Interesse handeln?«
    Quentin verzog angewidert das Gesicht und schüttelte heftig den Kopf. »Mein Gott«, sagte er, »das ist nicht möglich, aber wenn doch... Ich habe nicht das Recht, über sie zu richten, nicht während ich und Nelleke... Mr. Wexford, ich begreife nicht, was da alles unterschwellig mit hineinspielt. Ich begreife rein gar nichts davon.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Wexford grimmig.
    Burden machte in der Zwischenzeit eigene Entdeckungen.
    Als er aus dem Stammhaus trat und durch das Tor in den Hof ging, begegnete er Mrs. Cantrip, die mit einem Bund Petersilie in der Hand aus dem Küchengarten kam.
    »Ach, haben Sie mich erschreckt, Sir«, sagte sie. »Sie gehen so leise. Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Ist es dafür nicht schon ein wenig spät?« fragte Burden mit einem Blick auf die Uhr, auf der es halb sechs war. »Wann machen Sie hier denn Feierabend?«
    »Eigentlich um vier, schön wär’s ja, aber wir sind momentan alle ganz schön durcheinander und wissen nicht, wo uns der Kopf steht. Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß, Sir. Der Tee wird Ihnen guttun, und Will möchte mal kurz mit Ihnen sprechen.«
    »Um was geht es denn?« fragte Burden, während er mit ihr zum Haus schlenderte.
    »Mir wollte er es nicht sagen, Sir. Es hat was mit einem Schal zu tun, glaube ich.«
    In der Küche saß Will Palmer am Tisch neben dem Mann, den Burden am Gartentor im Gespräch mit Mrs. Lovell bemerkt hatte. Sie tranken Tee aus dunkel lasierten Steingutbechern. Der andere Mann hatte offensichtlich zwei Hasen, vier Ringeltauben und eine Steige Eier gebracht, die eine karierte Arbeitsplatte zum Großteil bedeckten.
    Kaum hatte er Burden erblickt, sprang Palmer auf.
    »Ich hab da was, das Sie sehen sollten, Sir.«
    »Und?« Burden nahm den von Mrs. Cantrip angebotenen Tee und entfernte sich damit so weit es ging von dem toten Wild.
    »Das ist es.« Mit triumphierender Miene holte Palmer unter dem Tisch eine nasse Plastiktüte hervor, die oben mit Gartenschnur zugebunden war. Burden löste den Knoten und zog einen Stoffetzen heraus. Er war feucht, aber nicht durchnäßt und immer noch auf den ersten Blick als Seidenschal erkennbar. Das aufwendige Muster darauf war jugendstilähnlich, stilisierte goldene Blätter auf blaßgelbem Grund. Über die Mitte des Schals lief ein langer brauner Fleck. Burden runzelte die Stirn.
    »Wo haben Sie ihn gefunden?«
    »In einem Loch in einer Eiche unten in Cleever’s Vale.«
    »Und wo ist Cleever’s Vale, bitte?«
    Auf Palmers Gesicht trat verblüfftes Befremden. Offensichtlich war es unvorstellbar für ihn, daß irgend jemand - und schon gar ein Polizist - Cleever’s Vale nicht kannte, das doch ebenso zur Gegend um Myfleet gehörte wie der Wald.
    »Es gehört zum Anwesen, Sir«, erklärte Mrs. Cantrip ungehalten. »Wenn Sie von Kingsmarkham zum Herrenhaus fahren, ist es der erste Teil des Parks, an dem Sie vorbeikommen.«
    »Ich war dort, weil ich die alten Pilze von der Eiche schnitt«, sagte Palmer, der sich von seiner Verwunderung inzwischen erholt hatte. »Dann bin ich aber auf dieses Loch gestoßen, wahrscheinlich stammt es von einer Eule...«
    »Eichhörnchen«, warf der andere Mann lakonisch ein und wischte sich den Mund ab. Er war sehr dunkel im Gesicht und hatte dringend eine Rasur nötig.
    »Oder von einem Eichhörnchen, was ich auch noch gesagt hätte, Alf«, erklärte Palmer ärgerlich. »Von einer Eule oder einem Eichhörnchen, für einen Specht war’s nämlich viel zu groß.«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrer Tierkunde.«
    »Schon gut, Sir, brauchen ja nicht gleich aus der Haut zu fahren.« Palmers Miene wurde noch bedeutsamer, als die Tür zum Garten aufging und Sean Lovell hereinkam, um sich ebenfalls an den Küchentisch zu setzen. »Das Loch war auf gleicher Höhe wie mein Kopf, etwa ein Meter achtzig über dem Boden.«
    »Einsfünfundsiebzig«, verbesserte ihn der Dunkelhäutige.
    Palmer starrte ihn wütend an, ließ sich aber

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